Irgendwie wird man
das Gefühl nicht los, dass „Herzblut“ – so der Name der neunten
Auflage von Salto Natale – schon wieder vorüber ist, bevor die
Show eigentlich richtig angefangen hat.
Dieser Eindruck ist
möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Zahl der
artistischen Darbietung überschaubar bleibt. Gerade mal sechs
Programmpunkte sind dem akrobatischen Bereich zuzuordnen. Wobei
positiv zu erwähnen ist, dass alle Akteure der ersten
Artistenliga angehören.
Dany
Daniel, Sergey Akimov, Trio Ballerina
Wie etwa Sergey
Akimov an den Strapaten, Dany Daniel auf der Rola Rola, Elena
Drogaleva mit ihren jonglierenden Gentleman und die
Chernievski-Truppe als Matrosen am Schleuderbrett. Besonders
hervorzuheben sind auch die zwei Auftritte chinesischer
Artisten. Völlig zu Recht als Akrobatik-Weltstars wird das Trio
Ballerina angekündigt, das Akrobatik mit klassischem Ballet
verbindet. Unglaublich ist zum Beispiel der Spitzentanz der
beiden weiblichen Artistinnen auf den Armen ihres Untermanns.
Ein optischer Hochgenuss ist wiederum der Auftritt der Xinjiang
Acrobatic Troupe. Zehn Chinesinnen in schneeweißen Kostümen
bauen Hand-auf-Hand-Pyramiden und Linda Fäh, die Miss Schweiz
2009, singt dazu gefühlvoll Katie Meluas „Nine Million Bicycles
in Beijing“. Zum Dahinschmelzen!
Galumpha, Xinjiang
Acrobatic Troupe, Zuo Kun
Zum Kaputtlachen
ist hingegen das Duo Full House. Die Schweizerin Gaby Schmutz
und der New Yorker Henry Camus sind in der Tat ein urkomisches,
sich auf der Bühne permanent streitendes Paar, das zur Freude
des Publikums ständig bemüht ist, sich gegenseitig die Show zu
stehlen. In ihren Kostümen, die das Outfit abgehalfterter
Varietestars parodieren, bilden die beiden einen starken
Kontrast zu der geschmackvollen Bekleidung der übrigen
Ensemblemitglieder.
Überraschend gut
kann sich dagegen Bauchredner Willer Nicolodi integrieren. Mit seiner glamourösen
Art und der neuen Puppe Joselito sorgt er wie üblich für
Lachsalven. Eher verhalten sind dagegen die Reaktionen auf das
Trio Galumpha aus den USA. Ihre avantgardistische Jonglage mit
drei selbstklebenden „Schneebällen“ hat zwar charmante Momente,
lässt aber letztlich einen finalen Clou vermissen. Etwas fürs Herz
ist wiederum die kleine Rahmenhandlung, die ein kleines Mädchen
(Sofiya Lomaeva) im Mittelpunkt sieht. Anfangs noch ungelenk wird sie von
einem kopflosen Wesen in die Welt der Artistik eingeführt,
schaut sich bei den auftretenden Akteuren einiges ab und hat zum
Schluss der Show einen kleinen Auftritt als Bodenakrobatin. Die
Entwicklung der kleinen Circusprinzessin und das wiederholte
Auftauchen herzförmiger Luftballons soll wohl den Leitsatz „Was
man mit Herzblut tut, kommt meistens besonders gut“
illustrieren. Ein Spruch, der selbstverständlich auch in diesem
Jahr für Salto Natale gilt. Denn trotz der angemerkten
Kritikpunkte ist auch „Herzblut“ moderne circensische
Unterhaltung auf höchstem Niveau. Quasi „Circus de luxe“, wie es
eine unbedarfte Zuschauerin formulierte. |
Sofiya Lomaeva |
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