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Cirque Alexandre Bouglione - Tour 2012

www.bouglione.be
; 65 Showfotos

Brüssel, 27. Oktober 2012: Mit dem bewährten Mix aus Nummern des Saisonprogramms und eigens engagierten Artisten präsentiert der Cirque Alexandre Bouglione auch in diesem Jahr sein „Brüsseler Circusfestival“. Bereits zum sechsten Mal wird im Anschluss an die Tournee durch Belgien für knapp zweieinhalb Monate unweit des Wahrzeichens Atomium gastiert. Der Zweimaster, der während der Saison als Spielzelt dient, bildet jetzt das Vorzelt. Gespielt wird nun in einem Chapiteau mit vier Masten, Gradin und Einzelsitzen in den aufwendig gestalteten Logen. Beibehalten wurde das Programm-Motto „Viva Latino!“, welches aber erst beim bunten Finale richtig zur Geltung kommt.

Wie schon in der vergangenen Ausgabe werden die einzelnen Artisten mittels einem Foto auf der Leinwand über dem Artisteneingang angekündigt. Es wirkt etwas unpersönlich, durch den Verzicht auf einen Monsieur Loyal aber hat die Show ein sehr flottes Tempo. Es geht quasi Schlag auf Schlag. Längen gibt es nicht, die Regie hat offensichtlich sehr gute Arbeit geleistet. Die Musik kommt zwar vom Band, ist aber perfekt ausgewählt und wird professionell eingespielt. Das Lichtdesign ist ebenfalls sehr ausgefeilt, sodass der Gesamteindruck rundum überzeugend ist.


Sandro Montez

Dazu leisten selbstverständlich auch die gezeigten Darbietungen ihren Beitrag. Größere Veränderungen gab es bei den hauseigenen Tiernummern. Statt Elefant und Raubtieren werden nun Kamele und Elefanten präsentiert. Statt Vorführern aus der Direktionsfamilie zeichnet jetzt Sandro Montez für das Training sowie die Präsentation der Vierbeiner verantwortlich. Zunächst zeigt der von Krone, Barum, Charles Knie und Arlette Gruss bekannte Tierlehrer vier Kamele in flotter Freiheit, die  Bouglione vom Circus Universal Renz erworben hat. Vom Circus Belly-Wien stammt der Sechserzug Friesen, der die Schlussnummer bildet. Die Pferde beherrschen schon jetzt ein ansprechendes Repertoire. Montez ist dabei, dieses weiter auszubauen. Wer diesen profilierten Tierlehrer kennt, weiß, dass hier noch einiges zu erwarten ist.


Familie Saabel

Noch mehr Pferde gibt es dank der Familie Saabel zu sehen. Mit ihrer wunderschönen dreifachen Hohen Schule im spanischen Stil eröffnen sie das Programm. Zunächst auf weißen Pferden, später auf Friesen zeigen sie zu dritt wunderschöne Reiterspiele. Alexandra Saabel ergänzt diese vortrefflich mit Tanz auf dem Manegenboden. Es entsteht ein harmonisches, wunderbares Schaubild. Eine volle Manege gibt es ebenfalls bei ihrem zweiten Auftritt, den das Quartett in nordischen Kostümen präsentiert. Aus stilisierten Eisblöcken gebildete Postamente bilden die Sitzplätze für ihre vierbeinigen Partner, jeweils vier Huskys und schneeweißen Spitze. Neben den vielfältigen Tricks überzeugt auch hier die äußerst stimmige Aufmachung. Diese Ausgewogenheit zwischen Trickstärke und Präsentation kennzeichnet ebenfalls die Handstand-Equilibristik von Alexandra Saabel. In der an diesem Tag dritten Vorstellung erleben wir allerdings ihre jüngere Schwester Kelly mit einer sehr ähnlich aufgebauten Nummer.


Yosvany Rodriguez Pena, Anouchka Bouglione, Nistorovs

Vom Circus Louis Knie junior kommt Yosvany Rodriguez Pena. Sehr elegant tanzt er im luftigen weißen Outfit über das Sprungseil, wo er unter anderem das Seilspringen und mehrere Salti zeigt. In seinem zweiten Auftritt zieht es ihn an Strapaten bis unter die Circuskuppel. Der weitere artistische Part wurde aus dem Saisonprogramm prolongiert. Anouchka Bouglione offeriert ihre Trapezartistik wirkungsvoll in einem überdimensionalen Vogelkäfig und sorgt ebenso für einen Schuss Erotik wie Liliana Tudor, die sich zu Musik aus dem Film „Burlesque“ am vertikalen Mast präsentiert. Nicht nur hinsichtlich des Verkaufs, sondern auch was die Leistung angeht, sind beide Darbietungen sehr sehenswert. Zufriedenheit garantiert ist wie gewohnt bei den Nistorovs. Zunächst jonglieren die Geschwister zu dritt mit Bällen, Keulen und Fackeln. Im Quartett mit Eugenios Ehefrau Alina geht es dann mit Rollschuhen an den Füßen auf das runde Podest. Die rasante Arbeit wird nicht zuletzt dank der charmanten Präsentation der Akteure zu einem echten Hingucker und Stimmungsgaranten.


César Diaz

Während die Nistorovs in Brüssel auf die Einbindung eines Zuschauers verzichten, holt sich Komiker César Dias gerne Mitspieler aus dem Publikum in die Manege. Dies etwa, um sich zu duellieren oder um mit dem Motorrad auf Tour zu gehen. Er bindet seine Partner aber so charmant und professionell ein, dass das Mitspielen ein wirkliches Vergnügen für alle Beteiligten wird, das Publikum auf den Rängen inklusive. Sein Markenzeichen, die mit dem Mund erzeugten Geräusch, setzt er immer wieder vortrefflich ein. Auch im Solo, etwa als sich in Mikrofonkabel und Hocker verheddernder Sänger, weiß er zu begeistern. Dass er tatsächlich ein toller Sänger ist, darf er beim Finale beweisen. Weitere komische Einlagen kommen von Clown Rony, der bereits auf Tournee mit von der Partie war.

Mit einem lebhaften Finale, bei dem verschiedenfarbige Tücher von der Kuppel zu den Artisten gespannt werden, endet diese Show. Als Prolog quasi wird die Unternehmensgeschichte auf der Videoleinwand visualisiert. Dafür müssen wir auf persönliche Abschiedsworte verzichten. Mag sein, dass die Brüsseler Programme von Alexandre Bouglione in den Vorjahren etwas stärker besetzt waren. Die aktuelle Show ist allerdings so mitreißend, schwungvoll und kurzweilig, dass sie einfach rundum begeistert.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch