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Heilbronner Weihnachtscircus 2009
www.weihnachtscircus.com ; 95 Showfotos

Heilbronn, 18. Dezember 2009: Bei der elften Auflage bietet der Heilbronner Weihnachtscircus eines seiner schönsten Programme, vielleicht sogar das schönste bisher. Das liegt an der besonderen Stimmigkeit, mit der sich die Teile unter der Regie von Louis Knie senior zu einem großen Ganzen fügen. Es liegt daran, dass es den Produzenten Uwe Gehrmann und Sascha Melnjak gelungen ist, nur Künstler zu verpflichten, die noch nie zuvor in diesem Weihnachtscircus zu sehen waren. Künstler, die eine besonders selten gezeigte Circusdisziplin ausgewählt haben oder deren Nummern aus anderen Gründen der Reiz des Besonderen, des Außergewöhnlichen umgibt.

Gute Livemusik und hervorragendes, stimmungsvolles Licht kennzeichneten den Heilbronner Weihnachtscircus schon in den vergangenen Jahren – nun wirkt dank eines neuen Artisteneinganges die ganze Show noch glamouröser. Der Artisteneingang ist im Prinzip baugleich zu jenem des Zirkus Charles Knie, nur ist er wesentlich höher und wird mit LED-Leuchten in wechselnden Farben von oben angestrahlt. Das ergibt ein prunkvolles Bild. Anlass für die Umstellung war die Verpflichtung der Daniel-Diorio-Truppe mit ihrer Motorradkugel als Pausennummer: Ohne den neuen Artisteneingang hätte das Riesen-Requisit gar nicht in die Manege gebracht werden können.


Daniel-Diorio-Truppe, Duo Guerrero, Karah Khavk junior mit Sheena

Bis zu vier Fahrer rasen hier durch den „Splitting Globe of Death“. Wenn sich am Ende der Darbietung die Kugel öffnet, verfehlt das auch hier seine Wirkung nicht. Die Diorios bekamen am Premierenabend den größten Beifall, das Genre Motorradkugel erwies sich einmal mehr als eines der publikumswirksamsten überhaupt. Gefeiert wurden freilich auch die Hochseilkünstler Aura und Walter Guerrero. Aura besteigt auf dem Seil blind eine Art Trittleiter/Stuhl mit zwei Stufen, trägt ihren Partner im Zwei-Mann-Hoch – und schlussendlich zeigt das Paar den Abgang vom Schrägseil im Zwei-Mann-Hoch. Hier steht Aura oben und singt, wie während fast der gesamten Darbietung, der Schlussnummer im Programm. Das ist Circus! Ein weiterer besonderer Höhepunkt im Programm ist die Reptilienshow von Karah Khavak junior alias Anton Kocka. Mit unzähligen, absolut professionell gestalteten Requisiten wird hier eine Palast-Szenerie à la Indiana Jones geschaffen, in der auch einige aufwendig gewandete Figuranten auftreten. Selbst das Motorrad, das zur Nummer gehört, könnte dem Original-Filmset entstammen. In dieser prächtigen Kulisse präsentiert Karah Khavak Schlangen, Krokodile, Kaimane, Riesenechsen, sogar Ratten. Er platziert Giftschlangen und Skorpione auf seiner Frau Sheena, beide setzen sich Vogelspinnen ins Gesicht. Ein schaurig-schönes Spektakel, das seinesgleichen sucht.


Seaworld juniors, Ronald und Tirana Spindler, Chy Fu Dey 

Die „aufregendste Liebesgeschichte der Circuswelt“, das Werben dreier Männer um eine schöne Frau, eben die Quadratrecknummer der Rokashkovs kannten wir bisher nur als von jedem Publikum frenetisch gefeiert – in Heilbronn kam die Nummer beim Premierenpublikum allerdings weniger an. Vielleicht ist diese „künstlerisch wertvolle“ Nummer doch eher fürs Roncalli- und sonstige Großstadtpublikum kreiert. Großen Anklang fanden dagegen die „Seaworld Juniors“ mit Kraftakrobatik und Handvoltigen. Neben der Reptilienshow und der Motorradkugel ist in diesem Jahr noch ein drittes Genre mit etwas martialischem Touch vertreten: Chy Fu Dey, hier als „Kung Fu Masters“ angekündigt, wickeln sich unter anderem Eisenstangen um den Hals und zeigen Sprünge durch den rotierenden, mit brennenden Messern gespickten Reifen. Im Saisonprogramm des Circus Krone wirkt die Nummer, in Kombination mit den Shaolin-Mönchen und in ein großes Schaubild gebettet, freilich noch intensiver. Mit seinen beiden Tiernummern ist Karl Trunk engagiert. Wunderbar anzusehen ist seine Freiheit mit acht unterschiedlich großen und verschiedenfarbigen Ponys, die einer anspruchsvollen Dressur mit großen Pferden in nichts nachsteht. Darüber hinaus können die Ponys sich aber auch ins gemachte Bett legen, wippen, Karussell fahren und auf einer Bank sitzen – diese Abschlussszene ist das Markenzeichen von Trunks charmant, elegant und stets mit einem Augenzwinkern vorgeführter Nummer. In einem zweiten Auftritt direkt nach der Pause zeigt er eine heitere Tierrevue mit Ziegen, Minischweinen und Hund. Den Reigen der Tierdarbietungen komplettieren Ronald und Tirana Spindler mit der temporeichen Vorführung ihrer drei afrikanischen Elefanten, die viel Laufarbeit, aber auch Pyramiden enthält.


Nistorovs, Emil junior, Truppe Faltyny

Besonders hochkarätig besetzt ist in diesem Jahr der komische Part mit den Rossyann Clowns. Yann und Hector Rossi agieren hier alleine, ohne Hectors Sohn Victor. In der Tat sind sie wohl die schönsten, stilvollsten Musikalclowns unserer Zeit, die immer wieder mit ihrem breiten Repertoire an heiter-musikalischen Szenen und einer Vielzahl von Instrumenten überraschen. Hier müssen nun wieder einmal zahllose Teller zerbrechen, ehe Hector die aus einem Pistolenlauf abgefeuerte Kugel mit den Zähnen fängt, wird auf zwei Blasebälgen musiziert und einiges mehr. Aus dem Saisonprogramm des Zirkus Charles Knie übernommen wurden in diesem Jahr die Jonglage der Truppe Faltyny als temporeiche Eröffnungsnummer sowie die Leiterbalance von Emil Faltyny junior. Dieser hat sich einen neuen Spitzentrick erarbeitet: Die beiden Stufenleitern, die er am Ende seiner Nummer besteigt, stehen nun auf einer Art runder Wippe, so dass sich das Konstrukt bei jedem Schritt bedrohlich von einer zur anderen Seite neigt. „Vorbote“ des neuen Charles-Knie-Programms 2010 ist die Truppe Nistorov mit ihrer großartig-rasanten Rollschuhnummer, in der nun auch eine dritte Dame mitwirkt, die Freundin von Eugenio Nistorov.

Besonders schön dann wieder das Finale mit einem singenden Sprechstallmeister Fabian Egli. Applaus im Stehen nach einem ganz großen Circusabend.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber