CHPITEAU.DE

Friedrichsbau-Varieté - "Rockabilly"
www.friedrichsbau.de - 87 Showfotos

Stuttgart, 15. April 2016: In den vergangenen zehn Jahren haben wir alle großen Produktionen im Stuttgarter Friedrichsbau-Varieté gesehen. Doch einen solchen Premierenabend haben wir hier noch nicht erlebt. Denn am Ende hält es im voll besetzten Saal niemanden mehr auf den Sitzen. Das Publikum singt und tanzt zu den Songs von Elvis Presley. Ein Grund für den Erfolg: Diesmal hat das Varieté eine Show fertig eingekauft. Und so erleben wir schon zur Premiere ein perfekt aufeinander eingespieltes Team, eine geradezu verschworene Gemeinschaft von Künstlern.

Die "Einspiel- und Erprobungsphase" von neu kreierten Varietéproduktionen, die sonst in diesem Haus zu sehen sind, fällt da natürlich weg. Und man wird bei "Rockabilly" von einer der erfolgreichsten deutschen Varietéproduktionen überhaupt sprechen dürfen. Schließlich handelt es sich um einen wahren Dauerbrenner, der 2008 für die GOP-Gruppe kreiert wurde und seitdem immer wieder gezeigt wird. Nach einer Neuinszenierung kreiste die Show gar ein zweites Mal durch alle GOP-Häuser und wurde noch an einigen weiteren Orten präsentiert, beispielsweise beim „Varieté am Bodensee“ in Dornbirn. Im Herbst folgt ein Gastspiel im "et cetera" in Bochum.


Max Nix und Willi Widder Nix

Dass nun der Friedrichsbau ausgerechnet eine GOP-Produktion zeigt, dies ist wohl zuallererst auf die beiden Hauptakteure zurückzuführen – Max Nix und Willi Widder Nix alias Thomas Nigl und Marco Pfriemer. Sie zeichnen für die Regie von „Rockabilly“ verantwortlich und sind seit 2007 immer wieder zu Gast im Friedrichsbau. Hier gehören sie längst zu den Publikumslieblingen. In „Rockabilly“ spielen sie ihre Paraderollen. Max gibt in einem stilisierten Musik-Club – links Jukebox, hinten Bühne, rechts Bar – die dauerblödelnde Stimmungskanone, Willi seinen wortkargen Sidekick. Gemeinsam zelebrieren die beiden alle Facetten des Wahnsinns. Dazu gehören haarsträubende Parodien auf Messerwerfer- und Magic-Shows. Und ganz viel Musik. Mit „Bestattungsinstituts-Trompetenhits“ und Georg Friedrich Händel auf dem Blechblasinstrument. Mit einem zünftigen Jodler vor der Pause und Rock’n’Roll auf dem Alphorn. Das alles ist wunderbar witzig und lässt herzlich und lauthals lachen.


Rokko Valentino, Farellos, Marie Ann 

Nicht nur Max und Willi, sondern das ganze Ensemble nimmt die Zuschauer mit auf eine Zeitreise. Die Herren stilecht mit viel Pomade im Haar und die Damen in Petticoats. Rokko Valentino (alias Valentino Bihorac) macht auf heißblütigen Verführer mit sexy Hüftschwung. Bei seinen Jonglagen hält er kleine und große Bälle, Keulen und Ringe in der Luft. Schon mit ihrem ersten Auftritt, einer Hand-auf-Hand-Akrobatik, reißen die Farellos das Publikum mit. Wenn „Frau Schmidt“ auf einer Hand oder einem Fuß auf dem Kopf ihres Partners steht, mag man von einer Zweitnummer nicht mehr sprechen. Nur scheinbar betrunken zeigt Marie Ann (alias Annie Smith) rasante Kapriolen am Luftring – die meiste Zeit allerdings in so geringer Höhe, dass der Begriff „Luftnummer“ eigentlich unzutreffend ist.


Farellos, Johnny B. Hoops, Fräulein Hildegard 

Den Saal zum Kochen bringt Johnny B. Hoops (alias Igor Boutorine) mit seinen Hula Hoop-Reifen. Er ist einer der wenigen Männer, die sich für dieses Genre entschieden haben. Mit sympathischem Auftreten, Ausstrahlung und Können reißt er das Publikum mit. Ähnlich viel Rasanz bringt Fräulein Hildegard (alias Anezka Bockova) mit ihrem Sprungseil auf die Bühne. Praktisch ohne Atempause springt sie in allen möglich Variationen über das Seil. Da sich wohl jeder schon einmal beim Seilspringen versucht hat, kann man sich den Schwierigkeitsgrad gut ausmalen – kein Wunder, dass die Zuschauer enthusiastisch mitgehen. Und das tun sie natürlich auch bei den Farellos mit ihrer Einradshow. Ein Artistik-Klassiker, der dank der perfekten Symbiose aus Leistungsstärke, Witz, Originalität und Sympathie seit vielen Jahren einfach jedes Publikum begeistert.

Nur neun Personen zählt dieses fabelhafte Ensemble. Neben ihren Hauptauftritten mimen sie verschiedene Figuren von der Kellnerin über den Barkeeper bis zur Putzfrau im „Rockabilly-Club“. Tode Banjanski ist der Koch. Und überrascht im Finale als perfektes Elvis-Double. Mit den „Blue Suede Shoes“, dem „Jailhouse Rock“ oder „Don’t be cruel“ holt er letztendlich das Publikum von den Sitzen – minutenlange Standing Ovations und riesige Begeisterung für dieses musikalisch-witzig-rasante Varietévergnügen.

_______________________________________________________________________
Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber