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Circus Krone - Februar 2011
www.circus-krone.de ; 40 Showfotos

München, 5. Februar 2011: Dass Oleksandr Krasyun ein hervorragendes Orchester hat, wissen wir spätestens seit seinem Engagement bei Busch-Roland. Mit Beginn der Winterspielzeit 2010/11 erleben wir Krasyun und seine Musiker nun im Circus Krone. Bereits beim Januarprogramm gefiel mir ihr Spiel ganz hervorragend. Im Februar nun hatte ich das große Glück, einen der raren „Hör- und Sehplätze“ im Kronebau zu ergattern. Damit war der musikalische Genuss dann vollends perfekt. Der Sound ist grandios, die Arrangements stimmig und die Einsätze kommen auf den Punkt.

Egal, welche Art von musikalischer Begleitung die Akteure in der Manege gerade benötigen, Krasyun und sein Orchester liefern sie in höchster Qualität. Damit machen nicht nur sie selbst eine einmalig gute Figur, sondern helfen den Artisten, ihren Auftritt optimal an die Zuschauer auf den Rängen zu bringen. So wird aus dem auf dem Papier guten Februar-Programm eines, das man von der ersten bis zur letzten Minute genießen kann, das einfach riesengroßen Spaß macht. Natürlich leisten auch die Artisten, Tierlehrer und Clowns einen gewichtigen Beitrag zum rundum positiven Gesamterlebnis. Waren wir es in den Vorjahren gewohnt, im Februar einige der aktuellen Preisträger aus Monte Carlo bei Krone zu sehen, müssen wir in diesem Jahr – abgesehen von den Freiheitspferden – auf solche verzichten.

 Dafür gibt es viele sympathische Menschen (und Tiere) zu sehen, die allesamt Könner ihres jeweiligen Fachs sind. Sogar die chinesischen Artisten im Programm begeistern nicht nur durch ihre in sicherlich hartem Training einstudierten Leistungen, sondern gleichermaßen mit ihrer fröhlichen, unbekümmerten Art, diese zu präsentieren. Die beiden Darbietungen zu Beginn und Schluss der Bejing Acrobatic Troupe bilden quasi die Klammer um die Show. Den Auftakt machen die 14 Jungs mit Sprüngen durch bis zu fünf Reifen übereinander. Ihre Paradedisziplin aber sind die Masten. Zwei davon stehen in der Mitte der Manege. Diese erklimmen sie entweder vom Boden aus, über zwei kleine Trampoline oder mit Hilfe der Hände ihrer Partner (Handvoltigen). Die Sätze von Mast zu Mast sowie die mit verschiedenen Sprüngen gespickten Abgänge sind wirklich großartig. Völlig zu Recht stellen die Chinesen damit die Nummer vor dem Finale, in welches ihr Auftritt nahtlos übergeht. Ebenfalls zweifach vertreten sind die Messoudi. Zunächst sehen wir Vater Said und seine drei in Australien geborenen Söhne mit Partnerequilibristik. Dass eine Präsentation in weißen Hosen und mit freiem Oberkörper aus ihnen noch keine Pelligrini Brothers machen, werden sie selbst wissen. Nichtsdestotrotz zeigen sie tolle Tricks im Duo und Quartett, die sich sehen lassen können. Ebenso wie die Oberkörper der Akteure. Gleichfalls elegant gewählt ist ihr Outfit bei den Partnerjonglagen, welche sie mit akrobatischen Sprüngen abrunden: Bei den rasanten Touren mit Bällen und Keulen tragen die Messoudi Hemd und Weste zur Anzughose.


Bejing Acrobatic Troupe


Trio Tereshchenko, Arron Sparks, Diablos del Fuego

Mit Stöpseln im Ohr dürfen wohl nur die Wenigsten in die Manege des Circus Krone. Arron Sparks betritt sie nicht nur mit Kopfhörern, sondern auch mit Jeans, T-Shirt, Rucksack und Basecap. Dass er kein Schuljunge mehr ist, sondern ein fertig ausgebildeter Artist beweist er, nachdem er die Kopfhörer aus den Ohren gezogen und den Rucksack abgesetzt hat. Zunächst jongliert er mit einem Ball und zwei dicken Handstäben. Zur wahren Meisterschaft bringt der European Youth Circus-Teilnehmer es aber mit seinen Jo-Jos. Wenn er zwei davon gleichzeitig wirbeln lässt und das Orchester dazu einen atemberaubenden French Can-Can spielt, tobt das Publikum. Eine Nummer an der Tino Munoz seine helle(!) Freude hat, sind die Luftvoltigen des Trio Tereshchenko am Fangstuhl. Sein gewohnt stimmiges Lichtdesign wertet die gewagten Sprünge der beiden Damen, die vom breitschultrigen Blondschopf Roman Tereshchenko sicher gefangen werden, nochmals deutlich auf. Zur Absicherung ihrer Darbietung nutzen die Ukrainer übrigens ein Sprungtuch, welches wie ein Fangnetz unter ihrem Apparat gespannt ist. Die Diablos del Fuego komplettieren mit Bola-Spielen den artistischen Part. Eine der wenigen Darbietungen, bei denen sich das Orchester ausruhen darf, denn die Argentinier begleiten sich auf Trommeln selbst. Das Krone-Orchester stimmt dafür zur Verabschiedung des Trios, welches kürzlich beim Karlsruher Weihnachtscircus zu sehen war, passenderweise „Don't cry for me Argentina“ an.


