Clown Nico
In
dessen Mittelpunkt steht Clown Nico in Person von Andrej
Nikolajev. Die meisten seiner kleinen Geschichten entstammen
seinem langjährigen Repertoire, sind aber Nico-Originale. Immer
erzählt der 70jährige Spaßmacher russischer Prägung darin eine
abgeschlossene Handlung. So etwa sein Spiel mit einer Krone, bei
dem aus dem selbst ernannten König ein Diener wird. Oder die
Verteidigung einer Sahnetorte gegen einen naschwilligen
Zeitgenossen und eine ebenfalls höchst interessierte Biene. Als
die beiden Widersacher der Torte habhaft werden drehen sie den
Spieß um und teilen ihre Beute nicht mit dem ehemaligen Besitzer
Nico. Zu einer Trapeznummer gerät das Spiel mit einem
Kinderwagen, bei dem Nicos Partner an diesem unter die Kuppel
gezogenen Requisit akrobatische Fähigkeiten beweisen. Vor dem
Ende der Vorstellung bringt Nico zudem noch seine Sangeskünste
zu Gehör, wenn er im schwarzen Anzug mit Fliege eine
deutschsprachige Version von „My way“ interpretiert. Dabei
verwandelt er sich für das Finale in der Manege wieder in den
dem Publikum inzwischen vertrauten Clown Nico.
Ambra und Ives Nicols
Ebenfalls
stimmgewaltig kommt uns in diesem Januarprogramm Ringmaster
Nikolai Tovarich. Er kündigt nicht nur die einzelnen Nummern an,
sondern begrüßt zudem mit „Fly me to the moon“ singend das
Publikum. Sympathieträger im artistischen Bereich sind zwei
Paare - ein Ehepaar und ein Brüderpaar. Ambra und Ives sind laut
Programmheft seit einem Jahr verheiratet. Zusammen zeigen sie an
den Tüchern eine wunderschöne Choreographie im Tango-Rhythmus,
wobei Ives – als weiterer Vokalist im Programm – ebenfalls als
Sänger glänzt. Die artistische Leistung stimmt, die entstehenden
Bilder sind wunderschön und das junge Glück überträgt sich auf
die frenetisch applaudierenden Zuschauer. Was will man mehr.
Natürlich zeigt Ives (Nicols) auch seine Jonglagen im spanischen
Stil. Dabei wirbelt er Bälle, Bumerangs, Keulen und Hüte durch
die Luft. 20 und zwölf Jahre jung sind Giuliano und Fabio
Anastasini. Der ältere der beiden wirbelt seinen Bruder mit den
Füßen durch die Luft. In ihren ikarischen Spielen beweisen die
US-Amerikaner, dass sie das Zeug haben, bald zu den ganz Großen
in diesem Geschäft zu gehören. Ihre Tricks sind jetzt schon
klasse (doppelter Salto als Höhepunkt) und ihre Späße
zwischendurch wirken professionell, wenngleich sie noch
kindgerecht rüberkommen. Aber das wird. Mit ihrem Vater, der in
der Manege assistiert, scheinen sie einen perfekten Lehrmeister
zu haben. Die leider oftmals von Artisteneltern verkörperte
Strenge strahlt er nicht aus, ganz im Gegenteil. Vater
Anastasini ist mit genauso viel Spaß bei der Sache wie seine
Söhne.
Truppe Scala,
Flying Garamov, Liao Cheng
Kurzfristig ins Programm
genommen wurde die kubanische Truppe Scala. Die Dame und die
sieben Herren zeigen zwei Darbietungen, die eigentlich zur
Domäne osteuropäischer Gruppen gehören, Schleuderbrett sowie
Russischer Barren. Die Kostüme beim Schleuderbrett würden sogar
jeder ungarischen Truppe zur Ehre gereichen. Die Scalas packen
aber noch einen guten Schuss lateinamerikanischer Lebensfreude
hinzu. Und die macht das Besondere an dieser Darbietung aus, die
unter anderem einen Sprung zum Vier-Mann-Hoch beinhaltet und in
einem Dreifachen, welcher in einem mittels einer Perchestange
gehaltenen Stuhl landet, gipfelt. In ihrer zweiten Darbietung
zeigen sie eine interessante Passage zwischen zwei russischen
Barren. Höhepunkt ist auch hier der Dreifache. Den dritten
Dreifachen steuern die Flying Garamov bei. Die jugendlichen
Artisten aus Russland bewegen sich auffallend elegant am
fliegenden Trapez. Eine russische Schaukel unter der Brücke und
eine Reckstange versetzt über dem Fänger angebracht sorgen für
zusätzliche reizvolle Flugmöglichkeiten. Diese nutzen die
Akrobaten im Piraten-Look auf grandiose Weise. Ihr 14
Meter-Sprung von der russischen Schaukel zum Fänger ist sogar im
Guinness-Buch der Rekorde verzeichnet. Aus China kommt die
Truppe Liao Cheng. Das Quintett, eine Dame inklusive, zeigt eine
interessante Gruppenchoreographie mit chinesischen Gabeln,
welche im Kern aus Jonglagen in verschiedenen Varianten besteht.
Mighty Mendozas, Jana Mandana
Tierischer Höhepunkt sind
die vier indischen sowie zwei afrikanischen Elefantendamen, die
Jana Mandana und James Puydebois in einer neuen Dressurschöpfung
präsentieren. Besonders zu erwähnen ist die schöne Laufarbeit,
welche Elemente einer guten Pferdefreiheit enthält. Auf eine
solche müssen wir verzichten. Stattdessen zeigt Jana Mandana
eine Kür mit drei Friesen, einem Lusitano sowie einem Pony. Zwei
der Friesen bilden quasi als Figuranten die Elemente, die die
auf dem dritten Friesen reitende Mandana umkreist. Dabei führt
sie den Lusitano am langen Zügel, das gefleckte Pony folgt der
Gruppe. So entstehen neuartige Bilder wie etwa das Überspringen
einer Hürde durch die drei Pferde mitsamt der Reiterin. Komisch
verpackt haben die Mighty Mendozas ihre Dressur mit Terriern.
Die drei Vorführer sind als Torreros gekleidet, die Hunde tragen
Stierhörner. So gibt es gleich zu Beginn der Show eine herrlich
verrückte Tierdarbietung. Von der Raubtierdressur des Ehepaar
Christiani bekomme ich dank Krones Sicherheitspolitik (ein
Requisiteur in jedem Aufgang) trotz – oder gerade wegen? - eines
Logenplatzes nur das mit, was sich rechts und links des in einem
roten Livree steckenden Rückens abspielt. Nicht eben viel.
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