Zunächst
sehen wir Beatrix Spindler mit Hoher Schule. Dieser Auftritt
leidet, genau wie die später folgende Freiheit mit drei Friesen
und drei weißen Pferden, unter den Gegebenheiten der Manege. Auf
dem Bühnenboden liegen dicke profilierte Gummimatten, die mit
Sägemehl bedeckt sind. Zudem ist die Manege sehr klein, so dass
die großen Pferde nur langsam, vorsichtig laufen und deutliche
Unsicherheiten, Schwierigkeiten mit der Balance, erkennen
lassen. Von diesen Problemen abgesehen, handelt es sich um zwei
ansprechende Auftritte. Ein wenig befremdlich ist es allerdings
schon, den Spanischen Tritt eines Schulpferdes zu den Klängen
von „We will rock you“ zu sehen, zumal die Besetzung des
Orchesters für ein sehr ungewohntes Klangbild sorgt. Bei Martin
Hanson gibt es ausschließlich Livemusik; Orchesterleiter ist
seit dreißig Jahren Goty Teuteberg, der sich nach dieser
Spielzeit zur Ruhe setzt. In ihrer dritten Nummer lässt Beatrix
Spindler eine muntere Schar Hunde umhertollen. Es werden nicht
nur die Standardtricks des Genres geboten, mehrere Tiere
voltigieren zudem auf einem Doppelpony.
Jofri &
Kladza, Truppe Alexander, Duo Peris
Als „Alte
Kameraden“ sehen wir die vier Herren der Truppe Alexander. Der
bekannte Gag mit dem angeblich vom mitmachenden Zuschauer
demolierten Schleuderbrett zündet auch in dieser Vorstellung. In
ihrem Hauptauftritt agieren sie, welch Überraschung, am
Schleuderbrett. Eine junge Frau ergänzt als Fliegerin die
Truppe. Es wird ein umfangreiches Repertoire schöner Sprünge
vorgestellt. Höhepunkt ist ein Doppelsalto auf den Kopf eines
Untermannes zum „Vier-Mann-hoch“. Aufgrund der kleinen
Truppenstärke ist allerdings die zweite Position im Turm der
Fänger nicht besetzt, und die Höhe wird nur mit einer Stange
überbrückt.
Die niederländischen Clowns Jofri & Kladza sind einige Male
präsent, so zum Beispiel als „Hütchenspieler“, als „Karton-hoch-Stapler“
oder als Bäcker, deren Tun in einer „Sahnetorten-Schlacht“
endet. Die Reprisen zeigen viele eigenständige Elemente, geraten
aber leider durchweg zu lang. Rasant geht es zu bei der
Rollschuh-Show des Duo Peris. Eine Zuschauerin darf sich hautnah
davon überzeugen und hat anschließend einige Probleme, wieder
auf den eigenen Beinen zu stehen. Den wildgewordenen Terrier am
Vertikalseil des Duo Richter kennen wir vom Circus Renz-Manege.
Hier ist ihr actionreiches Spiel gleich im Anschluss an die
Hundenummer der Spindlers zu sehen, und für einen Teil der
Zuschauer scheint es eine zeitlang wirklich, als habe sich einer
dieser Hunde selbständig gemacht. In den vergangenen Jahren
sahen wir das Duo Musa am Trapez in diesem Circus, aktuell
werden andere Disziplinen gearbeitet. Zuerst wird eine
Limboshow, in der eine weitere Dame als zweite Tänzerin
mitwirkt, geboten. Später wird Salim in die
„Festvorbereitungen“ eingebunden. Von einer hoch über der Manege
hängenden Tafel ist eine Ziffer herabgefallen, und er soll sie
wieder anbringen. Dies die Einleitung zu seiner Stuhlbalance. Es
wirkt ein wenig befremdlich, dass der erste Stuhl fest auf dem
als Basis eingesetzten Tisch verhakt wird. Dann folgen weitere
Stühle und verschiedene Handstände. Ab dem vierten Stuhl
arbeitet der Artist longengesichert. Mit dem sechsten Stuhl ist
die Höhe erreicht, und die Ziffer landet wieder auf ihren Platz.
Rudolf Prokopov,
Juye Qilin Acrobatic Troupe
Aus Moskau
kommt der neunzehnjährige Jongleur Rudolf Prokopov, der sich
eine sehr gute und originelle Nummer erarbeitet hat. Seine
Requisiten – ein kleines Köfferchen mit den Bällen und einige
eigenwillige Jacketts – werden auf einen großen Kleiderständer
in die Manege gerollt. Die beiden Außentaschen der Jacken sind
trichterförmig ausgestellt, und darin können Bälle gefangen bzw.
zwischengelagert werden. Zudem dienen ihm weiße
Kunststoffkleiderbügel als Jonglierutensilien. Auch feine Tücher
werden eingesetzt. Zwischen die einzelnen Passagen seines
Jonglierens sind kurze witzige Einlagen und Zauberkünststückchen
eingestreut. So wird der ganze Auftritt aufgelockert, wirkt
jugendlich verspielt und frisch. Dreimal sind die jungen
Chinesinnen der Juye Qilin Acrobatic Troupe mit ihren Künsten in
der Manege vertreten. Als erste Darbietung zeigen sie „Face
Changing“. Hauchdünne Masken, die in mehreren Lagen vor dem
Gesicht der Artisten angebracht sind, werden blitzschnell
gewechselt. Da diese „Zauberei“ sehr kleinteilig ausfällt,
werden die Zuschauer vor der Nummer von Arlette Hanson extra
aufmerksam gemacht, worauf zu achten ist. Mit hohen
Schwierigkeiten gespickt ihre Darbietung der tanzenden Teller.
Bis zu fünf Teller jonglieren die Mädchen in jeder Hand und
zeigen „ganz nebenbei“ großartige akrobatische Leistungen.
Riesig wird der Applaus, als sie zum Schlusskompliment die
Teller von den Stäben gleiten lassen und jeder im Publikum
erkennt, dass diese wirklich balanciert wurden. Vollkommen zu
Recht als Finalnummer platziert wurde ihre großartige
Schlangenmächen-Nummer.
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