Egal, welche Art
von musikalischer Begleitung die Akteure in der Manege gerade
benötigen, Krasyun und sein Orchester liefern sie in höchster
Qualität. Damit machen nicht nur sie selbst eine einmalig gute
Figur, sondern helfen den Artisten, ihren Auftritt optimal an
die Zuschauer auf den Rängen zu bringen. So wird aus dem auf dem
Papier guten Februar-Programm eines, das man von der ersten bis
zur letzten Minute genießen kann, das einfach riesengroßen Spaß
macht. Natürlich leisten auch die Artisten, Tierlehrer und
Clowns einen gewichtigen Beitrag zum rundum positiven
Gesamterlebnis. Waren wir es in den Vorjahren gewohnt, im
Februar einige der aktuellen Preisträger aus Monte Carlo bei
Krone zu sehen, müssen wir in diesem Jahr – abgesehen von den
Freiheitspferden – auf solche verzichten.
Dafür gibt es viele sympathische Menschen (und Tiere) zu sehen,
die allesamt Könner ihres jeweiligen Fachs sind. Sogar die
chinesischen Artisten im Programm begeistern nicht nur durch
ihre in sicherlich hartem Training einstudierten Leistungen,
sondern gleichermaßen mit ihrer fröhlichen, unbekümmerten Art,
diese zu präsentieren. Die beiden Darbietungen zu Beginn und
Schluss der Bejing Acrobatic Troupe bilden quasi die Klammer um
die Show. Den Auftakt machen die 14 Jungs mit Sprüngen durch bis
zu fünf Reifen übereinander. Ihre Paradedisziplin aber sind die
Masten. Zwei davon stehen in der Mitte der Manege. Diese
erklimmen sie entweder vom Boden aus, über zwei kleine
Trampoline oder mit Hilfe der Hände ihrer Partner (Handvoltigen).
Die Sätze von Mast zu Mast sowie die mit verschiedenen Sprüngen
gespickten Abgänge sind wirklich großartig. Völlig zu Recht
stellen die Chinesen damit die Nummer vor dem Finale, in welches
ihr Auftritt nahtlos übergeht. Ebenfalls zweifach vertreten sind
die Messoudi. Zunächst sehen wir Vater Said und seine drei in
Australien geborenen Söhne mit Partnerequilibristik. Dass eine
Präsentation in weißen Hosen und mit freiem Oberkörper aus ihnen
noch keine Pelligrini Brothers machen, werden sie selbst wissen.
Nichtsdestotrotz zeigen sie tolle Tricks im Duo und Quartett,
die sich sehen lassen können. Ebenso wie die Oberkörper der
Akteure. Gleichfalls elegant gewählt ist ihr Outfit bei den
Partnerjonglagen, welche sie mit akrobatischen Sprüngen
abrunden: Bei den rasanten Touren mit Bällen und Keulen tragen
die Messoudi Hemd und Weste zur Anzughose. |
Bejing Acrobatic Troupe |
Trio Tereshchenko, Arron Sparks,
Diablos del Fuego
Mit Stöpseln im Ohr dürfen wohl nur die Wenigsten in die Manege
des Circus Krone. Arron Sparks betritt sie nicht nur mit
Kopfhörern, sondern auch mit Jeans, T-Shirt, Rucksack und
Basecap. Dass er kein Schuljunge mehr ist, sondern ein fertig
ausgebildeter Artist beweist er, nachdem er die Kopfhörer aus
den Ohren gezogen und den Rucksack abgesetzt hat. Zunächst
jongliert er mit einem Ball und zwei dicken Handstäben. Zur
wahren Meisterschaft bringt der European Youth Circus-Teilnehmer
es aber mit seinen Jo-Jos. Wenn er zwei davon gleichzeitig
wirbeln lässt und das Orchester dazu einen atemberaubenden
French Can-Can spielt, tobt das Publikum. Eine Nummer an der
Tino Munoz seine helle(!) Freude hat, sind die Luftvoltigen des
Trio Tereshchenko am Fangstuhl. Sein gewohnt stimmiges
Lichtdesign wertet die gewagten Sprünge der beiden Damen, die
vom breitschultrigen Blondschopf Roman Tereshchenko sicher
gefangen werden, nochmals deutlich auf. Zur Absicherung ihrer
Darbietung nutzen die Ukrainer übrigens ein Sprungtuch, welches
wie ein Fangnetz unter ihrem Apparat gespannt ist. Die Diablos
del Fuego komplettieren mit Bola-Spielen den artistischen Part.
