Die Reputation,
die sich Denzer mit dem Festival aufgebaut hat, ist tatsächlich
beeindruckend – zumal die Veranstaltung nur alle drei Jahre
stattfindet. Das macht es nicht einfacher, ein Stammpublikum zu
binden. Und gelingt offenkundig dennoch, zumal viele Gäste mehrere
Shows besuchten. Wiederum wurden eine Eröffnungs- und eine
Abschlussgala, ein Familientag mit Walking- und Mitmach-Acts im
Freien sowie Familienshow im Zelt, ein „Magischer Abend" und eine
Comedy-Gala sowie zwei verschiedene Mottoshows geboten. Die Themen
der Motto-Abende hätten gegensätzlicher nicht sein können: Das
„Varieté Bavaria“ versprach launige Volkstümlichkeit mit
Augenzwinkern, die Show „New Media – New Performance“ dagegen
moderne Multimedia-Acts. Wir besuchten heuer die beiden Mottoshows
und die Abschlussgala.
  
Zelt, Einlass, Dirk Denzer
Dirk Denzers
Kerngeschäft ist es, Shows für Firmenevents, Produktpräsentationen,
Messeauftritte und ähnliche Veranstaltungen zu organisieren. Dies
tut er seit vielen Jahren erfolgreich mit seinem Unternehmen „Dirk Denzer Performing Arts“. Damit lässt sich das Varieté-Festival auch
als eine Art „Hausmesse“ sehen, auf der Denzer die
Leistungsfähigkeit seiner Firma präsentiert. Das Varieté-Festival
bietet eine der wenigen Gelegenheiten, Denzers Shows außerhalb
geschlossener Veranstaltungen zu erleben. Sein Hauptgeschäft als
Event-Unternehmer spiegelt sich auch in der Wahl der Künstler:
Oftmals verpflichtet er Ensembles, die selbst vorrangig im
Eventbereich tätig sind und nicht auf klassischen Varietébühnen oder
in Circusmanegen. So wie die „Cosmic Artists“ aus Berlin: Dahinter
verbirgt sich ein Unternehmen unter der Leitung zweier ehemaliger
Spitzen-Kunstturner, das artistische Acts für Firmenevents anbietet.
In allen drei besuchten Shows beschloss ein Ensemble der „Cosmic
Artists“ die beiden Programmhälften mit Artistik auf dem
Fasttrack-Trampolin sowie auf dem Trampolin mit Haus im Hintergrund.
Auch die Multimedia-Künstler vom Frankfurter „Electric Dance
Theater“ kommen beispielsweise aus dem Event- und nicht aus dem
Circus- oder Varietébereich.
 
Electric Dance Theater, Cosmic Artists
Denzer selbst
spricht mit Blick auf seine Shows am liebsten von „Inszenierungen“.
Dabei „inszeniert“ er auf andere Weise, als es in den bekannten
Varietéhäusern der Republik – bei der GOP-Gruppe, im Apollo oder im
Friedrichsbau zum Beispiel – geschieht. Dort wird tagelang geprobt und nach der Premiere weiter an den Shows
gefeilt. Bis eine neue „Inszenierung“ irgendwann perfekt ist. Denzers Aufgabe ist schwieriger. Er schafft Show-Kunstwerke für
einen, maximal zwei Abende. Ab dem Vormittag wird tagsüber geprobt,
am Abend ist bereits Premiere. Und dies sieben Mal während der
Festivaltage. Das ist wie sieben Mal Programmwechsel im Münchner
Kronebau am Stück. Dass dies überhaupt funktioniert, ist in der Tat
ein kleines Wunder. Vor allem bei einem so ambitionierten Projekt
wie „New Media – New Performance“, bei dem zum Beispiel sechs Beamer
die diversen Filmkunst-Elemente einspielten. Dirk Denzer
„inszeniert“ also nicht, indem ein Künstlerensemble in einer
längeren Probenphase zu einer Einheit verschmolzen wird. Er
„inszeniert“, indem er ein Motto kreiert, dazu passende Acts
verpflichtet und die technischen Rahmenbedingungen schafft. Die Show
selbst muss dann mehr oder weniger „aus dem Stand“ laufen, ohne
große Möglichkeit zur Korrektur. Ein höheres Risiko also. Und schon
eine Teil-Erklärung, weshalb nicht jede seiner Mottoshows vollends
überzeugen kann.
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Bericht "Variete Bavaria". |