In der
Produktion „Grand Hotel“ steckt ein enormer Aufwand. Nicht nur die
Handlung mit ihren schön herausgearbeiteten Figuren und vielen Dialogen
musste entwickelt werden. Auch das aufwendige Bühnenbild macht großen
Eindruck. Es zeigt die Lobby der edlen Herberge sowie rechts die
Rezeption. Hier schwört Concierge Mr. Antoine (alias Diabolo-Artist
Gilles Le Leuch) das Hotelpersonal auf die Vorbereitung der großen
Silvesterparty ein. „Schmückt das Grand Hotel“, singen dazu die beiden
„Stereo Sisters“ Anouschka und Anina Doinet. Und so gibt es, neben den
Klängen vom Band, auch eine musikalische Live-Komponente in dieser Show.
Mit ihren Auftritten bilden die Schwestern einen der Roten Fäden im
Programm.
  
Caroline Schroeck
Mitreißend ist der Charleston-Tanz, den das Ensemble im weiteren Verlauf
des Openings auf die Bühne bringt. Besonders heraus sticht dabei das
Zimmermädchen, gespielt von Caroline Schroeck mit ihrem Revuekostüm der
besonderen Art. Wo andere Glamour-Girls mondänen Federschmuck tragen,
besteht ihr Rückenschmuck aus Staubwedeln. Beim „Waschtag“ gerät sie
selbst in den Zuber, steckt zusammengeklappt in dem Bottich fest. So
wird ihre Kontorsionsnummer auf witzige Art und Weise verpackt. Höchsten
Unterhaltungswert hat auch Schroecks Trapeznummer im zweiten
Programmteil. Diese handelt davon, wie sie das „Turngerät“ im Rahmen
eines Fitnessprogramms von CD erprobt. Trotz oder wegen der gesprochenen
Instruktionen kommt es hier im Wortsinn zu zahlreichen Verwicklungen.
Dennoch wird sie abschließend zur „Fitnessqueen“ gekrönt.
  
Sergey Maslennikov
Sergey
Maslennikov kennen wir unter anderem aus der Clown-Riege des Circus
Roncalli. Im Grand Hotel gibt er den Lobby-Boy Louis, der zunächst
Koffer schleppt und dann sein Balanciervermögen unter Beweis stellt. In
der Art von Rigolo legt er mehrere Stangen lose aufeinander. Jeweils am
Ende werden Cognacgläser als Gewichte daraufgestellt. Das fragile
Konstrukt balanciert er mit einem langen Stab auf seiner Stirn. Und
abschließend wird dazu auch noch mit unterschiedlichen Gegenständen
jongliert. Natürlich muss auf das gelungene Kunststück mit einem Cognac
angestoßen werden. Später wird Maslennikov der Küchen-Brigade
zugewiesen. Nur knapp entkommen die Gäste in den vorderen Reihen seinem
schelmischen „Eier-Attentat“. Und schließlich zeichnet sich auch seine
Tennisschläger-Jonglage zu spanischer Musik durch ihre Kombination aus
leisem Humor und artistischem Können aus.
  
Oksana
und Vadim Konovaliuk, Roman Khapersky und Anastasia Sopilniak
Oksana
Konovaliuk gibt eine feine Dame, für die schnell die saubere Tischdecke
und das Meißner Porzellan herbeigetragen werden, ihr Ehemann Vadim den
distinguierten Oberkellner. Kundin und Kellner zelebrieren bald einen
exzellent getanzten Tango, zu Boden und auf dem Tisch. Er wird
mit Hebefiguren und weiteren akrobatischen
Elementen effektvoll in Szene gesetzt. Später erleben wir Oksana und Vadim mit ihrer originellen und
rasanten Quickchange-Darbietung. Hier dient eine rote Telefonzelle als
„Umkleidekabine“. Auch diese Darbietung profitiert vom hohen
tänzerischen Können der Akteure. Im weiteren Verlauf der Handlung kommt
ein Unwetter auf. Die für den Silvesterabend gebuchten Künstler sind im
Schneesturm verschwunden. Ein Suchtrupp aus den Reihen des Hotelpersonals
macht sich auf den Weg zu ihnen. Zurück bleibt unter anderem Roman Khapersky. Auf vier sehr langen, zur Seite verschiebbaren Stangen
präsentiert er seine Handstand-Artistik. Dabei bleibt er jederzeit
lässig-cool. Und das nicht nur, wenn er frech grinsend am Requisit lehnt
und seine Muskeln zucken lässt. Diese Darbietung ist bestens bekannt,
unter anderem aus dem Krone-Bau. Ganz neu ist seine Duo-Akrobatik. Dafür
zieht Khapersky sich mit seiner Partnerin Anastasia Sopilniak in ein
Hotelzimmer zurück. Die Tür wird flugs umgelegt und so zum Podium.
Darauf werden anspruchsvolle Handstände auf dem jeweils anderen gezeigt.
Besonders beeindruckend sind die Passagen, in denen Sopilniak als
Unterfrau agiert. Die Begleitmusik bäumt sich dramatisch auf, der
Beifall ist groß.
  
Gilles
Le Leuch, Trio Boytsov, Gwenadou Schroeckleloeck
Bald
steht fest, dass die verschollene Künstlertruppe nicht rechtzeitig zur
Gala ins Hotel kommen wird. Immerhin ihre Requisiten sind schon da. Und
so soll sich das Personal mit artistischen Nummern versuchen. Gilles Le
Leuch als Concierge Mr. Antoine geht mit gutem Beispiel voran und lässt
zwei Diabolos fliegen. Die stark beklatschte Pausennummer dieses
Programms, das auch eine Art Familientreffen ist. Denn Le Leuch ist im
wahren Leben mit „Zimmermädchen“ Caroline Schroeck verheiratet. Beider
Tochter Gwendoline Schroeck hat ebenfalls den Weg zur Artistik gefunden.
Als Gwenadou Schroeckleloeck zeigt sie eine klassische Hula Hoop-Nummer
– und gibt in „Grand Hotel“ das junge Mädchen, das nur eine
Arbeitsstelle sucht und versehentlich in eine Suite einquartiert wird.
Schließlich hat auch noch die Küchenbrigade des „Grand Hotels“ ihren
großen Auftritt. Dahinter verbirgt sich das Trio Boytsov mit seiner
hochklassigen Nummer am Russischen Barren. Igor Boytsov und Vladimir
Paklin sind die beiden Untermänner und tragen mit ihren Schultern eine
lange, schmale und flexible Stange. Sie ist der Start- und Landepunkt
für die Sprünge, Salti und sonstigen Höhenflügen des Fliegers Alexey
Suleymanov.

Künstler und Service-Crew
Schön,
dass das Münchner GOP mit seiner hohen Bühne über die Voraussetzungen
für eine solch raumgreifende Darbietung verfügt. Dann ist aber wirklich
Zeit für die große Silvesterparty. Wie schon im Opening mischt sich auf
der Bühne die echte Service-Crew des GOP-Varietés unter die Künstler.
Gemeinsam stoßen Personal, Künstler und Publikum auf den „Jahreswechsel“
an. Der Beginn eines fröhlichen, ausgelassen gefeierten Finales. |