Eine der wenigen Darbietungen, bei denen sich das Orchester
ausruhen darf, denn die Argentinier begleiten sich auf Trommeln
selbst. Das Krone-Orchester stimmt dafür zur Verabschiedung des
Trios, welches kürzlich beim Karlsruher Weihnachtscircus zu
sehen war, passenderweise „Don't cry for me Argentina“ an.
Jana Mandana, Alex
Lacey, Andrej Fjodorov
In der Trilogie
der großen Raubtiernummern, sind wir nach Redi Montico bei
Alexander Lacey und seiner laut Ansage „elegantesten
Raubtiernummer unserer Zeit“ angekommen. Auch wenn es mit einer
der gestreiften Katzen an diesem Nachmittag kleinere Probleme
gibt, weiß der smarte Brite in der Tat, wie er sich und seine
gemischte Raubtiergruppe überzeugend verkauft. Was natürlich
leicht fällt, wenn man ein solches Spitzenprodukt im Angebot
hat. Die Tricks sind bekannt und immer wieder ein Hochgenuss.
Neu ist, dass er die beiden Löwinnen und einen der Tiger nach
dem gemeinsamen Hochsitzen aller Tiere mittels einer roten Karte
in den Laufgang schickt. Ebenfalls weit ab vom Standard,
wenngleich deutlich ungefährlicher, ist die Taubendressur von
Andrej Fjodorov. Hier darf man getrost wirklich von einer
Dressur sprechen, denn die Vögel zeigen ihre erlernten Tricks
auf Kommando. Etwa das Überspringen kleiner Hürden mit
Pirouetten
zwischen jedem Hüpfer oder das Balancieren über ein dickes Seil.
Interessant sind ferner die verschiedenen Taubenarten, welche
Fjodorov im Gepäck hat. Aus der Elefantenherde des Circus Krone
erleben wir in diesem Februarprogramm zwei Afrikanerinnen und
eine Inderin. Jana Mandana führt diese vor und wird dabei wie
gewohnt von James Puydebois unterstützt. Im Anschluss dirigiert
sie vier Zebras, welche sich zunächst in der mit
Trockeneis-Nebel gefüllten Manege austoben dürfen.
Jana Mandana
Von Flavio Togni
kommen zwölf cremefarbene Pferde, Cremellos genannt, welche
jüngst beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo zu
sehen waren, wo Togni mit einem Goldenen Clown ausgezeichnet
wurde. In München werden sie nun von Jana Mandana vorgeführt.
Nachdem bereits die hauseigenen Hengste im Januarprogramm unter
ihrer Peitschenführung richtig gut liefen, macht sie nun auch
mit den Pferden vom American Circus einen klasse Job. Die Tricks
klappen bestens. So kommt die Schönheit dieser seltenen
Pferderasse optimal zur Geltung. Wurde die Kapriole zur Premiere
in München noch am Zügel gezeigt, geht es nun ohne Hilfsmittel.
Sogar gleich mehrfach hintereinander. Man sieht Jana Mandana die
Freude über das Gelingen deutlich an - und man gönnt sie ihr. Es
wäre äußerst wünschenswert, wenn Krone dieses Niveau bei der
Pferdevorführung im neuen Saisonprogramm fortführen würde. Zu
Beginn der Vorstellung bringt Mandana außerdem im Dunkeln ein
mit Lichterketten geschmücktes Pferd in die Manege, welches
Schulschritte zeigt.
Duo Bobylev
Glänzend besetzt
ist, last not least, das Fach „Humor“. Mit den Bobylev ist für
intelligenten, kreativen und ausgelassenen Spaß gesorgt.
Wunderbar die von Alexej angezettelte Wasserschlacht, bei der
die drei Jungs in der Manege genauso viel Spaß mit
Wasserpistolen haben, wie die 3.000 Zuschauer ohne. Die Idee ist
simpel, die Umsetzung genial: Mit den Wasserpistolen werden
Seifenblasen abgeschossen. Wie und wo diese produziert sowie
abgeschossen werden, führt zu den witzigsten Konstellationen.
Ihre tänzerischen Fähigkeiten nutzen Olga und Alexej beim
Ballett mit Schwan. Ihr akrobatisches Können zeigen Sie beim in
Bruchteilen einer Sekunde produzierten „Mann ohne Unterleib“.
Ihre Geschicklichkeit schlussendlich macht das furiose Ping-Pong-Match - Tischtennisball-Jonglagen inklusive - zu einem
echten Lachschlager, der zudem für großes Staunen ob der
Jonglierküste der Bobylev sorgt. Für die Verabschiedung ist wie
gewohnt Nikolai Tovarich zuständig. Ebenso für die sparsam
eingesetzten Ansagen sowie die Begrüßung, welche er in diesem
Monat singend vornimmt. |