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Essen, 4. März 2010: Die Schallplattensammlung der Großeltern, ein
verstimmtes Klavier, alte Schränke oder Lehmann Brothers-Aktien - auf
einem Dachboden sammeln sich längst vergessene, zuweilen seltsame
Erinnerungen. Kabarettist Thomas Philipzen macht sich nun in der neuen
Show Lachboden auf, den GOP-Fundus zu sichten und stößt dabei auf so
manche Geschichten. Unterhaltsam führt er durch den Abend, ohne dabei
in seinen Ausführungen einem wirklichen Strang zu folgen. |
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So wechseln sich Anekdoten
über ehemalige Musikstars mit einem Vergleich der Bundestrainer der 70er
Jahre und heute ab, um am Ende auf chinesische Gewichtheberinnen und die
Demografie in Europa zu sprechen zu kommen. Philipzen hält den Ablauf so
eine auf lockere, teils improvisierte, vor allem aber amüsante Weise
zusammen. Unterstützt wird er von Andi Steil, der – so die Geschichte –
seit Jahren in einem Schrank auf dem Dachboden lebt. Als „Knalltüte
unter den Klangkörpern“ passend beschrieben, überrascht er mit skurrilen
Musikeinlagen auf bizarren Instrumenten und hat damit den Lacherfolg
ebenfalls auf seiner Seite. Auch zusammen bilden die beiden ein
herrliches, meist musikalisches Paar. Richtig komisch ist ihr Ausflug
in die Katakomben des Varietés, den die Zuschauer via Video mitverfolgen
können.
  
Andi Steil, Katrina, Manuel Muerte |
Als
Spinne in einem überdimensionalen Netz unter der Bühnendecke tritt die Kontorsionistin Katrina in Erscheinung und nutzt so geschickt die
verschiedenen Ebenen für ihre Verwicklungen. Vier gänzlich
unterschiedliche Duos komplettieren das Programm. Die Comedy-Zauberer
Manuel Muerte und Silvana Busoni sind auf ihrem Weg nach Las Vegas
hier hängen geblieben und geistern nun auf dem Dachboden herum. Einige
Standard-Tricks, wie das Verschwinden und Auftauchen von Gegenständen,
aber auch die durchbohrte Dame, werden so auf teilweise martialische,
dennoch sehr lustige Weise dargeboten. Silvana Busoni, mit echten
Namen Rebecca Walsh, tritt zudem als Sängerin auf. In gleich zwei
Auftritten überzeugt das Jonglage-Duo „Catch me if you can“ mit
interessanten Wurf- und Fangmustern mit bis fünf Bällen. Sie begleiten
sich dazu selber live mit Beatboxen. Das Duo La Brise hat an diesem
Premieren-Abend zunächst Pech mit der Technik, dennoch sorgen die
beiden anschließend mit ihrer harmonischen, aber auch leistungsstarken
(u.a. einarmiger Handstand gleich zu Beginn) Hand-auf-Hand-Arbeit für
einen der schönsten Momente der Show. Olga Miekhova hält dabei den
Handstand auch auf Kopf und Knie des Untermannes Oleg Kolesnichenko.
Die artistisch zweifelsfrei stärkste Darbietung bietet das Duo Valery
an den Strapaten, zu Recht als Schlussnummer platziert. Die zwei
Artisten
überzeugen mit diversen Verwicklungen und Abfallern, noch mehr aber
mit gemeinsamen Haltepositionen (z.B. Genick auf Genick). |

La Brise |
Am
Ende ist dieser Ausflug auf den Dach- bzw. Lachboden ein durch und
durch vergnüglicher, kurzweiliger Abend, in dem trotz großem komischen
Aufgebots die Artistik nicht zu kurz kommt. Eine gelungene Mischung
eben. |
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Text: Benedikt Ricken; Fotos: GOP
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