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Schweinfurt, 17.
Mai 2006:
Maskottchen Goleo, treibt Hersteller Nici in die
Insolvenz. Die Hotellerie winkt ab: So viel Umsatz wird
die WM auch nicht bringen. Und „11 – die Fußballshow“ war eigentlich als
Tournee durch alle
WM-Städte geplant. Nun bleibt es bei
einem Gastspiel im Berliner Hotel Estrel und dem Beitrag zum 2.
Internationalen Varieté-Festival Magische
Momente bei Schweinfurt. Das ist schade: Die
Melange aus Artistik, Tanz, Musik und Komik hätte ein
noch größeres Publikum, eine echte Tournee verdient
gehabt. |
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Andreas
Wessels, Kristin Sroka, Edvon Marton
Der Ballzauberer in Elf heißt
Andreas Wessels. Er kann fünf Fußbälle jonglieren, den
sechsten auf einem Fuß balancieren und dabei
Seilspringen. Oder sich ein Tischtennis-Match liefern,
für das er keinen Schläger braucht: Er spielt die
Bälle mit dem Mund. Ein Bewegungswunder ist auch Kristin
Sroka, Olympiateilnehmerin von Atlanta in der
Rhythmischen Sportgymnastik, die für ihre Kunst den
Gymnastik- gegen einen Fußball eintauscht beim
Soloauftritt und in einem elegant-erotischen Pas de deux
mit Wessels. Schließlich zeigt Marin Magne kraftvolle
Strapaten-Arbeit über den Köpfen des Publikums,
begleitet von Live-Gesang einer blonden Dame in Rot.
Überhaupt ist die Musik bei Elf etwas ganz
Besonderes: Geigenvirtuose Edvon Marton mit echter
Stradivari und sein Monte Carlo Orchestro
fünf Damen an Violinen, Cello und Keyboards
liefern kraftvollen Crossover-Sound zwischen
Klassik und Rock, fernab aller gewohnten Varieté- oder
Zirkusmusik. Ganz groß!
  
Jojo Weiß, Cesar Luis Menotti Dance
Company, Joe de Paul
Fußball-Motive
vom Trikottausch bis zum Zweikampf sind die Themen der
ausdrucksstarken Tänze der Cesar Luis Menotti
Dance Company, Tanz und Akrobatik verbinden drei
Capoeira-Tänzer, und für die Komik sorgen Stimmakrobat
Jojo Weiß, Toni Montana und ganz besonders Joe de
Paul. Der große Auftritt des kleinen Clowns (1,35 Meter)
alleine lohnt bereits den Besuch: Er führt etwas im
Schilde, das ist klar, als er, irre lachend, ein
scheinbares Requisiten-Chaos auf der Bühne auftürmt und
Papierflieger im Publikum verteilt. Doch was? Dann,
plötzlich, als er nur noch mit schwarzer Unterhose und
roten Socken bekleidet aus einer Mülltonne springt, ist
klar: Der Mann mit dem vollen Brusthaar ist King Kong,
und jedes Requisit hat seinen Platz. Die Pappkartons sind
Wolkenkratzer und das Empire State Bulding, die Figur
obendrauf die blonde Frau, die Papierflieger die
Kampfjets. Die Fenchelknolle ist ein Baum, den der kleine
Mann als Riesenmonster mühelos zermalmt. Alles eine
Sache des Größenverhältnisses. Lachsalven im
Varieté-Zelt, eine hinreißend lustige Nummer.
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Text: Markus Moll; Fotos:
Veranstalter
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