Gute
Livemusik und hervorragendes, stimmungsvolles Licht
kennzeichneten den Heilbronner Weihnachtscircus schon in den
vergangenen Jahren – nun wirkt dank eines neuen
Artisteneinganges die ganze Show noch glamouröser. Der
Artisteneingang ist im Prinzip baugleich zu jenem des Zirkus
Charles Knie, nur ist er wesentlich höher und wird mit
LED-Leuchten in wechselnden Farben von oben angestrahlt. Das
ergibt ein prunkvolles Bild. Anlass für die Umstellung war die
Verpflichtung der Daniel-Diorio-Truppe mit ihrer Motorradkugel
als Pausennummer: Ohne den neuen Artisteneingang hätte das
Riesen-Requisit gar nicht in die Manege gebracht werden können.
Daniel-Diorio-Truppe, Duo Guerrero, Karah Khavk junior mit
Sheena
Bis zu
vier Fahrer rasen hier durch den „Splitting Globe of Death“.
Wenn sich am Ende der Darbietung die Kugel öffnet, verfehlt das
auch hier seine Wirkung nicht. Die Diorios bekamen am
Premierenabend den größten Beifall, das Genre Motorradkugel
erwies sich einmal mehr als eines der publikumswirksamsten
überhaupt. Gefeiert wurden freilich auch die Hochseilkünstler
Aura und Walter Guerrero. Aura besteigt auf dem Seil blind eine
Art Trittleiter/Stuhl mit zwei Stufen, trägt ihren Partner im
Zwei-Mann-Hoch – und schlussendlich zeigt das Paar den Abgang
vom Schrägseil im Zwei-Mann-Hoch. Hier steht Aura oben und
singt, wie während fast der gesamten Darbietung, der
Schlussnummer im Programm. Das ist Circus! Ein weiterer
besonderer Höhepunkt im Programm ist die Reptilienshow von Karah
Khavak junior alias Anton Kocka. Mit unzähligen, absolut
professionell gestalteten Requisiten wird hier eine
Palast-Szenerie à la Indiana Jones geschaffen, in der auch
einige aufwendig gewandete Figuranten auftreten. Selbst das
Motorrad, das zur Nummer gehört, könnte dem Original-Filmset
entstammen. In dieser prächtigen Kulisse präsentiert Karah
Khavak Schlangen, Krokodile, Kaimane, Riesenechsen, sogar
Ratten. Er platziert Giftschlangen und Skorpione auf seiner Frau
Sheena, beide setzen sich Vogelspinnen ins Gesicht. Ein
schaurig-schönes Spektakel, das seinesgleichen sucht.
Seaworld juniors, Ronald und Tirana Spindler, Chy Fu Dey
Die
„aufregendste Liebesgeschichte der Circuswelt“, das Werben
dreier Männer um eine schöne Frau, eben die Quadratrecknummer
der Rokashkovs kannten wir bisher nur als von jedem Publikum
frenetisch gefeiert – in Heilbronn kam die Nummer beim
Premierenpublikum allerdings weniger an. Vielleicht ist diese
„künstlerisch wertvolle“ Nummer doch eher fürs Roncalli- und
sonstige Großstadtpublikum kreiert. Großen Anklang fanden
dagegen die „Seaworld Juniors“ mit Kraftakrobatik und
Handvoltigen. Neben der Reptilienshow und der Motorradkugel ist
in diesem Jahr noch ein drittes Genre mit etwas martialischem
Touch vertreten: Chy Fu Dey, hier als „Kung Fu Masters“
angekündigt, wickeln sich unter anderem Eisenstangen um den Hals
und zeigen Sprünge durch den rotierenden, mit brennenden Messern
gespickten Reifen. Im Saisonprogramm des Circus Krone wirkt die
Nummer, in Kombination mit den Shaolin-Mönchen und in ein großes
Schaubild gebettet, freilich noch intensiver. Mit seinen beiden
Tiernummern ist Karl Trunk engagiert. Wunderbar anzusehen ist
seine Freiheit mit acht unterschiedlich großen und
verschiedenfarbigen Ponys, die einer anspruchsvollen Dressur mit
großen Pferden in nichts nachsteht. Darüber hinaus können die
Ponys sich aber auch ins gemachte Bett legen, wippen, Karussell
fahren und auf einer Bank sitzen – diese Abschlussszene ist das
Markenzeichen von Trunks charmant, elegant und stets mit einem
Augenzwinkern vorgeführter Nummer. In einem zweiten Auftritt
direkt nach der Pause zeigt er eine heitere Tierrevue mit
Ziegen, Minischweinen und Hund. Den Reigen der Tierdarbietungen
komplettieren Ronald und Tirana Spindler mit der temporeichen
Vorführung ihrer drei afrikanischen Elefanten, die viel
Laufarbeit, aber auch Pyramiden enthält.
Nistorovs, Emil junior, Truppe Faltyny
Besonders
hochkarätig besetzt ist in diesem Jahr der komische Part mit den
Rossyann Clowns. Yann und Hector Rossi agieren hier alleine,
ohne Hectors Sohn Victor. In der Tat sind sie wohl die
schönsten, stilvollsten Musikalclowns unserer Zeit, die immer
wieder mit ihrem breiten Repertoire an heiter-musikalischen
Szenen und einer Vielzahl von Instrumenten überraschen. Hier
müssen nun wieder einmal zahllose Teller zerbrechen, ehe Hector
die aus einem Pistolenlauf abgefeuerte Kugel mit den Zähnen
fängt, wird auf zwei Blasebälgen musiziert und einiges mehr. Aus
dem Saisonprogramm des Zirkus Charles Knie übernommen wurden in
diesem Jahr die Jonglage der Truppe Faltyny als temporeiche
Eröffnungsnummer sowie die Leiterbalance von Emil Faltyny
junior. Dieser hat sich einen neuen Spitzentrick erarbeitet: Die
beiden Stufenleitern, die er am Ende seiner Nummer besteigt,
stehen nun auf einer Art runder Wippe, so dass sich das
Konstrukt bei jedem Schritt bedrohlich von einer zur anderen
Seite neigt. „Vorbote“ des neuen Charles-Knie-Programms 2010 ist
die Truppe Nistorov mit ihrer großartig-rasanten
Rollschuhnummer, in der nun auch eine dritte Dame mitwirkt, die
Freundin von Eugenio Nistorov. |