Sennfeld,
17. Mai 2015: Ein ganz großartiger Varietéabend war die
Abschlussgala mit einer Mischung aus eigens engagierten Künstlern
und Ausschnitten aus den verschiedenen Festival-Programmen. So gab
es ein Wiedersehen mit den Multimediakünstlern „Coloro“ und
Bildschirm-Illusionist Timo Marc. In sparsamerer Dosierung fügten
sich diese Acts bestens in ein klassisches Varietéprogramm ein.
Rosannah, Alesya
Gulevich, Rosemie
Dennoch zeigte
sich im Vergleich zu „New Media – New Performance“, dass es
letztlich nicht Beamer, Laptops, Projektionen sind, die ein Publikum
von den Sitzen reißen können. Viel besser gelingt das mit echten
Bühnenpersönlichkeiten, viel zum Lachen und großer Körperkunst. Und
von all dem bot die Abschlussgala zum Glück reichlich. Einfach eine
Wucht war „Confrisöse“ Rosemie, die durch den Abend führte. In ihren
zehn Auftritten verwandelte sie sich allmählich von der braven
schwäbischen Hausfrau in einen verruchten Vamp. Im anrührenden
Schlussbild fand sie in einem Herrn aus dem Publikum die „große
Liebe“. Alesya Gulevich ging mit ihrer neu choreographierten und
leidenschaftlich präsentierten Hula Hoop-Nummer deutlich über die
Standards des Genres hinaus. Zum Beispiel, als sie vier Ringe mit
den Füßen vom Boden aufnahm und diese an ihrem Körper emporwandern
leiß. Das Publikum klatschte rhythmisch mit. Riesenapplaus später
für Rosannah bei ihrer geradezu ekstatisch zelebrierten
Luftakrobatik an vier Bündeln aus Seilen. Ebenso überzeugend war der
starke Auftritt von Oksana am Luftring, die wie die „Cosmic Artists“
aus den Themenshows bekannt war. Lorenzo Mastropietro jonglierte mit
bis zu fünf Hüten und verzichtete dabei auf eine musikalische
Begleitung. Stattdessen kommentierte er das Geschehen auf heitere
Weise und machte selbst Geräusche.
Aime Morales,
Michael Lauzière, Claudius Specht
Michael
Lauzière musizierte mit Kochlöffel, elektrischem Rührbesen und
Wasserpistole auf dem „Geschirrofon“ oder spielte Vivaldis „Vier
Jahreszeiten“ auf einem mit Hupen besetzten Overall. Später kehrte
er mit einem Auftritt im Ballon wieder, wie es Roncalli-Besucher von
Victor Minasov kennen. Ein Vertreter des modernen Circus war
schließlich Aime Morales. Im Cyrrad kreiselte er in langen Passagen
ohne Abzusetzen über die Bühne – ein starker Vertreter dieses
populär gewordenen Genres, der 2014 mit zwei Spezialpreisen,
Jury-Gold und dem Publikumspreis beim Cirque de Demain in Paris
geehrt wurde. Er mimt eine schräge Figur, eine Art zeitgenössischen
Waldschrat. Ganz klassisch tritt dagegen der Schweizer
Weltstar-Jongleur Claudius Specht auf. Seine tolle Ausstrahlung,
sein hervorragendes Können und das originelle Requisit in Form eines
selbst fahrenden, Becher-spuckenden Behälters kennzeichnen diese
Darbietung. Zu seinen Touren mit Keulen und bis zu zehn Bechern muss
man nicht mehr sagen als „absolute Spitzenklasse“. Die glanzvolle
Abschlussgala wurde von der hervorragenden Stimmung im Publikum
getragen, und die Zeit verging wie im Flug. Während nach den beiden
Themenshows nur einzelne Besucher im Stehen applaudierten, hielt es
bei der Abschlussgala niemand mehr auf den Sitzen. 1300 Menschen
spendeten Dirk Denzer und seinem Ensemble völlig zu Recht
minutenlange Standing Ovations.
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