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Friedrichsbau Varieté - Frühlingsrolle
www.friedrichsbau.de

Stuttgart, 12. April 2007: Das Friedrichsbau-Varieté schlägt bis zum 9. Juni allabendlich Frühlings-Rollen. Die Hauptrolle hat ohne Zweifel Komiker Peter Shub. Seine Klassiker wie der imaginäre Hund an der Leine und der Kampf mit dem Foto-Stativ sind immer wieder hinreißend komisch, neue lustige Pantomimen hat der frühere (und Immer-mal-wieder-)Roncalli-Starclown auch im Gepäck. Köstlich schor den Beginn, wenn Shub ein Basilikum-Töpfchen frisiert und mit den abgeschnittenen Blättern dann ein paar Zuschauern die „heilige Kommunion“ spendet.

Nun aber spricht er auch, und über seine Standup-Comedy haben wir diesmal noch viel mehr gelacht. Die Sprechrolle absolviert Shub durchweg in Englisch – dies aber freundlicherweise so langsam und deutlich, dass man wirklich mühelos jedes Wort versteht. „You have to have fun“, macht er dem Publikum klar, ihr müsst Spaß haben – zum Beispiel, wenn ihr wildfremde Menschen auf dem Flughafen zu Tode erstreckt („Steigen Sie NICHT in dieses Flugzeug!“).


Peter Shub, Evgenia Svirova, Claudius Specht

Den artistischen Part eröffnet die Artistin Evgenia Svirova, die ursprünglich bereits für die Vorgänger-Show „Sonambul“ angekündigt war, mit einer außergewöhnlichen Hula-Hoop-Nummer: Die junge Ukrainerin steht auf einem schmalen, hohen Sockel, der gerade für ihre geschlossenen Füße Platz bietet, inmitten des Publikums. Darauf jongliert sie mit den Reifen, lässt diese über Arme, Beine und Schultern rollen. Am Ende lässt sie sieben Reifen um ihren Körper kreisen. Der im Programm angekündigte Handstandartist Dima Bulkin – Goldgewinner 2006 beim Circusfestival in Paris, damals noch als Dima Shine – tritt nun leider doch nicht auf. Dafür wurde der Ukrainer Slava auf der freistehenden Leiter verpflichtet. Eine tänzerische Darbietung, sinnlich und schön, eigentlich ein Pas de Deux von Artist und Requisit, allerdings auch ein bisschen kurz. Slava kommt aus Anatoly Zalevskys Varieté-Truppe „Rizoma“, was man im Friedrichsbau wohl zu Recht auch eine Auszeichnung nennt.


Denis Venediktov und Angela Puzanova

Vor der Pause dann der dritte ukrainische Künstler: Vladimir Grinik auf der Rola Rola. Der Mann türmt schier unglaubliche Gebilde aus Walzen, Rollen und Brettern auf und balanciert darauf verblüffend souverän – zweifellos eine Top-Leistung, die Präsentation aber ruft Assoziationen von Kreuzfahrtschiff-Unterhaltung hervor: das weiße Kostüm, das festgetackerte Lächeln, der etwas aufgesetzte Charme, alles wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen. Der Schweizer Jongleur Claudius Specht dagegen bietet später alles auf einmal: eine leistungsstarke Darbietung mit fliegenden Keulen und Bechern und eine überaus sympathische Präsentation. Ebenso sehenswert: die wunderbare und elegante Kontorsionsdarbietung von Julia Mikaliova, ebenfalls aus der Ukraine, erotisch präsentiert in schwarzen Strapsen. Die Nummer wird vom schönen Licht besonders hervorgehoben. Vor dem einfallsreich choreographierten Finale mit einigen Zugaben folgt noch ein Höhepunkt im Wortsinn: Die Luftnummer von Denis Venediktov und Angela Puzanova an einer Vertikalstange, eine Liebesgeschichte voller Salti und Voltigen, mit Zahnhangwirbel und Spagat zwischen Drahtseilen.

Das Programm „Frühlingsrolle“ ist eine runde Sache, ein launiger Varietéabend mit Comedy vom Feinsten und starker Artistik, der nach der Pause deutlich an Fahrt gewinnt. Empfehlenswert!

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber