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Heilbronner Weihnachtscircus 2010
www.weihnachtscircus.com

Heilbronn, 22. Dezember: Das Dutzend ist voll: Zum 12. Mal veranstalten Uwe Gehrmann und Sascha Melnjak ihren Heilbronner Weihnachtscircus. Heuer haben sie eine Art Hitparade der Manege zusammengestellt – eine Auswahl bestens bekannter Circusnummern, die der Circusfreund zuletzt in vielen großen Häusern sehen durfte, vom Schweizer Knie bis zum Kronebau, von Flic Flac bis Arlette Gruss, von Barum und Bouglione bis zu Charles Knie. Erneut werden die Topstars meisterhaft in Szene gesetzt von Regisseur Louis Knie sen., Lichtdesigner Enrico Zoppe und dem achtköpfigen Orchester unter Wladymyr Kozachuk.


Yves Nicols, Azzario Sisters, Paolo Kaiser

Die „Startnummer Eins“ in dieser Hitparade trägt Yves Nicols, der mit fünf Fußbällen, vier Keulen (mit Händen und Füßen), Bumerangs und vier Sombreros jongliert und gleich für Stimmung sorgt. Schließlich findet er zwischen seinen Tricks auch noch Zeit für einen augenzwinkernden Flirt mit seiner Partnerin Ambra. Gemeinsam zeigen beide im zweiten Programmteil ihre leidenschaftliche Tüchernummer. Zunächst beobachtet Yves seine Partnerin bei ihrer Kunst, während er am Boden einen Tango singt, dann tanzen sie gemeinsam, schließen schweben beide mit durchaus riskanten Tricks in der Luft – unter anderem hält sich Yves nur an einem Bein seiner Partnerin. Roncalli, Kronebau, Cirque d’Hiver Bouglione, Schweizer Knie: Die Azzario Sisters haben in den vergangenen drei Jahren eine wahre Blitzkarriere hingelegt und sind nun auch in Heilbronn zu Gast. Die neue Musik, die sie seit der Knie-Saison 2010 begleitet, lässt das hervorragende Können der bildschönen jungen Frauen bei ihrer Equilibristikkür und Leiterbalance noch besser zur Geltung kommen. Eine sehr ungewöhnliche Variante der Rola Rola präsentiert Paolo Kaiser: Er stapelt die Rollen und Bretter nicht zu Türmen mit mehreren Etagen, er balanciert meistens nur auf einem Brett mit Walze darunter – springt dafür aber von dort zum nächsten Rollbrett auf einem niedrigeren Podest oder dreht einen Rückwärtssalto von einem Rola-Brett zum nächsten.


Ballett, Trio Laruss, Alexander Lacey

Beim Auftritt des Duos Garcia ist schon die Präsentation des Requisits eine Schau, wenn die silberne Rakete von sieben Figuranten in Raumfahrt-Kostümen in die Manege gebracht wird. Es folgt, an der kreisenden Rakete in luftiger Höhe, eine der riskantesten Luftdarbietungen unserer Zeit, unter anderem beim Zehenhang von Vicky Garcia an einem kleinen Trapez, das ihr Partner hält, oder beim Zahnhangwirbel zum Abschluss. Unter fortwährendem Szenenapplaus zelebrieren die Goldmenschen des Trio Laruss, ein Herr und zwei Damen, ihre kräftezehrende Adagio-Akrobatik. Die durchweg hervorragende Lichtregie zieht hier alle Register, lässt die Artisten auf schimmerndem Theaternebel schweben, taucht sie in wechselnde Bühnenbilder aus Scheinwerferglanz. Für die Überraschung des Abends sorgt Marek Jama, der seine Exotendressur umgestellt hat: Die vier Kamele und die vier Zebras arbeiten nun gemeinsam, unter anderem mit Gegenlauf zur Eröffnung, und schließlich gesellen sich noch die exotischen Rinder hinzu, sodass ein ganzes Dutzend Tiere für ein großes, manegenfüllendes Bild sorgt. Die Kurzauftritte von Känguru und Nandu sowie die Arbeit der sechs Lamas runden den Dressurblock ab. In bekannter Weise arbeiten später die sechs Friesenhengste und anschließend die sechs braunen und weißen Araber, doch auch hier arbeitet Marek Jama an einer neuen Formation. Bereits zum dritten Mal nach 2005 und 2008 ist Alexander Lacey mit seinen Raubtieren in Heilbronn zu Gast. Das Publikum kennt und liebt ihn, und so wird Lacey erneut gefeiert wie ein Popstar. Die kleineren Artgenossen der Tiger und Löwen, weiße Angorakatzen nämlich, leitet Vladislav Olandar durch eine temporeiche Dressur. Raubtier-, Exoten- und Pferdedressuren werden, wie im Saisonprogramm, vom Ballett des Zirkus Charles Knie thematisch eingeleitet, und die Tänzerinnen kommen zudem mit einem Tanz in schwarzen Fräcken zur Ouvertüre sowie natürlich beim Finale zum Einsatz.

 
José-Mitchels-Trio, Truppe Chernievski, André

Besonders hochkarätig besetzt ist in diesem Programm auch der clowneske Part. Der Schweizer Clown André kämpft gegen den Weißen Hai in der Badewanne, singt ein Duett mit sich selbst oder macht Wasser-Musik auf Bratpfannen. Immer wieder ein Lachschlager ist das mit Hingabe gespielte Wasser-Entrée des José-Mitchels-Trio, das erstmals 2005/2006 in Heilbronn zu Gast war. Und natürlich darf die Circus-Hitparade nicht ohne einen interessanten „Newcomer“ enden: Als Schlussnummer haben Uwe Gehrmann und Sascha Melnjak die elfköpfige Schleuderrett-Truppe Chernievski verpflichtet, die Anfang des Jahres in Monte Carlo mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde, zehn Jahre zuvor hatte die Truppe in anderer Besetzung sogar den Goldenen Clown gewonnen. Zu 20er-Jahre-Musik und in ebensolcher Kostümierung beeindrucken die zum großen Teil noch jüngeren Artisten vor allem auch durch die Höhe ihrer Sprünge, bei denen auf die Bildung von Menschentürmen allerdings weitgehend verzichtet wird. Nach Salti und Schrauben landet einer auf einem Sessel in luftiger Höhe, ein anderer fliegt auf einer umgeschnallten Stelze und kommt sicher auf der Bodenmatte auf. Die Nummer sorgt vor dem Finale noch mal für Tempo und Stimmung.

Es ist nicht nur das sehr starke, sorgfältig und durchdacht zusammengestellte „Line-up“, das in Heilbronn überzeugt. In besonderer Weise verstehen es die beiden Direktoren und die weiteren Macher auch, die Zutaten zu einer glanzvollen, mitreißenden Show aus einem Guss mit durchgehendem Spannungsbogen zu kombinieren. Der charmante Sprechstallmeister Fabian Egli, der das Finale natürlich wieder singend einleitet, leistet hierzu wiederum einen wichtigen Beitrag.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber