Die "Einspiel- und Erprobungsphase" von neu
kreierten Varietéproduktionen, die sonst in diesem Haus zu sehen sind,
fällt da natürlich weg. Und man wird bei "Rockabilly" von einer der erfolgreichsten deutschen
Varietéproduktionen überhaupt sprechen dürfen. Schließlich handelt es
sich um einen wahren Dauerbrenner, der 2008 für die GOP-Gruppe kreiert
wurde und seitdem immer
wieder gezeigt wird. Nach einer Neuinszenierung kreiste die Show gar ein
zweites Mal durch alle GOP-Häuser und wurde noch an einigen
weiteren Orten präsentiert, beispielsweise beim „Varieté am Bodensee“ in
Dornbirn. Im Herbst folgt ein Gastspiel im "et cetera" in Bochum.
  
Max Nix und
Willi Widder Nix
Dass nun der Friedrichsbau ausgerechnet eine
GOP-Produktion zeigt, dies ist wohl zuallererst auf die beiden
Hauptakteure zurückzuführen – Max Nix und Willi Widder Nix alias Thomas
Nigl und Marco Pfriemer. Sie zeichnen für die Regie von „Rockabilly“
verantwortlich und sind seit 2007 immer wieder zu Gast im Friedrichsbau.
Hier gehören sie längst zu den Publikumslieblingen. In „Rockabilly“
spielen sie ihre Paraderollen. Max gibt in einem stilisierten Musik-Club
– links Jukebox, hinten Bühne, rechts Bar – die dauerblödelnde
Stimmungskanone, Willi seinen wortkargen Sidekick. Gemeinsam zelebrieren
die beiden alle Facetten des Wahnsinns. Dazu gehören haarsträubende
Parodien auf Messerwerfer- und Magic-Shows. Und ganz viel Musik. Mit
„Bestattungsinstituts-Trompetenhits“ und Georg Friedrich Händel auf dem
Blechblasinstrument. Mit einem zünftigen Jodler vor der Pause und
Rock’n’Roll auf dem Alphorn. Das alles ist wunderbar witzig und lässt
herzlich und lauthals lachen.
  
Rokko Valentino, Farellos,
Marie Ann
Nicht nur Max und Willi, sondern das ganze
Ensemble nimmt die Zuschauer mit auf eine Zeitreise. Die Herren stilecht
mit viel Pomade im Haar und die Damen in Petticoats. Rokko Valentino
(alias Valentino Bihorac) macht auf heißblütigen Verführer mit sexy
Hüftschwung. Bei seinen Jonglagen hält er kleine und große
Bälle, Keulen und Ringe in der Luft. Schon mit ihrem ersten Auftritt,
einer Hand-auf-Hand-Akrobatik, reißen die Farellos das Publikum mit.
Wenn „Frau Schmidt“ auf einer Hand oder einem Fuß auf dem Kopf ihres
Partners steht, mag man von einer Zweitnummer nicht mehr sprechen. Nur
scheinbar betrunken zeigt Marie Ann (alias Annie Smith) rasante
Kapriolen am Luftring – die meiste Zeit allerdings in so geringer Höhe,
dass der Begriff „Luftnummer“ eigentlich unzutreffend ist.
  
Farellos, Johnny B. Hoops,
Fräulein Hildegard
Den Saal zum Kochen bringt Johnny B. Hoops (alias
Igor Boutorine) mit seinen Hula Hoop-Reifen. Er ist einer der wenigen
Männer, die sich für dieses Genre entschieden haben. Mit sympathischem
Auftreten, Ausstrahlung und Können reißt er das Publikum mit. Ähnlich
viel Rasanz bringt Fräulein Hildegard (alias Anezka Bockova) mit ihrem
Sprungseil auf die Bühne. Praktisch ohne Atempause springt sie in allen
möglich Variationen über das Seil. Da sich wohl jeder schon einmal beim
Seilspringen versucht hat, kann man sich den Schwierigkeitsgrad gut
ausmalen – kein Wunder, dass die Zuschauer enthusiastisch mitgehen. Und
das tun sie natürlich auch bei den Farellos mit ihrer Einradshow. Ein
Artistik-Klassiker, der dank der perfekten Symbiose aus Leistungsstärke,
Witz, Originalität und Sympathie seit vielen Jahren einfach jedes
Publikum begeistert. |