Thomas Janke, Alain Allegria, Jana Mandana
Gleich zum
Auftakt erfreuen Rosi Hochegger sowie Roger Mettin mit Hunden
und Pferd. Ich hatte ihre Darbietungen mit Hunden bzw. als
Jongleur zu Pferd bislang nur einzeln gesehen. Die Kombination
nun – und es ist wirklich eine - ist eingebettet in eine
fröhliche Marktszene. Die Hunde liegen unter einem Wagen mit
Früchten, aus dem Roger Mettin seine Requisiten bekommt. So
jongliert er mit Ananas am Stiel, welche ihm von einem der Hunde
gebracht werden oder lässt große Melonen auf seinem Finger
kreisen. Dazwischen zeigt Rosi Hochegger Kunststückchen mit den
Hunden, welche auch auf dem Pferderücken stattfinden. Originell
ist der Trick, bei dem Mettin seinen Rücken einem der Hunde als
Aufstiegshilfe beim Voltigieren zur Verfügung stellt. In die
Fußstapfen seines Onkels Sabu tritt Alain Allegria. Am
Washington-Trapez
zeigt er riskante Balancen. Zunächst
am ruhenden, später am schwingenden Trapez. Wie Sabu, hat auch
Alain das Balancieren auf einem Stuhl sowie die Aufnahme eines
auf der Trapezstange liegenden Tuches mit dem Mund im
Repertoire. Bei seinem Auftritt verhehlt Allegria nicht, dass
südamerikanisches Blut in seinen Adern fließt. Ein junger
Artist, den wir hierzulande hoffentlich noch öfter erleben
dürfen. Noch ein gutes Stück jünger ist Thomas Janke mit seinen
13 Jahren. Es gehört schon Einiges dazu, sich in diesem Alter
vor 3.000 Menschen zu stellen und mit Bällen, Ringen sowie
Keulen zu jonglieren. Thomas meistert diese Situation ganz
ausgezeichnet. Das Spiel mit seinen Requisiten ist ohnehin schon
richtig gut, das Spiel mit dem Publikum entwickelt sich stetig
weiter. Keine Frage, dieser Nachwuchsartist hat Zukunft. An
diesem Nachmittag jedenfalls begeistert er seine Zuschauer
wieder restlos.
James Puydebois
und Jana Mandana präsentieren eine neue Dressurkreation mit
Elefanten. Colonel Joe tritt dabei mit einer Inderin und zwei
Afrikanerinnen aus der Herde des Circus Krone auf. Besonders
beeindruckend ist der Fächer aller Tiere. Neben viel Laufarbeit
zeigt der große Bulle mit den mächtigen Stoßzähnen einige Soli,
die er sehr selbständig arbeitet.
Truppe Moranbong,
Vincenzo und Angela
Den Abschluss und
leistungsmäßigen Höhepunkt des ersten Teils bildet die Truppe
Moranbong. Was die soeben in Monte Carlo mit dem silbernen
Clown ausgezeichneten Nordkoreaner an russischer Schaukel und
Reck zeigen ist wohl derzeit einmalig. Herausgehoben seien der
vierfache Salto von der russischen Schaukel sowie der Sprung mit
verbundenen Augen durch einen Reifen in sehr großer Höhe. Wusste
diese Truppe in Monte Carlo noch durch eine fröhliche Art der
Präsentation zusätzlich zu begeistern, herrscht in München
wieder der typisch nordkoreanische, ganz auf Leistung
konzentrierte, Stil vor. Experten in Sachen Fröhlichkeit
hingegen sind die beiden Spaßmacher im Programm. In ihrem ersten
Auftritt zeigen der schlaksige Vincenzo und seine füllige
Partnerin Angela eine Ballerina-Version des Spiegelentrees. Die
beiden Tschechen wissen dabei durch eigene Ideen und eine
umwerfende Mimik zu überzeugen. Sympathisch sind sie sowieso.
Ihren zweiten Auftritt haben sie am Schleuderbrett in stilechten
Kostümen derartiger Truppen aus dem Ostblock. Ein Zuschauer
„darf“ dabei unterstützen. Die Schwerkraft sorgt letztendlich
dafür, dass niemand wirklich in die Luft geht. Ihren Auftritte
drei, vier und fünf mit komischen Cowboyspielen, der
Auseinandersetzung um einen Hut sowie „Herr und Frau Nachtigall“
sind ebenfalls sehenswert und dienen zusätzlich der kurzweiligen
Überbrückung von Umbaupausen.
Jana Mandana, The
new flying girls, Konstantin Mouraviev
Im
Zentralkäfig zeigt Suzanne Chipperfield nach der Pause vier
Tiger in verschiedenen Farben. Dabei sind neben zwei
normalfarbenen Exemplaren ein weißer Tiger sowie ein Golden
Tabby. Die Vorführung ist recht schnell vorbei, das
Trickrepertoire nicht besonders vielfältig. Offensichtlich ist
die Darbietung noch im Entstehen, wenngleich der geschickte
Ablauf dies gut zu überspielen weiß. So lebt diese Dressurshow
derzeit hauptsächlich von der Schönheit der Tiere. Zebras im
Nebel leiten die arabische Phantasie unter der Leitung von Jana
Mandana ein. Zunächst führt die Juniorchefin vier Zebras vom
Pferd aus vor, um anschließend auf einem anderen Pferd Elemente
der Hohen Schule zu reiten. Der Wechsel der Pferde wird reizvoll
durch einen Umzug mit weißen Kamelen und Lamas gestaltet. Immer
ein Garant für gute Laune und ebensolche Stimmung ist Konstantin
Mouraviev.
Auch diesmal gelingt es ihm mit seiner
Rhönrad-Spezial-Diät blitzartig ordentlich Pfunde zu verlieren
und anschließend mit kräftigen Schlucken aus einer Flasche Bier
wieder draufzukriegen. Dafür wird ihm bei Krone sogar extra der
Holzboden ausgelegt. Diesen nutzt kurz darauf ebenfalls das Duo
Symbiose. Die beiden jungen Kanadier stellen in ihrer
Partnerequilibristik zwei ungleiche Charaktere dar. Er als
seriöser, schick gekleideter Gentleman, sie als Flic
Flac-taugliche Rockerin mit zerfetztem Outfit. Zunächst animiert
er sie zu artistischen Tricks, auf die sie nicht so recht Lust
hat. Die zugehörige Musikbegleitung ist Rap. Dann wechselt die
Tonalität hin zu gefühlvoller Klaviermusik. Nun will sie ihre
Artistik gemeinsam mit ihm zeigen, er aber nicht mehr. Natürlich
finden die beiden zusammen und zeigen eine hinreißende Kür, die
auch leitungsmäßig überzeugt. Ohne Konkurrenz dürfte derzeit die
Luftakrobatik der Truppe aus Pyong Yang sein, die aufgrund ihrer
phänomenalen Leistung völlig zu recht den Schlusspunkt bildet.
Mit welcher Präzision hier sogar der Vierfache gesprungen wird
ist fast schon beängstigend. Die Mitglieder der gerade in Monte
Carlo mit einem goldenen Clown ausgezeichneten Truppe nutzen den
Raum unter der Kuppel optimal aus. Es gibt drei statische und
einen mobilen Fänger sowie vier Absprungpunkte, die geschickt
genutzt werden. So gibt es zum Abschluss eine regelrechte
Flugschau.
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