München, 2. Oktober 2016: Diese
Show ist ein Dauerbrenner des modernen Varietés. Und dabei geht
es gar nicht um Feuer. Vielmehr steht bei „Wet - the show“ das
nasse Element im Vordergrund. Kreiert wurde sie von Markus
Pabst und Maximilian Rambaek. Als „Soap“ hatte die Produktion im
Jahr 2007 Premiere im Chamäleon-Varieté Berlin. Dort lief sie mehr als ein
Jahr, inklusive Verlängerung wegen des großen Erfolges. Später
folgten Gastspiele in Deutschland und weltweit, in Australien,
Israel, Spanien, Mexiko und Großbritannien. Im Herbst 2014 hat
die GOP-Gruppe das Konzept übernommen. |
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Unter
dem neuen Titel ist die Produktion seitdem in den GOP-Varietes zu sehen,
aktuell noch bis 6. November in München und anschließend in der
Orangerie Hannover, in Bremen und Bonn. Dabei macht diese Show das
Varieté zum Badezimmer: Denn sechs Badewannen auf drei Ebenen formen das
Bühnenbild. Und die Artisten passen ihre Darbietungen an dieses Umfeld
an. Sie zeigen mal mehr, mal minder neue Versionen ihrer bekannten
Nummern in, auf und über den Wannen. Interessanterweise stehen dabei die
Genres seit der Erstauflage vor neun Jahren praktisch fest, sie werden
aber immer wieder von wechselnden Künstlern mit Leben gefüllt.
  
David
Stern, Kathy Donnert, Andalousi
So war
es bei unserem „Soap“-Besuch im Jahr 2007 Nata Galkina, die rücklings in
einer Badewanne liegend mit den Füßen jonglierte. Während der ersten
Hälfte der „Wet“-Spielzeit in München hatte mit Kathy Donnert eine der
renommiertesten Antipodistinnen diesen Part übernommen. Sie jongliert
auf Händen und Füßen vier Teppiche und später fünf Fußbälle. Einen
Fußball lässt sie auf einem Gestell, das sie an ihren Füßen befestigt,
vier Plattformen hinaufdopsen. Und befördert ihn dann gekonnt in einen
Korb am oberen Ende des Requisits. Mit der Jonglage einer einzelnen
Rolle findet die Darbietung ihren Abschluss. Inzwischen wurde Kathy
Donnert von einer weiteren Antipoden-Künstlerin abgelöst, Ludmila
Nikoleva. Während für diese Disziplin praktisch nur die klassische
Trinka in eine Wanne eingebaut wurde, hat Andalousi im Grunde eine neue
Darbietung kreiert. Anstatt auf einem roten Sofa zeigt er seine
Handstände nun auf und in einer wassergefüllten Wanne. Lediglich mit
Badeshorts bekleidet, stürzt er seinen trainierten Körper ins warme Nass
und lässt die Tropfen nur so sprühen. Riesen-Applaus ist ihm gewiss. Und
noch vor der Pause schwingt sich David Stern an Strapaten an die Luft –
männlich, muskelbepackt und mit Bühnenregen. 2007 agierte hier Sam
Alvarez an Ketten. Da wird das Erfolgsrezept von „Wet“ mehr als
deutlich: Bei reichlich Wasser auf der Bühne sowie viel stilvoller
Sinnlichkeit und Erotik kann es nicht verwundern, dass diese Produktion
ein Welterfolg geworden ist.
  
Lina Navakaite, Nicole
Rathjen, Mandi Orozco
Weitere Faktoren sind Musik und Humor. Und diese kombiniert Sängerin
Lina Navakaite, die ihr „Pack‘ die Badehose ein“ im Laufe des Abends in
immer neuen, absurden Varianten rezitiert, mal im Opernstil à la Mozart,
mal in der Art eines russischen Volkslied, mal im Beatles-Stil. Sie war
als einzige schon in der Originalbesetzung von 2007 zu erleben. In
München tritt sie im Wechsel mit Jennifer Lindshield auf. Für noch mehr
Heiterkeit sorgt die überdrehte Komikerin Nicole Rathjen. Unter anderem
soll ein "Zuschauer" alias Artist Moritz Haase mit einer Schüssel das
Wasser auffangen, das sie ins Publikum spritzt. Selbstredend bleibt hier
nicht jeder Unbeteiligte vollkommen trocken, sehr zum Vergnügen des
restlichen Publikums. Und schließlich erleben wir Rathjen als extrem
flexible Kontorsionistin in der Badewanne. Dabei „leiht“ sie sich den
Unterkörper einer Partnerin, wodurch die scheinbare Biegsamkeit
ermöglicht wird. 2007 waren neben der Sängerin mit ihren humorvollen
Lied-Interpretationen zusätzlich zwei Komikerinnen vertreten. In der aktuellen Version von „Wet“
gibt es nur eine weitere Komikerin; dafür wurde der artistische Teil
verstärkt. Mandi Orozco demonstriert ihre hohe Beweglichkeit zunächst an
den Tüchern, später mit Handstand und Kontorsionen auf dem Wannenrand.
So dürfen sich auch die Herren über sinnliche Momente freuen.
  
Moritz Haase, Ensemble, Bertan
Candelbek
Ganz bemerkenswert ist schließlich, wie
viele Absolventen der Berliner Artistenschule in „Wet“ vertreten sind.
Neben Andalousi gehören dazu auch Bertan Candelbek und Moritz Haase.
Candelbek zeigt seine Bouncing-Jonglagen mit bis zu sieben Bällen auf
einer umgedrehten Badewanne, so wie es 2007 schon Girma Tsehai getan
hat. In einem ersten, kürzeren Auftritt findet er während der Bouncings
auch noch Zeit für einen Striptease und steht schließlich nur noch in
Shorts auf der Bühne. Haase gehört am Solotrapez – 2007 war hier eine
Frau, Martine Howard, zu sehen – die Schlussnummer. Ausdrucksstark, mit
„wet shirt“ und wiederum Regen im Hintergrund beschließt er dieses
Programm. Und damit die Show mehr ist als die Summe ihrer Teile, sind
alle acht Künstler auch noch in verschiedene Ensembleszenen eingebunden.
Sie tanzen in den Badewannen und mit Wischmopps, zeigen kurze
Ausschnitte ihres artistischen Könnens oder interpretieren den
„Schwanensee“ nur mit Handtüchern bekleidet. |