|
Oberhausen,
22. Dezember 2007: Zum ersten
Mal veranstaltet Robby Ortmann in diesem Winter den Christmas
Circus in Oberhausen. Auf einem Platz in zentraler Lage, direkt
am großen Einkaufszentrum CentrO, stehen die rot-weißen
Zeltanlagen von Alfredo Nock. Leider wirkt der Platz aufgrund
seines Schotteruntergrunds nicht sehr einladend. Betritt man
dann aber das Vorzelt wird man von einem sehr schön dekorierten, Atmosphäre schaffenden
Weihnachtsmarkt mit vielen Ständen empfangen. Das Zeltinnere
dagegen ist wiederum nüchtern, ohne weihnachtliche Accessoires,
geraten. |
|
|
Dafür ist das Programm selbst in
eine weihnachtliche Geschichte verpackt. Der kleine Mario hat
keine Familie und auch keine Freunde, also sitzt er am
Weihnachtsabend traurig und allein auf einer Bank, wo er auf den
Weihnachtsmann trifft. Gemeinsam machen sie sich auf, neue
Freunde für Mario zu finden und führen nebenbei auf originelle,
leider manchmal etwas langatmige Weise durchs Programm. Größter
Trumpf des Programms ist aber das 12-köpfige Orchester.
Unterstützt von einer ausgezeichneten Tonanlage spielt es
druckvoll, versiert und auf den Punkt, so dass es eine wahre
Wonne ist. Sehr professionell ist auch die Lichtregie, für die
eine Attendorner Firma verantwortlich zeichnet. Einen etwas chaotischen Eindruck
hinterließen dagegen die Requisiteure, die die Umbaupausen oft
unnötig in die Länge zogen. |
Marek Jama, Duo Marinof, Anthony
Wandruschka
Das eigentliche
Programm beginnt mit der von Charles Knie bekannten Pferdedressur
von Marek Jama. Erstmals präsentiert er in Oberhausen auch die
Exoten. Leider sind diese beiden Dressuren auch die einzigen
Tiernummern im Programm und durch ihre Platzierung jeweils am Anfang
des ersten und zweiten Teils gehen sie etwas unter. Mit einer großen
Vielfalt an Nummern und durchweg guter Qualität kann der artistische
Teil aufwarten. Ebenfalls bekannt aus dem Saisonprogramm von Charles
Knie ist die vielseitige Schleuderbrettnummer von Evelyn und
Christian Marinof, die durch die Livebegleitung noch einmal an
Temperament gewinnt, und die beiden Darbietungen von Anthony
Wandruschka. Zum einen seine humorvoll präsentierte und vielfältige
Jonglage und zum anderen seine mit umfangreichem Trick-Repertoire
ausgestattete Arbeit am Schwungtrapez.
Eric Boo, Annalisa
Catena, Trampo Brothers
Sehr gut beim
Publikum kommt außerdem Annalisa Catena mit ihrer sehr sehenswerten
Kontorsion, u.a. Mundstand, an. Etwas schwächer, vor allem unter
der schwermütigen Bandmusik leidend, dagegen die Darbietung der Murzak-Truppe auf dem Russischen Barren. Publikumswirksamer ist da
schon Svetlana Murzak am Schwungseil, die ihre Darbietung zur Musik
von Elaine Courtney präsentiert, aber nicht ganz deren Niveau
erreicht. Sensationell sind dann die sechs Zhukovs auf der doppelten
Russischen Schaukel, die als Höhepunkt vor dem Finale auftreten.
Publikumslieblinge sind aber die Trampo-Brohters mit humorvollen
Sprüngen auf dem Trampolin. Ihnen gelingt, was Eric Boo mit seinen
eher müden Reprisen nicht gelingt, sie reißen das Publikum zu wahren
Lachsalven hin. Klasse!
Im schwungvollen,
von weihnachtlichem Livegesang eingeleitetem Finale, ist der kleine
Mario dann mit seiner neuen Familie – den Artisten des Christmas
Circus Oberhausen – vereint. Obwohl das Publikum in der von uns
besuchten Vorstellung nicht wirklich zahlreich erschien, war die
Stimmung durchgehend ausgezeichnet - nicht zuletzt dank des
Wahnsinns-Orchesters - und zum Finale des wirklich sehenswerten
Programms applaudierten einige der Gäste sogar im Stehen. Wenn das,
trotz kleinerer Kritikpunkte, nicht Beweis genug ist, dass Robby
Ortmann und sein Team auf dem richtigen Weg sind! |
|
__________________________________________________________________________
Text und Fotos: Kevin Leppien, Sven
Rindfleisch
|