Ein
enormer Aufwand war nötig, ehe der Circus auf Eis gehen konnte:
Mit 78 Tonnen Schotter-Betongemisch und fünf Tonnen Flusssand
wurde auf der Heilbronner Theresienweise ein ebener Untergrund
für die Eisfläche geschaffen, darauf wurden eine Schutzfolie und
schließlich Kühlmatten verlegt. Diese wurden 24 Stunden lang mit
Wasser besprüht, bis endlich die Eisschicht fertig gestellt war.
Sie füllt die komplette Manege und den Raum bis unter den
Artisteneingang aus.
Marina
Karamyshena, Eisballett, Otto und Emi
Natürlich
wird die Show in Heilbronn von einem ersten großen Auftritt des
zehnköpfigen Eisballetts, sechs Damen und vier Herren, eröffnet.
Nach der Begrüßung durch den versierten Sprechstallmeister
Fabian Egli – heuer ebenfalls schnittig auf Kufen – folgt
sogleich Marina Karamyshena mit ihrer Hula-Hoop-Nummer auf
Schlittschuhen. Zum Teil in voller Fahrt übers Eis lässt die
Artistin zahlreiche Reifen um ihren Körper kreisen. Wenig später
gehört die Eisfläche dem Solistenpaar Otto und Emi, das bei
seiner akrobatischen Kür mit Robbie Williams’ „An Angel“
begleitet wird, live gesungen von Fabian Egli – einer der
schönsten Momente der aktuellen Show. Insgesamt setzt die
Produktion zunächst auf ruhigere Momente. Ein weiteres großes
Bild im ersten Programmteil zeigt die Eisläufer als Piraten, mit
Fechtszene und der Filmmusik aus „Piraten der Karibik“. Nach der
Pause eröffnen sie die zweite Programmhälfte mit
Petticoat-Outfits und im Rock’n’Roll-Rhythmus. Spektakuläre
Sprünge, Pirouetten und Hebefiguren durchziehen alle Auftritte
des Eisballetts, das nach dem Opening zum zweiten Programmteil
jedoch erst wieder zur Eröffnung des Finales zu sehen ist –
gerne hätte man die Damen und Herren zwischendurch noch ein
weiteres Mal gesehen.
Kenneth
Huesca, André und Frisco, Danglars Seelöwen
Trotz
Eisshow wollten Sascha Melnjak und Uwe Gehrmann auf
Tierdressuren nicht verzichten. Perfekt zum Motto passt
natürlich die Verpflichtung der Seelöwendressur der Familie
Danglar aus Italien. Von Ball-Balancen und Bettruhe bis
Basketball und von Tangotanz bis Trompetenspiel animiert das
männlich-weibliche Vorführerduo in Matrosenoutfits die drei
Seelöwen zu einer großen Zahl unterschiedlicher Tricks. Mit
seinen farbenprächtigen, frei durchs Zelt fliegenden Papageien
sorgt Alessio Fochesato für einen der emotionalen Höhepunkte des
Programms, wiederum von Fabian Egli mit Gesang begleitet. Adriana Folcos Elefant Baby war nach etwas später
Ankunft in Heilbronn in der Abendpremiere nicht zu sehen, tritt
aber seit dem 23. Dezember in allen Vorstellungen auf – freilich
auf Teppichboden und nicht direkt auf dem Eis. Für den Humor
zuständig sind André und Frisco mit ihrem herrlichen
Tapezierentree, direkt auf der Eisfläche gearbeitet, bei dem am
Ende beide patschnass werden. Daneben sind sie nur noch einmal
beim Flötenspiel auf Kerzen zu sehen. Kenneth Huesca, feste
Größe im Saisonprogramm des Zirkus Charles Knie, rockt mit
seiner Bauchrednershow, mit großer Spielfreude und drei
Mitspielern aus den Zuschauerreihen dargeboten, auch das
Heilbronner Premierenpublikum.
Zhang
Fan, Cangzhou Acrobatic Troupe of China, Marco Noury
Prominentester Akteur im Weihnachtscircus ist mit Sicherheit
„Sasha the Frog“, der vor kurzem noch als „Supertalent“-Finalist
im Fernsehen zu sehen waren. Schon in seinem ersten Auftritt
verbiegt der Extrem-Klischnigger und -Kontorsionist seinen
Körper auf unfassbare Weise. Im zweiten Programmteil dreht er in
einer Art Foltermaschine seine Beine um die eigene Achse,
während der Oberkörper fixiert ist. Das Publikum schaudert es,
Sasha lacht stets fröhlich übers ganze Gesicht. Mit zwei
Auftritten ist auch die elfköpfige Cangzhou Acrobatic Troupe of
China im Programm vertreten. Die Mastenakrobatik der Truppe ist
als Pausennummer platziert. Wieselflink klettern die Herren die
Stangen hinauf, springen in Kombination mit Salti und Pirouetten
von Stange zu Stange oder stürzen sich kopfüber die Masten
hinab, um sich mit den Beinen wieder zu fangen. In einem
weiteren
Auftritt im zweiten Programmteil beweisen die Chinesen ihre
Geschicklichkeit und Sprungkraft beim Reifenspringen. Kraft,
Können und einen durchtrainierten Körper präsentiert Marco Noury
bei seinem Auftritt an den Strapaten, der einzigen Luftnummer in
diesem Programm. Während der besuchten Premierenvorstellung
waren die Reaktionen des Publikums durchweg überwältigend, doch
beim Auftritt des Chinesen Zhang Fan auf dem Schlappseil,
richtigerweise als Schlussnummer eingesetzt, steigert sich der
Applaus von Trick zu Trick zum Orkan. Als sich der Chinese nach
Kopfstand auf dem Seil, Handstand auf der auf dem Seil stehenden
Leiter und Kopfüber-Fahrt auf dem Einrad über das Seil ein
letztes Mal verbeugte, erhoben sich große Teile des Publikums
von ihren Plätzen und applaudierten im Stehen. Im anschließenden
Finale gab es dann erneut Standing Ovations.
Finale |