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Wintercircus Apeldoorn 2009
www.wim-zomer.nl

Apeldoorn, 27. Dezember 2009: Es ist die bekannte Geschichte eines Jungen, der sich mit dem Circusvirus infiziert und dann später, wenn auch das nötige Kleingeld vorhanden ist, einen eigenen Circus gründet. Dies ist auch die Geschichte von Wim Zomer, einst bekannt geworden als Schauspieler in der niederländischen Version der Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ , leitet er heute zusammen Jeroen Harleman seinen eigenen Wintercircus in Apeldoorn. Wie viel Herzblut darin steckt, merkt man spätestens beim begeisternden Finale. Eröffnet wird die Show mit einer Hula-Hoop-Nummer von Stephany, allerdings zu sehr sphärischen, wenig mitreißenden Klängen.


David Michellety, Fausto Scorpions, Gin Tonic

Einen Sechserzug Schimmel inklusive Steiger zum Abschluss bringt David Michellety, dessen Familie auch die Zeltanlagen stellt, in die Manege. Konjunktur haben zurzeit Kostümillusionen, welche in Apeldoorn vom portugiesischen Duo Lumei präsentiert werden. Der Wechsel von verschiedenen Torero-Kostümen und Kleidern war in der vergangenen Saison beim Cirque Amar in Frankreich zu sehen. Die vielleicht schönste, wenn auch nicht leistungsstärkste Darbietung im Programm steuert das Duo Rubtsov bei. In einer gelungenen Mischung aus Tanz, Stuhlpyramide und Jonglage werden bis zu fünf rote Hüte in der Luft gehalten. Die Katzendressur von Darja ist die zweite Tiernummer im Programm. Besonders der ruhige Vorführstil und die  Interaktion zwischen Mensch und Tier überzeugen. Vor der Pause sorgen die Fausto Scorpions mit ikarischen Spielen für Stimmung. Dies geschieht erst Recht als die Familie sich Unterstützung aus dem Publikum holt und kostenlose „Artisten-Nachhilfe“ erteilt.


Khadikov-Truppe

Den zweiten Teil eröffnen Darja und Pavel mit einer Rollschuh-Darbietung, die alle bekannten Tricks enthält. Warum die Artistin als unbeholfener Clown anfängt, ist allerdings nicht wirklich nachvollziehbar. Ganz klassisch hingegen die Alexander-Truppe auf dem Schleuderbrett. Beachtlich, dass fast alle Sprünge, u.a. zum Drei-Mann-Hoch, von ein und derselben Artistin ausgeführt werden. Als einzige Luftnummer arbeitet Ekaterina, weibliches Mitglied des Duo Rubtsov, an den Tüchern. Diverse Verwicklungen und Abfaller kennzeichnen diesen ausdrucksstarken Auftritt. Vor dem Finale dann die Khadikov mit ihrer rasanten Kosaken-Reiterei. Höhepunkt ist hier das Herumklettern unter dem Bauch des Pferdes sowie eine Drei-Mann-Pyramide auf zwei Pferden. Zwischen den einzelnen Artisten treten immer wieder die Kosincev-Clowns Gin und Tonic mit ihren von Probst bekannten Reprisen in Erscheinung. Dann aber das Finale: eigentlich unspektakulär, macht Wim Zomer, der die gesamte Show als Moderator begleitet, ein wahres Vergnügen daraus. Am Ende tanzt und singt das zahlreich erschienene Publikum, natürlich im Stehen, zusammen mit den Artisten und mit Wim Zomer, der sich einst als Junge mit dem Virus Circus infizierte, der ihn nicht mehr los lies und nun zum 16. Mal seinen Wintercircus präsentieren lässt. Dieser mag nicht das spektakulärste Programm bieten, hat dafür aber eine einmalige Atmosphäre, die ihn in der Weihnachtscircus-Szene zu einem wahren Kleinod macht.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Sven Rindfleisch