 |
Stuttgart, 2.
November 2006:
Sie kommt aus Lateinamerika, bringt aber
nicht Salsa und Merengue, sondern Hollywood-Glamour auf
die Bühne des Friedrichsbau-Varietés in Stuttgart: Die
Musical-Sängerin Yamil Borges sorgt für den roten Faden
im Winter-Programm La Metta, das kürzlich
Premiere hatte und bis zum 27. Januar läuft. From
Russia with Love und Diamonds are
forever sind zwei der Evergreens, die die Sängerin
weitgehend souverän vorträgt. Wechselnde Kostüme von
Schwarz über Weiß bis Rot und englischsprachige
Einsprengsel in ihrer Conférence unterstreichen den
Broadway-Glanz in der Schwabenmetropole. |
 |
Zu Beginn der Show
führt Yamil Borges zu An Angel von
Robbie Williams alle Artisten auf die Bühne, die sich
dort kurz niederlassen und ihr andächtig zuhören
ein hübscher Einfall der Regie (Bernhard Paul/Simon
Kühr). |
   
Yamil Borges, Axel S., Duo Petrosyan, Andrea Engler
Das Programm selbst beginnt solide mit dem
Auftritt von Axel S. und seinen bis zu drei Diabolos
sowie anschließend einer bemüht auf modern getrimmten
Kostümillusion des Duo Petrosyan zu etwas scheppriger
Techno-Musik vom Band. Auf diesen musikalischen
Minuspunkt folgt sogleich das große Pluszeichen: Die
junge Andrea Engler lässt die Hula-Hoop-Reifen um ihre
Hüften kreisen, und Yamil Borges singt dazu im
Hintergrund River deep mountain high,
begleitet von der fünfköpfigen Friedrichsbau-Band. Hier
verschmelzen die Zutaten der Show zu etwas Neuem und
überaus Schönen Bravo! |
  
Dieter Tasso, Duo
Deltai, Andrea Engler
Mit der
Pausennummer zieht das Programm mächtig an, bis zum
Finale folgt nun Glanzlicht auf Glanzlicht. Den Reigen
eröffnet Dieter Tasso, der in erster Linie fabelhafte
Comedy und nebenbei auch noch das ein oder andere
artistische Kabinettstückchen bietet. Er kokettiert mit
seinem hohen Alter, lässt beim Jonglieren vieles
absichtlich und manches vielleicht auch nicht ganz so
geplant fallen, hat aber das Publikum mit seinem
trockenen Humor sofort auf seiner Seite. Die
meisten Leute können Jonglage nicht leiden ich
mag meine eigene Nummer auch nicht besonders, ist
einer seiner Sprüche. Sein Motto: Ich mach, was im
Vertrag steht egal wie viele Wiederholungen dafür
nötig sind. Schließlich befördert er doch noch drei
Tassen mit Untertassen und die Kanne obendrein geschickt
von der Schuhspitze auf seinen Kopf und stapelt sie dort.
Das ganze Repertoire einer erstklassigen
Hand-auf-Hand-Nummer zeigt dann das Duo Deltai mit
einem einarmigen Handstand auf dem Kopf des Partners und
dem legendären Stuhltrick à la Seguras oder Manducas. Schließlich kehrt
Andrea Engler zurück und wird unter der Kuppel der
Friedrichsbau-Rotunde eins mit ihrem roten Vertikaltuch,
lässt sich von den Stoffbahnen verschlingen, um sich
dann wieder in die Tiefe zu stürzen. Dem
Gänsehaut-Drama in der Luft folgt Humor auf der Bühne:
Beim schrägen Schwarzlicht-Pupppenheater der
Blackwits geben sich Regenwürmer, Schnecken,
Frösche und andere Freunde aus Wald und Wiese die Ehre.
Den temporeichen Schlusspunkt unter die Show setzen die
drei italienischen Geschwister Anna, Graziella und
Marcello Giurintano mit gewagten Tricks auf Rollschuhen
zum Beispiel hält sich eine der Damen nur mit
einem Fuß zwischen Kopf und Schultern des Bruders,
während der sich höllisch schnell um die eigene Achse
dreht. |
Etwas vorausgedacht: Die
Riesenschau Weltweihnachtscircus und das
Varieté-Kammerspiel mit (Vertikal-)Tuchfühlung sind
sicherlich eine reizvolle zirzensische
Winterreisen-Kombination. Auf nach Stuttgart!
|
__________________________________________________________________________
Text und Fotos: Markus Moll
|