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Karlsruher Weihnachtscircus 2009
www.karlsruher-weihnachtscircus.de

Karlsruhe, 19. Dezember 2009: Rosemarie und Joachim Sperlich sowie die anderen maßgeblich Beteiligten haben bei ihrem ersten Karlsruher Weihnachtscircus alles perfekt vorbereitet. Mit der badischen Metropole wurde eine Spielstätte gewählt, die seit jeher einen guten Ruf als Circusstadt genießt. Da verwundert es, dass es bislang noch keine ernsthaften Versuche gegeben hat, einen längerfristigen Weihnachtscircus zu etablieren. Das fabrikneue Chapiteau – im Stil des Spielzelt vom Zirkus Charles Knie – ist in den badischen Farben gelb-rot gehalten. Drinnen steht der Artisteneingang von Charles Knie und ein Gradin mit Klappsitzen.

Die Marketingkommunikation wurde frühzeitig und höchst professionell umgesetzt. Neben Plakatwerbung und Anzeigen wurden Kooperationen mit der einzigen Tageszeitung am Ort und einem großen privaten Radiosender eingegangen, die großzügig über das Gastspiel berichten. Selbst eine Bäckereikette ist in das Marketing einbezogen. Auch hinsichtlich des Programms gilt „alles richtig gemacht“. Die Show bietet durchweg gute Darbietungen, darunter ein paar besondere Hingucker und lässt Spielraum für Steigerungen in den folgenden Ausgaben. Integriert sind weihnachtliche Einlagen, wie wir sie von anderen Weihnachtsproduktionen der Familie Sperlich (Trier, Frankfurt) kennen. Zufriedene Besucher, die in den nächsten Jahren gerne wiederkommen, kann man mit diesem Programm ganz bestimmt gewinnen.


Anthony Wandruschka, Dany und Denisa Stipka, Marek Jama

In dessen Kern stehen Nummern, die wir - nicht aber das Karlsruher Publikum - aus dem Saisonprogramm des Zirkus Charles Knie kennen. Da ist Marek Jama, der eingeleitet vom Ballett, seine Exoten mit Zebras, Kamelen, Lamas, Rindern und ein Känguru vorführt. Später erleben wir ihn mit dem bekannten Sechserzug Freiheitspferde. Auf zwei Friesen zeigen die Geschwister Dany und Denisa Stipka ihr Pas de deux. Ihre Arbeit an den Tüchern ist ebenfalls im Programm. Doppelt vertreten ist auch Anthony Wandruschka. Im ersten Teil jongliert er im Dialog mit dem Publikum („Hallo Publikum“ - „Hallo Anthony“), im zweiten sorgt er mit seinen riskanten Tricks am Solo-Trapez sowie dem „Todessprung“ für den großen Applaus. Den erhält (überraschenderweise) auch Clown Versace für seine Seilspring-Einlage mit Publikumsbeteiligung. Den Manegenkomiker sehen wir im Laufe der Show des öfteren, u.a. mit den Stoffelefanten und dem aufgeblasenen Kraftmenschen. Die beiden Seelöwen des Zirkus Charles Knie kennen wir, die Vorführerin ebenfalls. Zusammen erleben wir sie erst seit Kurzem. Statt die Reifen um die Hüften kreisen zu lassen, wirft Monika Sperlich diese nun ihren Manegenpartnern Manta und Stefanie zu. Die drei bilden bereits jetzt ein eingespieltes Team, die Darbietung läuft flüssig ab. Neu ist die Balletteinlage zum Beginn. Statt Pinguinen, tanzen jetzt fesche Matrosenmädels, die nebenbei das „Deck schrubben“.


Elvis Errani

Eröffnet wird das Programm von der Truppe Zuma-Zuma. Die Schwarzafrikaner entsteigen einem großen goldenen Paket, welches der Weihnachtsmann und seine Helferinnen nach dem rot-weißen Opening hereingebracht haben. Sie machen ordentlich Tempo und sorgen mit ihren Menschenpyramiden, Sprüngen sowie einer Limboshow für Stimmung, wenngleich das Publikum in der von uns besuchten Vorstellung noch sehr zurückhaltend reagiert. Die Begeisterungsbekundungen von den Rängen sind im ersten Teil bei den beiden letzten Nummern von der Pause am stärksten. Iurie Basiul fasziniert mit seiner Equilibristikdarbietung im Stil eines Anatoly Zalewsky. Wenngleich  Basiul im direkten Vergleich nicht die Meisterschaft von Zalewsky, den wir am Abend in Stuttgart erleben, erreicht, zeigt aber auch er eine elegante und höchst originelle Kür. Mit dem kurzfristigen Engagement von Elvis Errani und den drei von ihm vorgeführten indischen Elefantendamen hat die Direktion den viel zitierten „Glücksgriff“ gemacht. Gepflegte Tiere, schöne Frauen, ein jugendlicher Vorführer sowie ein umfangreiches Trickrepertoire – was will man mehr? Der zweite Teil startet mit den Damen des Balletts im Frack, welche so tanzend den Auftritt des Trio Liazeed einleiten. Vater, Tochter und Schwiegersohn zeigen kraftvolle Hand- und Kopfstände. Der theatralisch präsentierte Höhepunkt ist erreicht, wenn die drei „Jamaikaner“ gemeinsam einen Handstand auf zwei Händen drücken. Schlussnummer ist erwartungsgemäß die „Pagoda of bowls“ der chinesischen Shenyang-Truppe.


The Liazeed, Zuma-Zuma, Iurie Basiul

Hier erleben wir allerdings nicht die im Programmheft abgebildete Formation, die vor einigen Jahren in Monte Carlo einen Clown gewann und    anschließend in Heilbronn zu sehen war. In Karlsruhe sind fünf junge Herren am Start, welche zwei ebenfalls junge Damen inklusive kleiner ineinander gestapelter Schälchen durch die Luft wirbeln. Auch dies eine schöne Nummern, den Vergleich mit dem „Original“ sollte man aber besser nicht anstellen. Das insgesamt eher überraschend zurückhaltende Publikum jedenfalls geht begeistert mit.

Die Stimmung überträgt sich aufs Finale, zu dessen weihnachtlichem Grundmotiv die Kostüme des Balletts mit den beleuchteten Sternen perfekt passen. Das Orchester unter Yvgen Gaida spielt abermals weihnachtliche Weisen. Die Verabschiedung des Publikums übernimmt vertretungsweise Sascha Grodotzki - normalerweise Rosita Sperlich.  Der Applaus zum Ende lässt darauf schließen, dass die erste Ausgabe dieses Karlsruher Weihnachtscircus ankommt. Sollte sich dieser Eindruck bewahrheiten, dürfte eine Fortsetzung im kommenden Jahr beschlossene Sache sein. Schön wäre es. Wir hätten damit eine weitere, qualitativ hochwertige circensische Weihnachtsproduktion im Süden der Republik. 

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Text: Stefan Gierisch; Fotos: Stefan Gierisch, Sven Rindfleisch