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Cirque Pinder - Paris 2011
www.cirquepinder.com

Paris, 2. Dezember 2011: „Stärker" war das Wort des Abends im Cirque Pinder. Unermüdlich und mit großem Enthusiasmus animierte der neue Monsieur Loyal vor allem die zahlreichen Kinder im voll besetzten 5000-Personen-Zelt die Leistungen der Artisten und Tierlehrer zu honorieren, „stärker“ zu honorieren. Das Publikum folgte wie selbstverständlich und spendete reichlich Applaus. Als dann auch noch die Laola-Welle durch den gewaltigen Sechsmaster schwappte, erinnerte die Atmosphäre jener, die in einem Fußballstadion herrscht, wenn die Heimmannschaft gewonnen hat.

So bleiben diese  begeisterten, vom Mr. Loyal mit angefachten Reaktionen dann auch mehr im Hinterkopf als das eigentliche Programm. Jenes ist wie bei Pinder üblich eine reine Nummern-Abfolge, die allerdings etwas weniger stark besetzt ist als in den Vorjahren. Leider sorgen auch 2011 die oftmals unpassende Musik-Begleitungen aus der Konserve und das wenig akzentuierte Licht  - trotz imposanter Anlage – für Schwächen in der Aufmachung.


Gina Giovannis, Mila Decker, Duo Solys

Dabei zeigte man beim Gastspiel auf der Pelouse de Reuilly zum Großteil die aus dem Saison-Betrieb bekannten Darbietungen. Auch die fünf Shaolin-Mönche durften ihre bereits im Vorjahr in Paris zu sehenden Kampfspiele erneut präsentieren. Im artistischen Bereich vertreten waren zudem Mila Decker mit ihrer Arbeit am Luftring, Georgio mit seinen fluoreszierenden Diabolos im Dunkeln und die kubanische Truppe Habanna mit umfangreichen Repertoire am Flugtrapez samt zweiten Fänger in der Mitte sowie auf der Russischen Schaukel. Gleich drei Nummern ließen sich dem Genre der Equilibristik zuordnen: Iurie Basiuls fließende Kür ganz in Weiß, Gina Giovannis nach wie vor leistungsstarke Handstände auf einem hohen Piedestal und das Duo Solys mit ihrer wunderbaren Partnerarbeit, in der besuchten Vorstellung leider ohne ihren Schlusstrick samt Eifelturm.


Iurie Basiul

Für den humoristischen Anteil im Programm waren die Mitglieder des Trio Cardinali verantwortlich, sei es im Ballspiel mit dem Publikum, im gemeinsamen Boxentree oder als klassische Musikalclowns. Die verschiedenen Exoten des Hauses wurden nun in Paris, wie bereits auf Tournee, von Beat Decker präsentiert. Nach einer Laufarbeit von sechs Kamelen und dem Überspringen der abliegenden Wüstenschiffe durch Lamas ergänzten Esel, Zebra und drei Fjordpferde in einem Karussell den Reigen. Zusätzlich im Programm war die amüsante Hundekomödie von Mike Sanger.


Cardinali Clowns, Joy Gärtner, Frederic Edelstein

Mit ihren Darbietungen gehören Sophie und ihr Bruder Frederic Edelstein seit jeher in Paris zu den Höhepunkten der Show. Nachdem Sophie mit ihren Illusionen im Varieté Kirrwiller gastiert, obliegt es in diesem Jahr Frederic Edelstein alleine die Familie in der Manege zu präsentieren. Zum einen gelang ihm dies mit seiner bekannten Tier- und trickstarken Raubtierdressur, zum anderen agierte er heuer auch als Präsentator von fünf Elefanten. Zumindest als einer von Vieren. Als zusätzlicher Hingucker ritt Mila Decker einen der Dickhäuter, während die Hauptarbeit bei den Gärtners lag, die nach langer Tortur nun endlich doch in der Pinder-Manege angekommen waren und dort den Schluss- und Höhepunkt setzten. Eine Vielzahl anspruchsvoller Tricks - darunter eine große Pyramide aller Tiere sowie das Überschreiten und Abliegen auf Joy Gärtner - wurden in hohem Tempo dargeboten. Zusätzlich hatte Gärtner ein Headphone umgeschnallt, mit dem seine Kommandos in großer Lautstärke in die Zuschauerränge übertragen wurden.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Stefan Gierisch