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Kasseler Circusfestival - 2011
www.circusfestival-kassel.de

Kassel, 7. Januar 2012: Das Tournee-Geschäft ist eingestellt, aber dafür geht Flic Flac über den Jahreswechsel in die Vollen. Gleich drei Shows locken in diesem Winter in die gelb-schwarz gestreiften Chapiteaus. In Dortmund und Nürnberg wurde aufgrund des großen Publikumszuspruchs sogar um eine Woche verlängert. In Kassel hingegen wurde wie geplant nur bis zum 08. Januar 2012 gespielt. Dass es keine Verlängerung gab, lag ganz bestimmt nicht an mangelndem Interesse.

Ganz im Gegenteil: Zum Ende des Gastspiels gab es schon keine richtige Kasse mehr auf dem Platz, man war schlichtweg ausverkauft. Gründe für die Einhaltung des angekündigten Gastspielendes waren vielmehr die begrenzte Verfügbarkeit des mitten in der Fußgängerzone gelegenen Friedrichsplatzes sowie Anschlussengagements einiger Artisten.


China-Truppe

Von den drei Flic Flac-Produktionen dieser Spielzeit war das Kasseler „Festival der besten Artisten“ die stimmigste, am besten in Szene gesetzte Show. Auf der Bühne gab es Opening und Finale im Flic Flac-Stil. Die wenigen Umbaupausen wurden durch Videobotschaften der folgenden Artisten überbrückt. Neben einem mehr oder weniger ernstzunehmenden Steckbrief  (z.B.„Alter Eddy Carello: gerade 18“) sendeten alle Mitwirkenden einen kleinen im Umfeld des Chapiteaus gedrehten Gruß an das Publikum. Das Licht wurde perfekt eingesetzt und die Boxen auf optimale Lautstärke eingestellt. Zumindest frontal war der Sound perfekt, in Dortmund und Nürnberg hingegen hätte der Ton auf unseren seitlichen Plätzen deutlich lauter sein müssen. Hinzu kam, dass viele der Nummern zu ihrer Originalmusik arbeiten durften. Ein krasser faux pas wie die unpassende Rammstein-Begleitung der Perez Brothers in Nürnberg blieb somit aus. Die Begeisterung in der von uns besuchten Nachmittagsvorstellung kannte keine Grenzen. Neben der Verpackung waren bei dieser dritten Auflage nämlich ebenfalls die Artisten perfekt ausgewählt. Am höchsten in der Gunst stand die rein männliche chinesische Akrobatentruppe. Jedenfalls wurde sie von der aus Mitgliedern des Publikums bestehenden Jury zum Sieger des Festivals gekürt.


Globe of Speed, Steve Eleky

In ihrem ersten Auftritt erlebten wir sie als Reifenspringer, die auch einen Parcours aus zwei hintereinander aufgestellten Reifentürmen locker nahmen, als Schlussnummer zeigten sie ihre faszinierenden Künste an zwei parallel aufgestellten Masten. In Auftritt und Trickfolge ähnelte die Mastendarbietung frappierend der in Heilbronn gezeigten. Auf Rang zwei folgte der Flic-Flac-Klassiker „Globe of Speed“. Wie in Dortmund, fegten in Kassel sieben Fahrer gleichzeitig durch die Kugel. Und das nicht ohne dabei auch noch spektakuläre Figuren zu fahren. Den Gegenpol zu den spektakulären artistischen Acts setzte Steve Eleky und belegte damit sogar den dritten Platz. Seine zum Brüllen komischen Jonglagen sowie Zaubereien mit und ohne Hai trafen offensichtlich den Geschmack des Publikums. Ich jedenfalls habe mich auch beim x-ten Mal wieder prächtig amüsiert.


Sorellas, David Gamal, Sportakrobatik-Trio

Preisverdächtig waren bei dieser starken Besetzung natürlich noch weitere Teilnehmer am Wettberwerb um den Sieg. Etwa die Luftnummern der Garcias an der Rakete sowie der Sorellas am Duo-Trapez. Beide sind in Punkto Leistung und Verkauf erste Klasse. Weniger riskant - dafür sehr leistungsstark - präsentierte sich das weibliche Sportakrobatik-Trio, laut Flic Flac-Angaben aktuelle Weltmeisterinnen. Ihr Auftritt gestaltete sich Circus-geeigneter als erwartet und enthielt einige Tricks von höchsten Schwierigkeitsgraden. Zwei Jonglagen unterschiedlicher Art zeigten Eddy Carello und David Gamal. Carello wirbelte zunächst eine Gitarre und anschließend Bestandteile eines Schlagzeugs durch die Luft, um anschließend ein Drumset mit Bällen zu bearbeiten. Mit klassischen Requisiten, Keulen und Bällen nämlich, jonglierte Gamal in atemberaubender Geschwindigkeit.


Larissa Kastein, Duo Varnas, Laura Miller

Aus dem letzten Flic Flac-Tourneeprogramm „ARTgerecht“ bekannt sind die Pole-Akrobatik von Larissa Kastein und die Strapaten-Arbeit des Duo Varnas. Beide werden wir, neben anderen Flic Flac-Nummern, in der Saison 2012 beim französischen Cirque Arlette Gruss erleben können. Für den spektakulären Auftakt sorgte Laura Miller am Luftring. Durch die Einbeziehung eines Wasserbeckens, in das sie mehrfach eintauchte, gewann ihre wild dargebotene Nummer zusätzlich an Reiz. Ebenfalls reizvoll, wenn auch auf andere Art und Weise, war der Auftritt von Daniel Golla. Im Outfit eines Flugkapitäns steuerte er Modellflugzeuge durch das Chapiteau; teilweise haarscharf über die Köpfe des Publikums hinweg.

Keine Frage, dieses dritte „Festival der besten Artisten“ macht Lust auf Mehr. Mehr Flic Flac. Wenn es schon mit einer Tournee-Produktion nicht klappen sollte, freuen wir uns eben auf den kommenden Winter. Das Warten lohnt sich ganz bestimmt.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch