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GOP Essen - Rockabilly
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Essen, 9. April 2015: Wenn es so etwas wie ein Lehrbuch für gute Zirkus- und Varietéshows geben würde, diese hier wäre sicherlich als ein Musterbeispiel genannt: „Rockabilly“ begeistert auf ganzer Linie. Dafür sorgt eine perfekte Mischung aus Tempo, Komik und Musik. Im Grunde klingt das Konzept also recht einfach, doch nur selten sieht man es so überzeugend umgesetzt wie hier. Kein Wunder also, dass das Programm eine echte Erfolgsshow ist und bereits seit sieben Jahren immer wieder auf den GOP-Bühnen zu erleben ist – aktuell noch in Essen, anschließend dann in Hannover.

„Rockabilly“ spielt in einem gleichnamigen 50er-Jahre-Club mit Bar, Jukebox und kleiner Musikbühne. Das Ensemble mimt die Angestellten oder Stammgäste des Etablissements. Sie sind somit fast durchgehend auf der Bühne. Kleinere Spielszenen fließen so immer wieder ins Programm ein, ohne dabei aber irgendeine Handlung voranzutreiben. Auf diese wird nämlich verzichtet. Vielmehr ist es ein "Fensterblick" zurück in die Vergangenheit.


Igor Boutorine, Valentino Bihorac, Annie L'Archevêque-Smith,

Für Tempo sorgen natürlich vor allem die artistischen Beiträge. Nicht eine langsame Nummer ist dabei; selbst die Luftring-Darbietung von Annie L'Archevêque-Smith kommt nicht zu verträumter Musik daher. Vielmehr springt die Kanadierin auch mal durch den Reifen und zeigt eine Vielzahl ihrer Tricks zudem in High Heels. Hinzu kommen allesamt Genres, die man schon im Allgemeinen mit Geschwindigkeit in Verbindung bringt. Valentino Bihorac etwa jongliert, was das Zeug hält. Dabei beherrscht er variantenreich Fußbälle, Keulen und Ringe. Größere Ringe, nämlich Hula Hoop-Reifen, sind die Domäne von Igor Boutorine. Er ist einer der wenigen männlichen Akteure, die sich diesem Requisit verschrieben haben.


Farellos, Adrienn Banhegyi

Adrienn Banhegyi ist eine Vorreiterin ihrer Disziplin. Die Ungarin hat das Sprungseil bühnentauglich gemacht und beweist einmal mehr dessen vielseitige Einsatzmöglichkeiten. Dann wäre da noch das Duo Farello, Jaqueline Marschan und Ralf Lindner. Die beiden zeigen neben ihrer bekannten Einrad-Show noch eine zweite Darbietung, eine gemeinsame Partnerakrobatik. Neben der akrobatischen Leistung leben beide Nummern natürlich auch vom herrlichen Miteinander der beiden Akteure und der enormen Ausstrahlung. Wie allgemein für das komplette Ensemble gilt, dass hier Akteure mit sichtlich viel Spielfreude auf der Bühne stehen. Diese überträgt sich dann auch problemlos aufs Publikum.


Max Nix und Willi Widder Nix 

„Frau Schmidt“, der weibliche Part der Farellos, übernimmt zudem die Rolle des komischen „Side-Kicks“. In erster Linie sind aber zwei andere für den komischen Part verantwortlich: Max Nix und Willi Widder Nix, Thomas Nigl und Marco Pfriemer, sind nicht nur die genialen Köpfe hinter dieser Show; nein, sie sind natürlich auch ihre Stars. Die „Lords of Comedy“ blödeln sich – und das im allerbesten Sinne – durchs Programm. Mal versuchen sie sich als Zauberer und Messerwerfer, dann musizieren im Las Vegas-Stil auf Alphörnern oder versuchen jodelnd, die weiblichen Gäste von sich zu überzeugen. Herrlich schräg, herrlich komisch.


Ensemble

Ein weiterer Gewinn für die Show ist die mitreißende Musik. Auch wenn sie – wie im GOP üblich – in großen Teilen vom Band kommt, so unterstützen die Akteure sie zumindest teilweise live auf der Bühne. Auch Max Nix und Willi Widder Nix spielen in einigen Intermezzi gewollt mit dem Unterschied zwischen Live- und Playbackanteilen in ihrer Musik. Und quasi als Zugabe gibt es dann noch den Auftritt von Tode Banjaski, der als Elvis Presley-Imitator einige Songs des „Kings“ zum Besten gibt.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: GOP