Aus dem Off werden immer wieder amüsante
und markante Zitate bekannter Modedesigner gesprochen.
Mit einem großen
goldenen Bilderrahmen, Kleiderständern und Nähmaschine als Bühnenbild
wird die passende Atmosphäre geschaffen.
Dabei erscheint mehrfach Karl Lagerfeld
in der Szenerie – als „bewegter Bilderrahmen“, aus dem er herauswinkt,
typischerweise mit einem schwarzen Lederhandschuh. Elf Tage nach dem Tod
des großen Modeschöpfers wirkt dies in der besuchten Vorstellung etwas
befremdlich, hätte man dieses Detail wohl aus der Show herausnehmen
sollen. Sie wurde geschaffen von Igor Protsenko und Irina Germann, den
kreativen Köpfen des Circus-Theaters Bingo aus Kiew. Sie sind nicht zum
ersten Mal für die GOP-Gruppe tätig, haben vielmehr auch schon
Produktionen wie „Lipstick“ und „Move“ in Szene gesetzt. Auch sämtliche
Artisten kommen von „Bingo“. Circusfreunde kennen sie aus vielen
Manegen. Im Circus treten oft mehrere von ihnen zugleich auf, zeigen sie
in akrobatischen Charivaris verschiedene Disziplinen parallel. Fürs
Varieté werden die einzelnen Bestandteile präsentiert, bringen die
jungen, talentierten und gut ausgebildeten Künstler ihre Solonummern.
Vladyslav Voidiuk, Yelyzaveta
Krutikova, Sergey Ivanov
So
ergibt sich ein Programm mit fürs Varieté typischen Genres und in
typischer Größenordnung – wie Solo-Handstand und Solo-Jonglage – und
einer vergleichsweise hohen Zahl von artistischen Darbietungen. Neun
sind es an der Zahl, darunter drei in der Luft: am Ring, am Tuch und an
den Strapaten. Den Auftakt macht Yelyzaveta Krutikova am Luftring, der
hier die Form eines Achtecks hat. Unter anderem der Hang an nur einem
Fuß und der Genickhang gehören zu ihrem Repertoire. Am Boden geht es
weiter mit Kraft und Beweglichkeit bei Handständen auf vier Stäben.
Dargeboten werden sie – mal auf einer, mal auf beiden Händen – von
Sergey Ivanov. Gekonnt mit Keulen und Reifen jongliert Vladyslav Voidiuk.
Anton Shcherbyna, Tatiana und
Alexey Bitkine
Zu den
bekanntesten Gesichtern in diesem Bingo-Ensemble gehört Anton Shcherbyna,
der unter anderem schon bei Knie und Roncalli gearbeitet hat. Nun
balanciert er im GOP München auf der Rola Rola, springt dabei Seil,
klettert durch zwei gekreuzte Ringe und dreht sich auf einer labilen
Konstruktion aus Rollen einmal um die eigene Achse. Als Pausennummer
erleben wir Tatiana Bitkine an den Strapaten. Sie lässt sich in den
freihändigen Spagat zwischen den beiden Bändern gleiten und richtet sich
aus dieser Position wieder auf. Der folgende zweite Programmteil ist
dann nochmal deutlich stärker. Er wird eröffnet von Alexey Bitkine am
Chinesischen Mast. Voller Kraft geht es das Requisit hinauf und hinab,
drückt er daran eine Flagge oder saust kopfüber hängend hinunter.
Iryna Bielkina, Alexander Shpyn
und Yelyzaveta Vasylyha, Kateryna Gurina
Im
stilvollen schwarz-goldenen Outfit lässt die hübsche Iryna Bielkina die
Hula-Hoop-Reifen um Arme, Beine und Körper kreisen. Während der Show
wird immer wieder nach der passenden Trägerin für einen roten Pump mit
endlos hohen Absätzen gesucht. Als solche findet sich Kateryna Gurina.
Sie präsentiert ihre Vertikaltuch-Artistik, unter anderem im Spagat. Die
einzige Duo- ist zugleich auch die Schlussnummer. Alexander Shpyn und
Yelyzaveta Vasylyha zelebrieren ihre Partnerakrobatik, mal Hand-auf-Hand,
mal Hand-auf-Kopf, mal mit kontorsionistischen Elementen und mal mit
Handvoltigen.
Anton Franke, Diana Daiub,
Viktor Franke
Zur
Bingo-typisch coolen, modernen, stylischen Atmosphäre trägt die treibend
rockige Musik bei. Dabei mischen sich Charthits mit bekannten
Bingo-Melodie. Roman Kachkin an der Gitarre und Diana Daiub an der
Violine sorgen dabei inmitten des Geschehens für die live gespielten
Teile. Mit Tanz und Breakdance komplettiert Daniil Zhydkov das Ensemble.
Er wirkt in den verschiedenen Bildern mit, ohne einen eigenständigen
Auftritt zu haben. Alles „Bingo“ also in dieser Show? Nicht ganz, denn
zusätzlich sorgen die Clowns und Zauberer Viktor und Anton Franke für
den Humor. Sie gehören nicht zum Circus-Theater. Vater und Sohn Franke
jonglieren mit Wassergläsern, die in Ringen abgestellt werden, und
beweisen dabei ihre Geschicklichkeit. Bei einer Quickchange-Einlage
wird nicht nur einer der Damen, sondern auch einem der Herren ein
elegantes Kleid an den Leib gezaubert. Einer Dame aus dem Publikum wird
das Handy entwendet und im Zaubersack nicht gerade pfleglich behandelt.
Doch natürlich erhält die Frau ihr Telefon nach ein bisschen Magie
vollkommen unbeschädigt zurück. Hinzu kommen kleinere Zwischenspiele der
beiden Komiker. |