  
David Burlet, Ray Martin
und Kimberley Trees, The Paxtons
Showtreppen links und rechts sowie glitzernde Vorhänge schaffen auf der
Bühne das Ambiente einer klassischen Las-Vegas-Show. Das famose
fünfköpfige Friedrichsbau-Orchester unter der Leitung von Thomas Rother
sitzt in dieser Produktion mitten auf der Bühne, so wie auch die Musik
die Hauptrolle im gesamten Programm innehat. „Welcome to Las Vegas“ ist
vor allem Musikshow und weniger ein Varietéprogramm im herkömmlichen
Sinne. Ray Martin ist ein klassisches Elvis-Double mit Schmalztolle und
den charakteristischen Jumpsuit-Anzügen, der Stimme und Habitus des
berühmten Sängers perfekt trifft; Kimberley Trees überzeugt als
Ann-Margret mit viel weiblichem Charme, kokettem Tanz und natürlich
ihrer Stimme. Sie wurde vom Stuttgarter Modedesigner Tobias Siewert
stilgerecht im 1960er-Jahre-Look eingekleidet. „Come on everybody“,
„Johnny be good“, „Devil in disguis“ und anderes gehört zum Repertoire
aus den 1960er und frühen 1970er Jahren, das die beiden Sänger
abwechselnd solistisch und im Duett interpretieren; der musikalische
Höhepunkt ist wohl das intensive „Rolling on a River“ kurz vor dem
Finale. Schade nur, dass eine gesprochene Begrüßung unterbleibt, was
stets einen etwas unpersönlichen Eindruck schafft. Mit den „Paxtons“
stehen zudem fünf Showgirls auf der Bühne, die in wechselnden Outfits
singen, tanzen und – mit wasserstoffblonden Perücken, Korsagen und
lasziv Zigarette rauchend – zum Teil im Wechsel, zum Teil synchron an
vier Vertikalseilen turnen. Das Ensemble von Lara Paxton war, unter dem
Namen „Aerialistas“ und mit ähnlichen Darbietungen (u.a. Luftring zu
sechst), schon im vergangenen Winterprogramm des Friedrichsbaus zu Gast.
  
Marina Skulditskaya, Strahlemann und
Söhne, AJ Silver
Für den
artistischen Part hat Regisseur Ralph Sun Nummern ausgewählt, die sich
gut in das Las-Vegas-Konzept fügen. Hier ist natürlich vor allem
„Cowboy“ AJ Silver mit seinen komisch verkauften Lassospielen zu nennen.
Sein komisches Tellerdrehen zeigt David Burlet als klassischer
Entertainer getrieben von der dynamischen Musik. Bis schließlich zehn
Teller auf den Stäben rotieren, werden in aller Eile noch eine ganze
Reihe weiterer Kabinettstückchen vollbracht – neben einer eine
Zigarrenkiste-Balance auf dem Kinn werden selbstverständlich u.a. eine
Reihe von Löffeln mit einen Schwung in Gläser auf einem Tablett
bugsiert. Gordon Leif alias „Freudenschrei“, bekannter als Jongleur im
Duo „Strahlemann und Söhne“, ist mit seinem Körperpuppen-Theater
mehrfach als Randfigur in der Show zu sehen, unter anderem als Mann mit
vier Beinen (inklusive farblich wechselnden Hosenbeinen) und – mit
Verlaub! – herrlich witziges „Arschgesicht“. Hier formt sein Gesäß das
Gesicht einer Puppe. Von den beiden kompakten Programmhälften à jeweils
etwa 45 Minuten war die zweite in der Vorpremiere die klar
überzeugendere, zumal hier noch einmal zwei artistische Ausrufezeichen
gesetzt werden. Marina Skulditskaya präsentiert eine sehr schön
gestaltete Handstandarbeit, bei der sie zunächst im einarmigen Handstand
einen Schmetterling an einem Handstab fliegen lässt; später flattern ihr
langes Haar und ein zarter Umhang im Wind, den ihr Requisit erzeugt.
Aber nicht nur Choreographie, sondern auch Können zeichnet diese
Darbietung aus, unter anderem bei der ausdauernd gehaltenen Waage im
einarmigen Handstand. Mit dem Jonglierduo „Strahlemann und Söhne“ ist
wieder einmal eine der ganz bekannten und renommierten Varieténummern im
Friedrichsbau zu Gast. Zuletzt traten die Berliner Pat Fabio und Gordon
Leif an dieser Stelle 2009 im Frühjahrs-Programm „Zapping Zone“ auf. Die
Gentlemen haben beim Jonglieren auch noch Zeit für einen Striptease und
tauschen während ihrer Passings ihre kompletten, korrekt sitzenden
Anzüge mit Weste bzw. Krawatte – freilich unter viel Gelächter und
riesigem Jubel im Saal. |