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Offenburg,
28. Dezember 2005: Zehn Jahre ist es nun her, dass es
erstmals hieß: Manege frei zum Offenburger
Weihnachtscircus. Seitdem werden es Jahr für
Jahr mehr Zuschauer, die begeistert Anja
Oschkinats Chapiteau verlassen, und Beweis genug
sind, dass man auch mit Circus klassischster
Prägung heute Erfolg haben kann. Dass es dazu
kein Heer von Scannern und auch nicht die
obligatorische große Truppennummer braucht,
zeigt einmal mehr, dass es im Circus nicht
zuletzt auf Atmosphäre und Herzlichkeit ankommt.
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Sonni Frankello, Konrad Thurano,
Klaus Kaulis und Tito Lester
Und
die findet man in Offenburg: Begonnen beim
weihnachtlich dekorierten Vorzelt inklusive
Pianospieler, über die großartig aufspielende
Markus Jaichner Band bis hin zum liebevoll
inszenierten Programm. Das damit beginnt, dass
drei kleine Kinder in einen Wunschbrunnen
klettern und wie gewünscht, ihm als erwachsene
Circusdirektorin, Ansager und Clown entsteigen.
Es sind die drei Menschen, die den Offenburger
Weihnachtscircus geprägt haben. Vornweg
natürlich Veranstalterin Anja Oschkinat. Gefolgt
von Clown Tito Lester und Klaus Kaulis, der auch
in diesem Jahr mit kenntnisreichen und bisweilen
selbstironischen Ansagen überzeugte. Absoluter
Star der 10. Auflage des Offenburger
Weihnachtscircus war allerdings Konrad Thurano.
Der mit 96 Jahren älteste aktive Artist der Welt
riss das Publikum Abend für Abend dank seiner
lebensfrohen Art zu spontanen stehenden Ovationen
hin und sicherte sich einen Platz in den Herzen
der Applaudierenden. Überraschenderweise
begeisterte er dabei nicht nur mit seinen
bekannten Klimmzügen, sondern bewies gemeinsam
mit seinem Sohn John auch und vor allem komisches
Talent. Wer die beiden erlebt hat, weiß, was die
heute leider inflationär gebrauchte Floskel
Tränen lachen wirklich bedeutet. Eine
weitere Konstante des Offenburger
Weihnachtscircus sind die Elefanten. Nicht ein
Jahr mussten die Zuschauer auf sie verzichten.
Und zum Jubiläum erwartete das Publikum ein ganz
besonderes Schmankerl: Sonny Frankello mit drei
afrikanischen Elefanten. Einfach hinreißend wie
sympathisch und spielerisch leicht Frankello
seine Schützlinge präsentiert. Selbiges gilt
auch für John Burkes perfekt inszenierte
Seelöwen-Comedy, die den tierischen Teil des
Programms bereits komplimentierte.
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Andrea Togni
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Von ausnahmslos erlesener
Qualität sind auch die artistischen
Darbietungen: Ob die Manducas mit ihrer komischen
Akrobatik oder Claudia Bemlov mit gekonnten
Fußjonglagen. Ob Manuel und Jaqueline Alvarez,
deren Jonglage- bzw. Equilibristikfertigkeiten
immer wieder beeindrucken. Ob Daniel Rosetti und
seine ausdrucksstarken Handstände, Andrea Togni als Engel von
Offenburg oder die Jasters mit ihrer spektakulären Armbrust- und
Messerwerfshow. Einen Füller sucht man
vergebens. Lediglich das Todesrad, in Offenburg
von der bulgarischen Stoichev-Truppe gearbeitet,
hat man schon spektakulärer gesehen. |
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Text und Fotos: Sven Rindfleisch
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