CHPITEAU.DE

Karlsruher Weihnachtscircus 2010
www.karlsruher-weihnachtscircus.de

Karlsruhe, 23. Dezember 2010: Nachdem der erste Karlsruher Weihnachtscircus im vergangenen Jahr mit rund 35.000 Besuchern ein großer Erfolg war, stand schnell fest, dass die gelb-roten Zeltanlagen auch in diesem Winter wieder auf dem Messplatz in Karlsruhe aufgebaut werden. Dafür haben die Macher Rosemarie und Joachim Sperlich noch einmal kräftig investiert: Im Zeltinneren erwartet die Besucher jetzt, nachdem man im Vorjahr auf das Material des Zirkus Charles Knie zurückgegriffen hatte, ein eigenes Gradin mit klappbaren Schalensitzen.

Ebenfalls neu ist eine um etliche Scanner und Moving Heads erweiterte Lichtanlage samt Laser sowie der neue Artisteneingang, der mit seiner Rundung in der Mitte an das bei Barelli verwendete Modell erinnert. Im Vorzelt ist hingegen alles beim Alten geblieben. Will heißen: nostalgischer Caféwagen, Weihnachtsmarkt und eine wunderbare Dekoration laden auch in diesem Jahr zum Verweilen im Restaurationsbereich ein.


Mairen Brothers, Paul Ponce, Silvia Silvia

Auch im Programm wirkt die Direktionsfamilie Sperlich erneut mit. Nachdem sie hier im letzten Jahr mit den Seelöwen debütierte, ist Monika Sperlich heuer mit ihrer orientalisch gestalteten Hula-Hoop-Nummer samt Feuerringen zu sehen. Ihre Brüder Maik und Rene zeigen ihre bekannte Handstand-Equilibristik auf dem Trike. Mit dem live gesungenen „Amore“  eröffnet Victor Ponce seine „Tanzenden Teller“ als korpulenter italienischer Koch. Direkt im Anschluss streift er einen Poncho über und jongliert mit mehreren Sombreros. Diesen Auftritt hätte man eventuell besser teilen können, zumal der langwierige Aufbau des Tisches für die „tanzenden Teller“ die Nummer bereits in die Länge zog. Die Truppe „Los Diablos del Fuego“ ist von Flic Flac bekannt, welches sich gut in der Musikbegleitung erkennen lässt. Auch in Karlsruhe wissen ihre Bola-Bola-Spiele dem Publikum zu gefallen. Eine Seltenheit in hiesigen Manegen, zugleich aber wirklich sehenswert ist die Armbrustschützen-Show von Silvia Silvia. Aus mehreren Metern Entfernung zielt sie punktgenau und trifft auch kleinste Ziele. Allerdings benötigen die aufwendigen Umbauten zwischen den einzelnen Tricks einige Zeit und so nimmt die Nummer gehörig das Tempo aus der Show. Als Höhepunkt aktiviert sie durch einen Schuss eine Kettenreaktion, an deren Ende ein Apfel auf dem Kopf der Schützin durchbohrt wird.


Truppe Quinterion

Traditionell als Pausennummer platziert ist das klassische Flugtrapez der Flying Mendonca. Routiniert zeigen die zurzeit vier Brasilianer alle gängigen Tricks des Genres. Nur der dreifache Salto wird in der besuchten Vorstellung nicht gefangen. Zu einer Wiederholung kommt es nicht, man geht nahtlos weiter zur ebenfalls sehenswerten Passage. Jonatas Galleguito und Aline Moretti arbeiten zudem als „Tarzan & Jane“ zur Musik von Phil Collins eine schöne und zugleich leistungsstarke Darbietung an den Tüchern. Mit dem Lucius-Team wurde zudem eine Motorradkugel verpflichtet, die vor dem Finale noch einmal die Zuschauer mitreißt. Zwei Motorräder umkreisen zunächst eine im Inneren der Kugel stehende Dame, danach rasen bis zu vier Räder gleichzeitig durch die Kugel. Artistischer Höhepunkt des Programms ist aber eindeutig die aus Ungarn stammende Truppe Quinteron. Die in Budapest preisgekrönten Akrobaten brillieren bei ihren Handvoltigen mit diversen Sprüngen und Salti, noch dazu in wunderschönen Kostümen und in Szene gesetzt als Duell der Herren um die Gunst der Dame. Zuletzt springt Fliegerin Eniko Hajagos im Drei-Mann-Hoch ab und landet sicher in den Armen der  unteren Fänger. Eine wirkliche Hochglanz-Nummer, die ohne Zweifel auch in der Roncalli-Manege zu überzeugen wüsste. Die beiden einzigen Tierdarbietungen stammen allesamt aus dem Hause Togni und werden vom  deutschen Tierlehrer Hans-Ludwig Suppmeier jeweils zu Beginn der beiden Programmhälften präsentiert.


Hans-Ludwig Suppmeier, Ballett, David Massot

Die drei weißen bzw. goldfarbenen Tiger wirken vor allem durch ihre Schönheit, zeigen aber auch das gegenseitige Überspringen sowie das Hochsitzen. Die Fahrt auf der Spiegelkugel bildet auch hier den Schlusspunkt. Die sechs andalusischen Hengste vollführen direkt zu Beginn ihre ansprechenden Lauffiguren, so zum Beispiel ein gleichzeitiges Stoppen der Vierbeiner beim Gegenlauf sowie das Flechten, und schließen natürlich mit diversen Steigern. Die nötigen Umbaupausen überbrückt der Franzose David Massot mit diversen Reprisen. So leitet er  unter anderem das Publikum zu einer Klatsch-Melodie an, produziert sich als komischer Zauberer und lässt die Glocken erklimmen. In einem originellen, aber schrecklich langatmigen Entree versucht er mit Hilfe einer Pistole seine drei Mitstreiter zu einer Band zu formieren, an dessen Ende allerdings er als der Verlierer hervorgeht. Zudem gibt es auch diesem Jahr ein fünfköpfiges Ballett, welches nach eigenen Angaben direkt aus Sao Paulo eingeflogen wurde. In gewohnter Weise unterstützt es Monika Sperlich bei ihrem Auftritt, überbrückt den Käfigabbau und bildet im kurz geschnittenen Samba-Kostüm eine optimale Einleitung für das Flugtrapez. Auch die Mairen Brothers dürfen nun wieder auf die bekannte Ballett-Begleitung zurückgreifen, in neuen Kostümen a la „We will rock you“-Musical. Zu guter Letzt begleitet ein Acht-Mann-Orchester weite Teile des Programms live.

Tier-Darbietungen von Togni, Ballett und ein sympatischer Clown, Publikumsrenner wie Armbrust-Show, Motorradkugel und Flugtrapez, dazu artistischer Hochglanz mit der Truppe Quinteron und Live-Orchester – die diesjährige Produktion des Weihnachtscircus bietet eigentlich alles, was sich der Besucher wünschen kann. Nur ein bisschen mehr Tempo würde der Sache sicher gut tun. Aber: dem „normalen“ Publikum gefällt es auch so. Stehende Ovationen beweisen dies.

__________________________________________________________________________
Text: Benedikt Ricken; Fotos: Sven Rindfleisch