Einen wertvollen
Beitrag zum Gesamteindruck der Show leistet wiederum die hervorragend
spielende Tom Schlüter Band. Die Musiker begleiten die meisten der
Auftritte live. Somit steigert das Quartett deren Wirkung deutlich.
Auch den Lichtdesignern sei ein Lob ausgesprochen. Sie sorgen in dem
Theater mit seinen 14 Reihen für eine intime Stimmung.
  
Robeat
Mut bewiesen hat
Produzent Julius Zier bei der Auswahl des Moderators. Denn Robeat
trifft in Höchst nicht gerade auf seine Primär-Zielgruppe. Der gerade
28 Jahre jung gewordene Stuttgarter duzt das Publikum mal eben und
führt locker durch das Programm. Die Ankündigungen der nächsten Nummern
erledigt er routiniert. Ganz in seinem Element ist Robeat aber, wenn er
faszinierende Beats mit Mund und Kehlkopf erzeugt. Eine ernsthafte
Konkurrenz für die Tom Schlüter Band, mit der er sich eine kleine
Battle liefert. Faszinierend zudem, wie er eine bekannte Melodie in
fünf verschiedenen Varianten performt. Alles ohne Instrumente versteht
sich. Auch das Publikum bezieht der Finalist einer „Superstar“-Staffel
in seine musikalischen Eskapaden ein. Das geht in Summe hörbar
begeistert mit. In der Pause sind dann auch kritische Stimmen von
Gästen zu hören, die offensichtlich klassische Conférencen bevorzugen.
So wie sie in den letzten Programmen zu erleben waren. Und so, wie sie
vermutlich von den meisten Zuschauern erwartet werden, die deutlich
älter als Robeat sind. Aber gerade das Spiel mit Erwartungen hat seinen
Reiz. Das Gros des Publikums jedenfalls zeigt sich von diesem
außergewöhnlichen Begleiter durch die Show begeistert. Zumal Robeat
trotz seines jungen Alters schon ein echter Profi ist und weiß, wie er
optimal ankommt.
  
Michele Clark, Daniel Blasco Marcos, Meleshin Brothers
Uneingeschränkt
mehrheitsfähig ist Michele Clark. Die junge US-Amerikanerin sieht nicht
nur wahnsinnig gut aus, sie ist auch eine Meisterin im Spiel mit
Reifen. Hula Hoop-Artistik im eigentlichen Sinne zeigt sie nur am
Schluss, wenn unzählige Reifen um ihren Körper rotieren.
Davor lässt sie die großen Ringe scheinbar schwerelos in immer neuen
Varianten tanzen. Man hat den Eindruck, die Requisiten folgen ihr auf
fast schon magische Weise. Es ist eine ungeheuer sinnliche Kür zu
moderner Musik, wie man sie so noch nicht gesehen hat. Perfektion
steckt ebenfalls im Auftritt von Florin & Co. Man merkt es nur
nicht. Das ist natürlich gewollt. Denn Tiertrainer Florin, seine
aufgedrehte Assistentin Felicitas und Hund Cato sorgen für den Humor in
der Show. Cato kann, oh Wunder, Rechnen und Sprechen. Das alles mit nur
minimaler Unterstützung durch Herrchen und Frauchen. Das Publikum wird
ebenfalls Teil der Nummer. Es darf Aufgaben stellen und im Chor
Kommandos geben. Spannend wird es, wenn Cato eine Wurst verschwinden
lässt. Da ist offensichtlich Zauberei im Spiel. Ebenso beim
Schlusstrick, der eine wirklichen Überraschung ist. Tagsüber arbeitet
Daniel Blasco Marcos in einem Frankfurter Büro. Abends tauscht er den
Schreibtisch gegen die Bühne. Zumindest seit Anfang März. Denn das
Engagement im Neuen Theater ist sein erstes professionelles. Das ahnt
man jedoch nicht, wenn man den jungen Spanier beim Spiel mit seinen
Diabolos zusieht. Virtuos lässt er die kleinen, blau beleuchteten
Doppelkegel tanzen und durch die Luft fliegen. Zunächst ganz ohne
Musik, dann zur Begleitung vom Klavier. Dadurch erhält die Jonglage mit
bis zu drei Diabolos eine besondere Wirkung. Es ist eine durchdachte,
äußerst ansprechende Choreographie. Er beginnt sie mit dem Spiel auf
einer Klarinette in Straßenkleidung. Jacke und Basecap werden ihn von
anderen Ensemblemitgliedern abgenommen, seine eigentliche Nummer
arbeitet er in T-Shirt, Jeans und Sneakers. Formvollendet gekleidet
präsentieren sich die Meleshin Brothers. Klassisch in schwarz-weiß mit
Fliege zeigen sie ihre Rola Rola-Artistik der Sonderklasse. Vadim
balanciert seinen Bruder Anton auf den Schultern oder hält ein Brett
auf dem Kopf, auf dem Anton wiederum mit einem Brett auf einer Walze
das Gleichgewicht findet. Zusammen bauen sie einen Turm über mehrere
Etagen. An dieser Stelle seine noch einmal explizit die wunderbare
Livemusik erwähnt.
  
