Selbst der
wortgewandte Sprechstallmeister Frederic Colnot scheint
gelegentlich gelangweilt von seinen eigenen Endlosansagen. Ein
Lichtblick im wahrsten Sinne des Wortes ist dagegen die opulente
Lichtanlage. Doch was nützt das beste Licht, wenn der krude
Musik-Mix weiterhin nur in gedämpfter Lautstärke aus der
Konserve plätschert und Atmosphäre in dem gigantischen rund
5000 Zuschauer fassenden Sechsmaster nur selten aufkommen will.
Natürlich erinnert Pinder schon allein wegen seiner schieren
Größe (Zeltanlagen, Material, Fuhrpark, Mitarbeiter) an die
Großcircusse der Vergangenheit. Über eine zähe Show mag mich
aber auch das nicht hinwegtrösten.
Gaby Dew, Kasbek Khadikov, Frederic Edelstein
Spektakulär
eröffnet wird die fast dreistündige Show von Frederic Edelstein
und seinen 16 Raubkatzen. Besonders beeindruckend ist immer
wieder der Sprung Edelsteins auf einen Teppich aus zwölf Löwen.
In Paris assistierte Edelstein zudem Sacha Houcke bei der
Vorführung der beiden Pinder-Elefanten. Houcke wiederum zeigt
zusätzlich einen großen Exotenzug, dessen Höhepunkt ein
Karussell mit Eseln, Lamas, Kamelen, Zebras und Fjordpferden
ist. Für einen besonders schönen Moment des Programms sorgt
zudem Gaby Dew, die ihre neun Pferde mit wunderbar ruhiger Hand
zu schwierigen Lauffiguren (u.a. einem Karussell auf drei
Bahnen) anleitet. Pferdestärken beschließen letztlich auch das
diesjährige Pinder-Programm in Paris: Die Dschigitenreiterei
der Truppe Kasbek Khadikov ist als Schlussnummer platziert.
Leider entfaltet diese rasante Darbietung aufgrund der viel zu
leise abgespielten Bandmusik nicht ihren sonst üblichen Drive.
Zhukov-Truppe,
Akaena, Shaolin-Mönche
Stark besetzt ist
auch der artistische Part der Pinder-Show. Herausragend ist das
Flugtrapez der chinesischen Truppe Qiqihaer: Vier Fänger und
vier Flieger (zwei Damen, zwei Herren) zeigen vielfältige
Pirouetten, Salti und Passagen. Manegenfüllend ist auch der
Auftritt der Zhukov-Truppe, die ihre Sprünge von einer
russischen Schaukel zur anderen im martialischen Outfit
postmoderner Stammeskrieger präsentiert. Fünf junge
Shaolin-Mönche zeigen zudem interessante Tricks des Genres. So
lässt sich einer der chinesischen Artisten auf vier Speerspitzen
ablegen. Doch auch die Solo-Artisten können sich sehen lassen:
Der Käfigabbau etwa wird von der kubanischen Artistin Akaena am
Ringtrapez überbrückt. Ihr folgt Jongleur Michael Olivares, der
sein Geschick mit Bällen, Bumerangs und Keulen unter Beweis
stellt. Gemeinsam mit Bruder und Vater bildet Michael auch das
Clownstrio Nicols, das zusammen mit Frederic Colnot das
Wasserentree in einer ziemlich hektischen Version zum Besten
gibt. Ein Höhepunkt des Programms ist dafür Jahr für Jahr die
Magicshow von Sophie Edelstein, die mannigfaltige Großillusionen
in glamouröser Aufmachung präsentiert. Statt den sonst üblichen
sexy Assistentinnen wird Edelstein von fünf attraktiven, meist
oberkörperfrei agierenden Mannsbildern unterstützt. |