Jana Mandana, Alex Lacey, Andrej Fjodorov

In der Trilogie der großen Raubtiernummern, sind wir nach Redi Montico bei Alexander Lacey und seiner laut Ansage „elegantesten Raubtiernummer unserer Zeit“ angekommen. Auch wenn es mit einer der gestreiften Katzen an diesem Nachmittag kleinere Probleme gibt, weiß der smarte Brite in der Tat, wie er sich und seine gemischte Raubtiergruppe überzeugend verkauft. Was natürlich leicht fällt, wenn man ein solches Spitzenprodukt im Angebot hat. Die Tricks sind bekannt und immer wieder ein Hochgenuss. Neu ist, dass er die beiden Löwinnen und einen der Tiger nach dem gemeinsamen Hochsitzen aller Tiere mittels einer roten Karte in den Laufgang schickt. Ebenfalls weit ab vom Standard, wenngleich deutlich ungefährlicher, ist die Taubendressur von Andrej Fjodorov. Hier darf man getrost wirklich von einer Dressur sprechen, denn die Vögel zeigen ihre erlernten Tricks auf Kommando. Etwa das Überspringen kleiner Hürden mit Pirouetten zwischen jedem Hüpfer oder das Balancieren über ein dickes Seil. Interessant sind ferner die verschiedenen Taubenarten, welche Fjodorov im Gepäck hat. Aus der Elefantenherde des Circus Krone erleben wir in diesem Februarprogramm zwei Afrikanerinnen und eine Inderin. Jana Mandana führt diese vor und wird dabei wie gewohnt von James Puydebois unterstützt. Im Anschluss dirigiert sie vier Zebras, welche sich zunächst in der mit Trockeneis-Nebel gefüllten Manege austoben dürfen.


Jana Mandana

Von Flavio Togni kommen zwölf cremefarbene Pferde, Cremellos genannt, welche jüngst beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo zu sehen waren, wo Togni mit einem Goldenen Clown ausgezeichnet wurde. In München werden sie nun von Jana Mandana vorgeführt. Nachdem bereits die hauseigenen Hengste im Januarprogramm unter ihrer Peitschenführung richtig gut liefen, macht sie nun auch mit den Pferden vom American Circus einen klasse Job. Die Tricks klappen bestens. So kommt die Schönheit dieser seltenen Pferderasse optimal zur Geltung. Wurde die Kapriole zur Premiere in München noch am Zügel gezeigt, geht es nun ohne Hilfsmittel. Sogar gleich mehrfach hintereinander. Man sieht Jana Mandana die Freude über das Gelingen deutlich an - und man gönnt sie ihr. Es wäre äußerst wünschenswert, wenn Krone dieses Niveau bei der Pferdevorführung im neuen Saisonprogramm fortführen würde. Zu Beginn der Vorstellung bringt Mandana außerdem im Dunkeln ein mit Lichterketten geschmücktes Pferd in die Manege, welches Schulschritte zeigt.


Duo Bobylev

Glänzend besetzt ist, last not least, das Fach „Humor“. Mit den Bobylev ist für intelligenten, kreativen und ausgelassenen Spaß gesorgt. Wunderbar die von Alexej angezettelte Wasserschlacht, bei der die drei Jungs in der Manege genauso viel Spaß mit Wasserpistolen haben, wie die 3.000 Zuschauer ohne. Die Idee ist simpel, die Umsetzung genial: Mit den Wasserpistolen werden Seifenblasen abgeschossen. Wie und wo diese produziert sowie abgeschossen werden, führt zu den witzigsten Konstellationen. Ihre tänzerischen Fähigkeiten nutzen Olga und Alexej beim Ballett mit Schwan. Ihr akrobatisches Können zeigen Sie beim in Bruchteilen einer Sekunde produzierten „Mann ohne Unterleib“. Ihre Geschicklichkeit schlussendlich macht das furiose Ping-Pong-Match - Tischtennisball-Jonglagen inklusive - zu einem echten Lachschlager, der zudem für großes Staunen ob der Jonglierküste der Bobylev sorgt. Für die Verabschiedung ist wie gewohnt Nikolai Tovarich zuständig. Ebenso für die sparsam eingesetzten Ansagen sowie die Begrüßung, welche er in diesem Monat singend vornimmt.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch