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Flix Flac X-Mas-Circus - Nürnberg 2011
www.flicflac.de

Nürnberg, 18. Dezember 2011: Ein älteres Chapiteau im typisch schwarz-gelben Outfit mit einer neuen Sitzeinrichtung, davor die außergewöhnlichen Zeltanlagen der Dinnershow im Jahr 2008, so präsentiert sich Flic Flac in Nürnberg. Der Volksfestplatz am Dutzendteich ist, neben Kassel und Dortmund, der dritte Standort, an dem Flic Flac in dieser Saison zur gleichen Zeit eine Weihnachtsshow präsentiert. Die beiden Vorzelte, innen jeweils frei von Masten, beherbergen zwei Kassenhäuschen sowie die Gastronomie. „X-Mas Circus“ ist das Motto der Nürnberger Flic Flac-Variante.


Los Marinos, Chico Marinos und Partner, Infernal Varanne Team

Auch in dieser Show sind die großen Flic Flac-Klassiker vertreten: Todesrad, Hochseil, Motorradkugel. Auf dem effektvoll mit LED-Schläuchen beleuchteten Todesrad arbeitet der Kolumbianer Chico Marinos mit Partnerin – selten sieht man Frauen auf diesem Requisit, schon gar nicht auf dem Außenrad. Zum Repertoire gehören Blindlauf, Seilspringen und hohe Sprünge, dargeboten unter ohrenbetäubendem Jubel von den Rängen. Auf dem Hochseil balanciert Chico Marinos dann, nach spektakulärem Aufgang übers Schrägseil, mit Partner Ernesto Marin. Chico Marinos ist der eindeutige Hauptakteur. Zwischen den Tricks ekstatisch tanzend, in Strömen rinnt sein Schweiß und tropft zehn Meter hinunter auf den Bühnenboden, springt er über den knienden Partner, steht auf der Brust des liegenden Partners, überspringt ihn der Länge nach. Seilspringen, Bocksprung und statisches Zwei-Mann-Hoch, ohne Fortbewegung, komplettieren das ohne jede Sicherung gezeigte Repertoire. Durch die Motorradkugel rast das „Infernal Varanne Team“ kreuz und quer nur in kleiner Formation, dann geht es in der sehr kurzen Trickfolge hintereinander durch den sich öffnenden „Globe“.


Hubertus Wawra, Justin Case, Duo Pisarev

Während die Flic Flac-Saisonproduktionen kunstvoll durchgestylt waren, wird in der begrenzten Spielzeit in Nürnberg ein Nummernprogramm geboten, in dem der Flic-Flic-bekannte „Master of Hellfire“ (und sympathische „Ossi“) Hubertus Wawra mit seinen Pyrotechnik-Gags die Umbaupausen überbrückt: das Gitarrenspiel in flammender Lederjacke, das „Beinahe-Wegpusten“ einer Zuschauerin mit dem Flammenwerfer, das Feuerschlucken, die Dynamitstangenjonglage und den effektvollen Funkenflug beim Schweißen an sich selbst kennt man aus früheren Flic Flac-Produktionen. Mit dem Feuer spielt auch der äußerst witzige australische Comedian Justin Case, wenn er auf einem Miniatur-Fahrrädchen durch den Feuerreif fährt. Case kämpft mit der Tücke des Objekts, wenn sein normal großes Fahrrad in Einzelteile zerfällt und auf immer neue Weise zusammengesetzt wird, und er überspringt die Beine eines liegenden Zuschauers mit dem Einrad. „It’s your future!“, wird das Opfer zum Stillhalten gemahnt. Neben Wawra und Case hätte es in Nürnberg freilich keiner weiteren Sprechrolle mehr bedurft, und so wurde Taschendieb Christian Lindemann während der laufenden Spielzeit auch nach Dortmund versetzt, um Georg Leiste zu vertreten. Lindemanns Ablenkungstaktik – als „Zauberer“ sucht er in den Taschen des Opfers den „gelben Ball“ – ist originell, sein Auftreten für unseren Geschmack zu laut und übertrieben. Vorzeitig ausscheiden musste in Nürnberg leider auch das Trapez-Duo Pisarev, nachdem Artistin Maria Syulgina bei der risikoreichen und leistungsstarken Nummer aus vier Metern Höhe abgestürzt war und einen Knöchelbruch erlitten hatte. Als Ersatznummer wurde inzwischen Jon Young mit Comedy am Chinesischen Masten (Bronze beim European Youth Circus 2010) verpflichtet. Nachdem Adans Peres zu Gastspielbeginn verletzt war, sahen wir in der besuchte Vorstellung seinen Bruder Ivan ersatzweise mit einer klassischen Handstandnummer, die sich in Trickfolge und Gestaltung an Encho Keryazov anlehnt, ohne natürlich zum Original aufschließen zu können. Inzwischen sind beide „Peres Brothers“ mit ihrer preisgekrönten Hand-auf-Hand-Arbeit der Sonderklasse im Programm.


Stand Flights, Alexander Xelo, Zorigt Truppe

Das Opening der Show, mit Salti und Flic Flacs auf und unter einem gelben Tuch, geht über in den Auftritt der fünfköpfigen Breakdance-Formation „Enterbreakers“ (u.a. Headspin). „Stand Flights“ nennt sich eine weitere vierköpfige Truppe mit Akrobatik und Handvoltigen im Stile von „Crazy Flight“ & Co. Wie alle Nummern dieser Machart, kommt auch dieses Quartett bestens an. Das junge Trio "Double Dutch" aus Russland überzeugt mit einer sehr originellen Seilspringnummer, bei der die zwei Jungs und das Mädchen sich permanent beim Seildrehen und Springen abwechseln, ohne dass das Seil aufhört sich zu drehen. Schwierige Kontorsionsübungen, zum Teil auch aufeinander und letztlich im dreifachen Mundstand, präsentieren die vier Chinesinnen der „Zorigt Truppe“. Von einer Russischen Schaukel zur anderen, später auch zur einer Bodenmatte, springen die Mitglieder der „Alexander Skokov Truppe“, und kombinieren dies mit Salti und Pirouetten. Eine Art doppeltes Heimspiel hat schließlich Alexander Xelo mit seinen Diabolos. Er ist nicht nur ein bewährter Flic-Flac-Artist, sondern auch im nahe bei Nürnberg gelegenen Bamberg zu Hause. Riesiger Jubel brandet auf, als seine zwei leuchtenden Diabolos in fast völliger Dunkelheit unter das hohe Zeltdach fliegen – gemessen an den Publikumsreaktionen ist bei Flic Flac, auch nach der Einstellung des Reisebetriebs, „alles beim Alten“.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber