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Salto Natale - Herzblut 2011
www.saltonatale.ch

Zürich-Kloten, 19. November 2011: Die exzellente Liveband begleitet stimmungsvoll. Das Licht ist auf der Höhe der Zeit. Das mit attraktiven Damen und Herren besetzte Ballett tanzt mitreißend. Und für die engagierten Artisten wurden eigens Kostüme entworfen, die höchsten ästhetischen Ansprüchen entsprechen. Keine Frage: Die Verpackung bei Salto Natale, dem „Circus der besonderen Art“ von Gregory und Rolf Knie, stimmt. Und doch will sich die ganz große Begeisterung in diesem Jahr in Zürich-Kloten bei "Herzblut", der neunten Auflage von Salto Natale nicht einstellen.

Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass „Herzblut“ – so der Name der neunten Auflage von Salto Natale – schon wieder vorüber ist, bevor die Show eigentlich richtig angefangen hat. Dieser Eindruck ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Zahl der artistischen Darbietung überschaubar bleibt. Gerade mal sechs Programmpunkte sind dem akrobatischen Bereich zuzuordnen. Wobei positiv zu erwähnen ist, dass alle Akteure der ersten Artistenliga angehören.


Dany Daniel, Sergey Akimov, Trio Ballerina

Wie etwa Sergey Akimov an den Strapaten, Dany Daniel auf der Rola Rola, Elena Drogaleva mit ihren jonglierenden Gentleman und die Chernievski-Truppe als Matrosen am Schleuderbrett. Besonders hervorzuheben sind auch die zwei Auftritte chinesischer Artisten. Völlig zu Recht als Akrobatik-Weltstars wird das Trio Ballerina angekündigt, das Akrobatik mit klassischem Ballet verbindet. Unglaublich ist zum Beispiel der Spitzentanz der beiden weiblichen Artistinnen auf den Armen ihres Untermanns. Ein optischer Hochgenuss ist wiederum der Auftritt der Xinjiang Acrobatic Troupe. Zehn Chinesinnen in schneeweißen Kostümen bauen Hand-auf-Hand-Pyramiden und Linda Fäh, die Miss Schweiz 2009, singt dazu gefühlvoll Katie Meluas „Nine Million Bicycles in Beijing“. Zum Dahinschmelzen!


Galumpha, Xinjiang Acrobatic Troupe, Zuo Kun

Zum Kaputtlachen ist hingegen das Duo Full House. Die Schweizerin Gaby Schmutz und der New Yorker Henry Camus sind in der Tat ein urkomisches, sich auf der Bühne permanent streitendes Paar, das zur Freude des Publikums ständig bemüht ist, sich gegenseitig die Show zu stehlen. In ihren Kostümen, die das Outfit abgehalfterter Varietestars parodieren, bilden die beiden einen starken Kontrast zu der geschmackvollen Bekleidung der übrigen Ensemblemitglieder.

Überraschend gut kann sich dagegen Bauchredner Willer Nicolodi integrieren. Mit seiner glamourösen Art und der neuen Puppe Joselito sorgt er wie üblich für Lachsalven. Eher verhalten sind dagegen die Reaktionen auf das Trio Galumpha aus den USA. Ihre avantgardistische Jonglage mit drei selbstklebenden „Schneebällen“ hat zwar charmante Momente, lässt aber letztlich einen finalen Clou vermissen. Etwas fürs Herz ist wiederum die kleine Rahmenhandlung, die ein kleines Mädchen (Sofiya Lomaeva) im Mittelpunkt sieht. Anfangs noch ungelenk wird sie von einem kopflosen Wesen in die Welt der Artistik eingeführt, schaut sich bei den auftretenden Akteuren einiges ab und hat zum Schluss der Show einen kleinen Auftritt als Bodenakrobatin. Die Entwicklung der kleinen Circusprinzessin und das wiederholte Auftauchen herzförmiger Luftballons soll wohl den Leitsatz „Was man mit Herzblut tut, kommt meistens besonders gut“ illustrieren. Ein Spruch, der selbstverständlich auch in diesem Jahr für Salto Natale gilt. Denn trotz der angemerkten Kritikpunkte ist auch „Herzblut“ moderne circensische Unterhaltung auf höchstem Niveau. Quasi „Circus de luxe“, wie es eine unbedarfte Zuschauerin formulierte.


Sofiya Lomaeva

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Text und Fotos: Sven Rindfleisch