Ganz im Gegenteil: Zum Ende
des Gastspiels gab es schon keine richtige Kasse mehr auf dem
Platz, man war schlichtweg ausverkauft. Gründe für die
Einhaltung des angekündigten Gastspielendes waren vielmehr die
begrenzte Verfügbarkeit des mitten in der Fußgängerzone
gelegenen Friedrichsplatzes sowie Anschlussengagements einiger
Artisten.
China-Truppe
Von den drei Flic
Flac-Produktionen dieser Spielzeit war das Kasseler „Festival
der besten Artisten“ die stimmigste, am besten in Szene gesetzte
Show. Auf der Bühne gab es Opening und Finale im Flic Flac-Stil.
Die wenigen Umbaupausen wurden durch Videobotschaften der
folgenden Artisten überbrückt. Neben einem mehr oder weniger
ernstzunehmenden Steckbrief (z.B.„Alter Eddy Carello: gerade
18“) sendeten alle Mitwirkenden einen kleinen im Umfeld des
Chapiteaus gedrehten Gruß an das Publikum. Das Licht wurde
perfekt eingesetzt und die Boxen auf optimale Lautstärke
eingestellt. Zumindest frontal war der Sound perfekt, in
Dortmund und Nürnberg hingegen hätte der Ton auf unseren
seitlichen Plätzen deutlich lauter sein müssen. Hinzu kam, dass
viele der Nummern zu ihrer Originalmusik arbeiten durften. Ein
krasser faux pas wie die unpassende Rammstein-Begleitung der
Perez Brothers in Nürnberg blieb somit aus. Die Begeisterung in
der von uns besuchten Nachmittagsvorstellung kannte keine
Grenzen. Neben der Verpackung waren bei dieser dritten Auflage
nämlich ebenfalls die Artisten perfekt ausgewählt. Am höchsten
in der Gunst stand die rein männliche chinesische
Akrobatentruppe. Jedenfalls wurde sie von der aus Mitgliedern
des Publikums bestehenden Jury zum Sieger des Festivals gekürt.
Globe of Speed,
Steve Eleky
In ihrem ersten
Auftritt erlebten wir sie als Reifenspringer, die auch einen
Parcours aus zwei hintereinander aufgestellten Reifentürmen
locker nahmen, als Schlussnummer zeigten sie ihre faszinierenden
Künste an zwei parallel aufgestellten Masten. In Auftritt und
Trickfolge ähnelte die Mastendarbietung frappierend der in
Heilbronn gezeigten. Auf Rang zwei
folgte der Flic-Flac-Klassiker „Globe of Speed“. Wie in
Dortmund, fegten in Kassel sieben Fahrer gleichzeitig durch die
Kugel. Und das nicht ohne dabei auch noch spektakuläre Figuren
zu fahren. Den Gegenpol zu den spektakulären artistischen Acts
setzte Steve Eleky und belegte damit sogar den dritten Platz.
Seine zum Brüllen komischen Jonglagen sowie Zaubereien mit und
ohne Hai trafen offensichtlich den Geschmack des Publikums. Ich
jedenfalls habe mich auch beim x-ten Mal wieder prächtig
amüsiert.
Sorellas, David Gamal,
Sportakrobatik-Trio
Preisverdächtig
waren bei dieser starken Besetzung natürlich noch weitere
Teilnehmer am Wettberwerb um den Sieg. Etwa die Luftnummern der
Garcias an der Rakete sowie der Sorellas am Duo-Trapez. Beide
sind in Punkto Leistung und Verkauf erste Klasse. Weniger
riskant - dafür sehr leistungsstark - präsentierte sich das
weibliche Sportakrobatik-Trio, laut Flic Flac-Angaben aktuelle
Weltmeisterinnen. Ihr Auftritt gestaltete sich Circus-geeigneter
als erwartet und enthielt einige Tricks von höchsten
Schwierigkeitsgraden. Zwei Jonglagen unterschiedlicher Art
zeigten Eddy Carello und David Gamal. Carello wirbelte zunächst
eine Gitarre und anschließend Bestandteile eines Schlagzeugs
durch die Luft, um anschließend ein Drumset mit Bällen zu
bearbeiten. Mit klassischen Requisiten, Keulen und Bällen
nämlich, jonglierte Gamal in atemberaubender Geschwindigkeit.
Larissa Kastein, Duo Varnas,
Laura Miller
Aus dem letzten
Flic Flac-Tourneeprogramm „ARTgerecht“ bekannt sind die
Pole-Akrobatik von Larissa Kastein und die Strapaten-Arbeit des
Duo Varnas. Beide werden wir, neben anderen Flic Flac-Nummern,
in der Saison 2012 beim französischen Cirque Arlette Gruss
erleben können. Für den spektakulären Auftakt sorgte Laura
Miller am Luftring. Durch die Einbeziehung eines Wasserbeckens,
in das sie mehrfach eintauchte, gewann ihre wild dargebotene
Nummer zusätzlich an Reiz. Ebenfalls reizvoll, wenn auch auf
andere Art und Weise, war der Auftritt von Daniel Golla. Im
Outfit eines Flugkapitäns steuerte er Modellflugzeuge durch das
Chapiteau; teilweise haarscharf über die Köpfe des Publikums
hinweg.
Keine Frage,
dieses dritte „Festival der besten Artisten“ macht Lust
auf Mehr. Mehr Flic Flac. Wenn es schon mit einer
Tournee-Produktion nicht klappen sollte, freuen wir uns
eben auf den kommenden Winter. Das Warten lohnt sich ganz
bestimmt. |
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