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Weihnachtszirkus Ron Doldi 2006
www.heissmann-rassau.de

Nürnberg, 30. Dezember 2006: Als „Waltraud und Mariechen“ sind die Comedians Volker Heißmann und Martin Rassau inzwischen bundesweit bekannt. Verwurzelt sind Sie in ihrer fränkischen Heimat, genauer gesagt in Fürth. Ein paar Kilometer südlich, in der Arena Nürnberg, präsentierten sie vom 28. bis 31. Dezember ihr jüngstes Projekt, den Zirkus „Ron Doldi“. Herausgekommen ist nicht der in der Werbung versprochene Weihnachtszirkus, sondern eine Hallenproduktion, die nur bedingt überzeugen konnte.


Dany Daniel, Danshouding, Perezvony

Doch der Reihe nach. Die Arena Nürnberg ist Heimat der Nürnberg Ice Tigers und somit auf die Bedürfnisse von Eishockeyspielen zugeschnitten. Sie bietet je nach Nutzungsvariante Platz für bis zu 11.000 Besuchern. Die Kapazitäten für Ron Doldi sind deutlich geringer bemessen, dennoch gilt es, einen großen Raum zu überbrücken, um auch die Besucher in den Rängen zu erreichen. Dies geht im artistischen Bereich am besten mit großen Truppen. Doch gerade daran fehlt es der Show. Den Anfang macht Rola Rola-Artist Dany Daniel. Versiert stapelt er seine Rollen und Bretter. Trotz Videoleinwand mit guten Bildern und Schnitten wirkt er verloren im großen Rund. Das gleiche Schicksal ereilt das deutsch-chinesische Duo Danshouding mit einer leistungsstarken Equilibristikdarbietung. Mastenakrobatik kennen wir von großen Truppen aus Asien. Eine solche hätte perfekt zu den Dimensionen der Arena gepasst. Stattdessen gibt es eine Solovariante. Frank Yang, der männliche Part des Duo Danshouding, zeigt als Zweitnummer eine Darbietung am freistehenden Masten zu Eminems „Lose yourself“. Einer Hallenproduktion angemessen ist dafür die Luftnummer der Perezvony. Für mich eines der gelungensten Luftschauspiele, das sowohl durch Leistung als auch durch Inszenierung überzeugt. Leider gehen an diesem Nachmittag gleich fünf Sprünge ins Netz. Echte Begeisterung kommt da nicht auf. Somit bleibt es den Crazy Flights Junior aus der Ukraine vorbehalten, mit ihrer Kraftakrobatik für den artistischen Höhepunkt zu sorgen.


Familie Casselly, Crazy Flights junior

Die optische und akustische Aufwertung der artistischen Darbietungen wird verschenkt. Das Licht ist solide, aber ohne besondere Effekte. Alle Artisten arbeiten zu Bandmusik. Und das, obwohl mit der Pavel Sandorf Big Band ein imposanter Klangkörper zur Verfügung steht. 17 Musiker in feschen Goldsakkos sitzen auf der Bühne und sorgen, wenn sie denn dürfen, für einen satten Sound. Sie dürfen immer dann, wenn Heißmann und Rassau musikalischer Unterstützung bedürfen und während der Tierdarbietungen. Letztere überzeugen ohnehin auf ganzer Linie. Da ist zum einen Rüdiger Probst, der ruhig und souverän seine sibirischen Tiger im Zentralkäfig vorführt. Zu den Höhepunkten gehört das Hochsitzen aller acht Tiere und ein Einzelsteiger als Schlusstrick. Zum anderen die Familie von Rene Casselly, über deren immer wieder neuen Präsentationen man nur staunen kann. Ihre Pferdeshow im spanischen Stil beginnt mit einer Hohen Schule von Alexia Casselly und Tochter Merrylu. Dann führt Rene Casselly seine sechs Andalusier in einer Freiheit vor, wobei Merrylu auf dem ersten Pferd reitet. Abgerundet wird dieses equestrische Tableau von mehreren Steigern. Gewohnt temporeich ist die Vorführung ihrer vier afrikanischen Elefanten.

Zugpferde des Programms sind natürlich die Gastgeber Volker Heißmann und Martin Rassau. Im Verlauf des Programms sind sie in verschiedenen Rollen präsent. Den Auftakt machen sie passend als Circusdirektor und Clown. Die Gags drehen sich aber zunächst um die bayrische Landespolitik bzw. fränkische Lokalpossen. Erst mit dem von „Clown“ Volker Heißmann gesungenen „Oh mein Papa“ sind sie wieder im Thema. Ihre stärksten Momente haben sie natürlich in ihren Paraderollen als „Waltraud und Mariechen“. Zum Brüllen komisch, wenn sich die beiden rüstigen Damen u.a. zum letzten Kasinobesuch austauschen. Weniger gelungen die Überbrückung des ohnehin schon ewig langen Käfigabbaus mit Kalauern aus der Schublade „Treffen sich zwei Jäger. - Beide tot.“ Die letzten Darbietungen sowie das kurze Finale präsentieren sie genregerecht in Frack bzw. Livree.

Ron Doldi - 2,5 Stunden (inkl. Pause) Hallencircus mit zwei Comedians als Stars und klassischen Circus-Acts drum herum. Einerseits muss man den Veranstaltern dankbar sein, dass sie auf diese Weise neue Publikumsgruppen zum Circus bringen. Andererseits hätte ich mir mehr Sorgfalt bei der Auswahl der Darbietung sowie der Gesamtkonzeption des Spektakels gewünscht.

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Text: Stefan Gierisch; Fotos: Stefan Gierisch, Markus Moll