Auch in
der besuchten Vorstellung am Abend sind die Ränge gut gefüllt,
auch hier steigert sich die Stimmung im Laufe des Programms hin
zur Euphorie. Fürs „Warm up“ sorgen zunächst zwei Nummern, die
Krones „Artistenscout“ Frank Keller vom European Youth Circus in
Wiesbaden mitgebracht hat, wo er 2010 erneut Jurymitglied war.
Silber gewann damals Tatjana Konobas. Sie hat ein neues Genre
kreiert, rollt auf drei grünen Gymnastikbällen durch die Manege,
dreht darauf eine Art „Pirouette im Liegen“, schlägt auf einem
Ball sitzend Salti und Flic Flac, zeigt so etwas wie
„Handstände“, an einen Ball geklammert. So viel Innovation müsse
mit einem Engagement belohnt werden, sagte Keller 2010 noch in
Wiesbaden gegenüber Chapiteau.de. Auch Vanessa und Sven
hatte er damals sofort für ein Engagement ins Visier genommen.
Nach Stationen im Europapark und bei Conelli setzen die beiden
Absolventen der Berliner Artistenschule ihre erfolgreiche
Karriere nun also im Kronebau fort, zelebrieren hier ihre
leistungsstarke und außergewöhnliche Handstandkür, bei der sie
ihn trägt. Anschließend steht das Varieté „Et Cetera“ in Bochum
an.
Tatjana
Konobas, Jeton und Carmen, Vanessa und Sven
Jeton
hingegen will gar nicht innovativ sein, sondern präsentiert mit
seiner Partnerin Carmen eine ganz klassische Gentleman-Jonglage
mit überaus feinen Tricks. Nach der Jonglage mit Hut, Tuch und
Stock bzw. drei Bällen lässt er einen rechteckigen Spiegel auf
den Außenkanten über seinen Kopf gleiten, brilliert mit einer
Billardstock-Balance und beschließt den Auftritt mit dem
legendären Tassentrick – vier Untertassen und Tassen plus
Zuckerstück und Teelöffel werden nacheinander vom Fuß zu einem
Turm auf dem eigenen Kopf katapultiert. Highlight vor der Pause
ist das Flugtrapez der „Flying Nikolaeva“, drei Herren und eine
Dame. Anspruchsvolle Sprünge, unter anderem mit gestrecktem
Doppelsalto, Pirouetten und Dreifachem – aber keine Passage –
werden überaus sicher und elegant ausgeführt. Abschließend
stürzt sich einer der Artisten vom obersten Punkt der Kuppel
kopfüber ins Netz. Hierzulande noch unbekannt waren bisher die
Clowns Fips und Beau, mit denen Krone jedoch einen guten Griff
gemacht hat. Arm an nachvollziehbarer Handlung, dafür aber
überaus lustig ist die große Wasser- und Schaumschlacht, die
sich die beiden in der Manege liefern. Ihre Auftritte sind vor
allem darauf aus, die Stimmung aufzuheizen, beim „Warm up“ mit
Klatschspiel usw. während des Einlasses, beim Auffangen eines
Balles im Netz oder auch, wenn beim Käfigabbau große Ballons
durch die Zuschauerreihen wandern.
Jana Mandana, Martin Lacey
jun.
Einen
breiten Ausschnitt aus dem Repertoire der Krone-Elefanten
präsentieren die Inderinnen Bara, Mala und Delhi unter der
Anleitung von Jana Mandana und, im Hintergrund, James Puydebois.
Von 6. bis 18. März ist anstelle der hauseigenen Elefanten Sonni
Frankello mit ebenfalls drei Dickhäutern zu sehen. Später kehrt
Jana Mandana mit einem Dressur-Potpourri wieder. An die Hohe
Schule auf einem Friesen schließt sich eine Viererfreiheit mit
zwei Kamelen und zwei Arabern an, gefolgt von einem Sechserzug
Araber und abschließend vier springenden Lamas. Einmal mehr
gefällt die Juniorchefin mit einer guten Leistung. Anstelle
einer großen Raubtierdressur feiert in diesem Programm nun der
sechs Monate alte weiße Babylöwe Baluga, Spross von King Tonga
und Princess, sein Debüt. Zunächst wird mit einem neuen Film auf
den bekannten Projektionswänden über dem Zentralkäfig auf das
Ereignis eingestimmt. Fotos und Filmsequenzen zeigen die ersten
tapsigen Schritte Balugas, der inzwischen bereits über 60
Kilogramm wiegt. Anschließend darf der Löwe den Zentralkäfig
erkunden, wird mit Fleisch auch aufs Podest gelockt, während
Martin Lacey jun. mit Headset die Grundzüge der Dressur
erläutert. Wichtigste Botschaft: Das Tier muss sich wohl fühlen
und darf keine Angst haben, sonst wird es gefährlich. Mit King
Tongas Fahrt auf der Spiegelkugel endet diese Dressurschule.
Catwall
Acrobats, Alessio, Secrets of my Soul
Fünf Jahre
nach seinem ersten Krone-Engagement ist zudem Alessio Fochesato
wieder im Circusbau zu Gast und sorgt mit seinen frei fliegenden
Papageien auch hier für den emotionalen Höhepunkt der Show.
Höhepunkte sind auch die artistischen Beiträge des zweiten
Programmteils, zunächst mit Hugo Noel und seiner äußerst
kraftvollen Variante des Cyr-Rades, dem „Rhönrad“ aus einem
einzigen Reifen. Was das sensationelle Duo „Flight of Passion“
(Goldener Clown 2009) an den Strapaten leistet, zelebriert in
ähnlicher Weise das Duo „Secrets of my Soul“ am Luftring, bis
hin zum riskanten Zahnhangwirbel ohne jede Sicherung. Die
Parallelen kommen nicht von ungefähr, schließlich sind die
männlichen Partner der beiden Duos Brüder. Vor dem Finale ist es
an den „Catwall Acrobats“, den Kronebau endgültig in ein
jubelndes Tollhaus zu verwandeln. Die sechs kanadischen
Artisten, fünf Herren und eine Dame, geben sich absolut nicht
einer „Cirque Nouveau“-typischen Schwermut hin, vielmehr gibt es
hier strahlende Gesichter und Tempo, Tempo, Tempo im
Rock’n’Roll-Rhythmus zu sehen. Die Truppe gruppiert zwei
Trampoline um einen hohen Turm mit verschiedenen
„Fensteröffnungen“ in der „ersten Etage“. Vom Trampolin gehen
die Sprünge der Akrobaten durch die Turm-„Fenster“ auf das
gegenüber liegende Trampolin oder auf das Turmdach, sie laufen
die Wände hoch, springen einzeln und synchron – die spektakuläre
Nummer ist an Publikumswirksamkeit kaum zu überbieten und wäre
ein hervorragender Abschluss jedes Circusprogramms. |