Sie zeigt das
Programm dort unter dem Titel „Black Flamingo“ aktuell im
Wintergarten-Varieté, das eigens dafür für begrenzte Zeit wiedereröffnet
wurde. Das
große Medien-Echo (BILD: „Stuttgart schärfste Show“) wird seinen Teil
dazu beitragen, dass auch die zweite Burlesque-Produktion für volles
Haus im Friedrichsbau sorgt.
  
Max Nix und Willi Widder
Nix, Triple Espresso
Nachdem „Miss Evi’s
Company“ in einem Nachtclub der 20er Jahre spielte, verlegt Regisseur
Ralph Sun den Augenzwinker-Striptease nun in die 50er Jahre und
kombiniert ihn neu mit Rock’n’-Roll-Rhythmus. Für diesen sorgt die
siebenköpfige Stuttgarter Band Triple Espresso, die mit Rockabilly,
Swing und Punk Rock ordentlich Dampf macht. Alle Darbietungen werden
live begleitet – diesmal ist die Musik eine echte Hauptattraktion.
Wieder an Bord sind die beiden Comedy-Genies Max Nix und Willi Widder
Nix, die hier als „Toni Sugar und Willi Blue“ auf eine Art
Roadmovie-Fahrt durch die USA mit mehreren Stationen gehen. Gnadenlos komisch sind die Auftritte der „Lords of Comedy“: Egal ob beim Jodel-Blues, beim Rock’n'Roll auf Alphörnern, bei
der Parodie auf eine Bola-Nummer oder beim garantiert durchschaubaren Comedyzaubern – die zwei Herren mit der herrlich schrägen Mimik und den
absurden Kostümierungen sind auch beim dritten Friedrichsbau-Engagement
innerhalb von drei Jahren eine Wucht, mit immer noch neuen Ideen.
  
Amber Ray,
Beatrix von Bourbon, Vivi Valentine
Für die burlesken
Striptease-Szenen wurden drei Damen verpflichtet, die völlig
verschiedene Typen verkörpern. Amber Ray, üppiges Vollweib aus den USA,
kreuzt Erotik und Skurrilität bei ihren Entblätterungen aus prunkvollen
Kostümen – und schreckt dabei auch vor „Bunny-Elementen“ mit
Puschelschwänzchen am Hintern und Plüschkarotte zwischen den Zähnen
nicht zurück. Gar nicht niedlich, sondern streng, kühl, unnahbar turnt die Australierin Vivi Valentine in einem
überdimensionalen Herz. Ein Wiedersehen gibt es schließlich mit Beatrix
von Bourbon, die schon 2008 zum Burlesque-Ensemble gehörte. In den
ersten Tagen konnte sie leider ihren neu kreierten Strip im
Milkshake-Glas nicht zeigen, da das überdimensionale Requisit beim
Transport nach Stuttgart zerbrochen war. So schälte die Britin, die ihren
Körper durch riesige Tattoos zum Gesamtkunstwerk gestaltet hat, sich
unschuldig-schamlos als Cinderella aus einem blauen Kleid. Als ob es
noch eines Beweises für die ironische Komponente der Burlesque bedurft
hätte, wird der praktisch unverzichtbare "Fächertanz" diesmal von Max
Nix und Willi Widder Nix aufgeführt.
  
Strakhov
Brothers, Igor Boutorine, Paul Ponce
Während wir in der
Vorjahr-Burlesque-Show den Eindruck hatten, dass die Artistik ein
bisschen vernachlässigt worden war, kann man dies nun gerade nicht
behaupten – und das ist in ganz großem Maß ein Verdienst des
Top-Jongleurs Paul Ponce. In einem ersten Auftritt lässt er einen
Fußball über Kopf und Schultern tanzen und wirbelt fünf Keulen durch die
Luft; später kehrt er wieder mit fünf Hüten, die er inmitten des
Publikums fliegen lässt – tolle Tricks, elegant präsentiert, mit
fantastischer Ausstrahlung, Bühnenpräsenz und direktem Draht zum
Publikum. Erstklassig. Ponce stammt aus einer echten Circusfamilie –
seine Eltern Victor Ponce (ebenfalls Jonglage) und Silvia Silvia (Kunstschützin)
sah man 2008 bei Sarrasanis „Circussternen“. Mitreißend auch
Hula-Hoop-Artist Igor Boutorine, frisch und unbekümmert, der im Herbst
2007 schon einmal in einer Friedrichsbau-Show mit Rock’n’Roll- bzw.
50er-Jahre-Thematik („Lollipop“) zu sehen war. Die Strakhov Brothers,
muskelbepackt und tattoo-dekoriert, anfangs noch in Nadelstreifen und
später mit freiem Oberkörper, sorgen dann im Hand- und Kopfstand sowie
Hand-auf-Hand dafür, dass auch die Damen sich über echte Hingucker
freuen können. Freilich auch dank der artistischen Leistung! Schließlich
kombiniert Annabel Lee kontorsionistische Luftringakrobatik, ausgeführt
in niedriger Höhe, mit klassischem Tanz auf Spitzen. |