Sennfeld,
14.
Mai 2015:
Das Motto war ein völlig anderes als beim bayerischen Abend. Dennoch
bot das Multimedia-Varieté aus den gleichen Gründen Anlass zur
Kritik: Dirk Denzer setzte sein Thema auch hier allzu konsequent um.
Die verschiedenen Multimedia-Acts ergaben zum Ende hin ein „More
of the Same“.
Coloro, Electric Dance
Theatre, Timo Marc
Für einen sehr
coolen Auftakt sorgte das „Electric Dance Theatre“ aus Frankfurt. Auf einen
halbtransparenten Vorhang wurde eine Eröffnungsformel projiziert („Welcome
– 5. Varietéfestival – Activated“). Ein Breakdancer steuerte
scheinbar das Geschehen. Später zeigte einer der Akteure des
Electric Dance Theatres eine kurze Handstand-Equilibristik. Darauf
folgten zwei weitere Breakdancer in LED-Kostümen. Ihr Tanz verband
sich mit dem Geschehen auf der Videowand im Hintergrund zu einem
Ganzen. Eine Reise zwischen Häuserschluchten war das Thema. Der
sympathische Timo Marc zeigte eine heitere Magic-Show, bei der er
scheinbar mit Pinsel und Farbe auf einer blauen Fläche malte. Bei
genauerem Hinschauen entpuppte diese sich als Flachbildschirm, auf
der das „Gezeichnete“ als Film lief. Für schöne Effekte war gesorgt,
wenn Schmetterlinge „aus dem Bild flatterten“ oder Bälle und
Buchstaben dem Anschein nach vom Bildschirm in die Realität
sprangen. Zum Abschluss nahm Marc bei einem Schattenspiel scheinbar
seinen Kopf von den Schultern ab. Das Schweizer Trio „Coloro“ zeigte
eine Projektionsshow. Dabei trugen die Dame und der Herr weiße
Overalls, auf die das Geschehen projiziert wurde. So schütteten sie
scheinbar Farbeimer über sich aus. Die „herunterlaufende Farbe“
bestand aus buntem Licht. Die Dame im Trio „Coloro“ präsentierte
ferner eine Tüchernummer, einer der männlichen Partner
Devilstick-Jonglage mit einem Besen. Beim zweiten Auftritt nach der
Pause wurden Handstände auf einem Turm aus Eimern gedrückt, der
scheinbar in lodernden Flammen stand. Zudem verblüfften Coloro mit
rotierenden elektronischen Leuchtstäben, mit denen Bilder und
Schriftzüge aus Licht in die Luft gezeichnet wurden. Sandmalerin
Julia Kurkina erntete für ihre auf Sand gebaute Liebesgeschichte
anerkennende Pfiffe. „A Dandy Punk“ aus Las Vegas brach in einer
weißen Kiste zu einer fantastischen Reise auf, die um ihn herum auf
die Leinwand geworfen wurde und bei der er mit den Projektionen
interagierte. Vergleichbare Effekte trugen wenige Tage später zum
Sieg von Måns Zelmerlöw beim Eurovision Song Contest in Wien bei.
Der „Dandy Punk“ lieferte die stärkste Multimedia-Nummer des Abends.
Dennoch musste er sich mit Höflichkeitsapplaus begnügen, weil das
Publikum von den „Projektionsnummern“ inzwischen wohl genug hatte.
Cosmic Artists,
Oksana, Peter Spielbauer
Starken
Applaus gab es dagegen für alle rein artistischen Darbietungen: für
die „Cosmic Artists“ auf Fasttrack und Trampolin, für die
ausdrucksstarke Oksana am Luftring und selbst für Kubusjongleur
Alekko. Dobs Brugal aus Nürnberg überzeugte mit seinen
Bouncing-Jonglagen auf dem „Jonglophon“. Mit treffsicheren
Ballwürfen entlockte er seinem Instrument Melodien von Ravels
„Bolero“ bis hin zum Schornsteinfegertanz aus „Mary Poppins“. Für
die Conférence sorgte der Starnberger Peter Spielbauer mit seinen
philosophisch-vergnüglichen Gedankenspielereien („Wo eine Tür
vorhanden ist, da lohnt die Mauer“) und absurden Geschichten.
Insgesamt bot „New Media – New Performance“ drei recht unterhaltsame
Stunden zwischen Varieté und Multimedia.
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Bericht "Abschlussgala".
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