Duo monalaura, Duo Laos, Viktor Kee
Gewannen die Meleshin
Brothers in Monte Carlo Bronze, so machte das Duo monalaura beim
letzten European Youth Circus mit mehreren Sonderpreisen auf sich
aufmerksam. Mit ihrer Luftakrobatik an Tüchern sorgten die beiden
Hamburgerinnen dort für Aufsehen. Anspruchsvolle Tricks werden in eine
elegante Kür verpackt. Die Absolventinnen der Berliner Artistenschule
wissen ihre Arbeit sehr charmant zu verkaufen. Viele Details lassen den
wiederholten Zuschauer immer wieder neue Aspekte entdecken. Es ist ein
wahrer Genuss, den beiden jungen Damen zuzusehen. Schlichtweg
unglaublich ist das, womit uns das Duo Laos verwöhnt. Partnerakrobatik
vom Allerfeinsten. Es geht gleich damit los, dass Pablo Raffo seine
Partnerin Mercedes Martin Garcia an den Füßen in die Höhe hebt. Ebenso
mag man seinen Augen kaum trauen, wenn er sie auf einer Hand an ihrem
Nacken balanciert. Und das ist erst der Anfang. Die Argentinier mit
Wohnsitz in Spanien haben viele weitere Tricks im Repertoire, die man
erst glaubt, wenn man sie selbst erlebt hat. Ihr ausdrucksstarkes Spiel
tut sein Übriges. 2014 und 2015 waren sie Teil der Höhner Rockin'
Roncalli Show. Hoffen wir, sie noch öfter bei uns begrüßen dürfen. Ein
in Deutschland äußerst selten zu erlebender Gast ist ebenfalls Viktor
Kee. Er war zwölf Jahre lang einer der Stars des Cirque du Soleil, war
im Moulin Rouge zu sehen oder aber in Las Vegas. Nach einem Engagement
bei Flic Flac in Kassel im vergangenen Winter ist er jetzt im Neuen
Theater Höchst der Headliner, das Gesicht der Show. Schon allein seine
Aufmachung ist fabelhaft. Er trägt einen bemalten Ganzkörper-Anzug. Die
Schminke setzt dessen Muster im Gesicht fort. Zunächst spielt er mit
einer beleuchteten Kugel, dann mit vielen weißen Bällen. Immer bleibt
er dabei innerhalb eines roten Rings. Er jongliert klassisch mit den
Händen, nimmt aber auch die Füße hinzu. Er reiht Bälle feinsäuberlich
auf seinem Rücken hintereinander, während er auf den Knien ruht und sich
mit einer Hand am Boden abstützt. Er jongliert auf dem Rücken liegend.
Er lässt die Bälle vor seinem Körper in waagerechter Bahn fliegen. Dazu
kommt Kees mystisches Spiel. Ein faszinierendes Kunstwerk, welches man
einfach gesehen haben muss. Grandios! |