Für die Show wurden
ausschließlich Künstler ausgewählt, die in diesen historisierenden
Kontext passen. So ist eine Illusionsshow neuer Prägung entstanden, die
sich durch eine faszinierende Stummfilm-Ästhetik anstelle immer
irgendwie aufgesetzt wirkender Las-Vegas-Haftigkeit auszeichnet. Großen
Anteil an der Gesamtwirkung des Abends hat auch die Musikauswahl, von
Thomas Rother als „buckeligem Pianisten“ umgesetzt. Sie reicht von
Filmmusiken aus der „Addams Family“ oder „The Sixth Sense“ bis zu Ralph
Benatzkys „Klopfgeist“ und unterstreicht so die geheimnisvolle
Atmosphäre zwischen Spukschluss und Gruselfilm.
  
Jan Becker:
Gedankenleser, Mutmacher, Hypnotiseur
Wiederum lässt Ralph
Sun seine Künstler in Spielszenen miteinander interagieren, formt sie
zum Ensemble. Dennoch steht in dieser Show ein Mann klar im Mittelpunkt:
Jan Becker, der „Wundermacher“, Gewinner der „Next Uri Geller Show“ im
Jahr 2009. Ganz in schwarz, mit Weste und Gehrock, tritt der Berliner
vors Publikum. Auf dem kahlrasierten Schädel wurde nur ein markanter,
geschwungener Streifen Haar gelassen. Seine ruhige und beruhigende
Stimme, mit der er fortwährend spricht, sein gesamter Duktus verbreitet
eine positive Wärme. Gleich im ersten Auftritt dringt er, anscheinend
oder auch nur scheinbar, in die Gedanken von Besuchern ein. Errät Zahlen
auf einem Würfel, gleichgültig, ob dieser vom Zuschauer zufällig
geworfen oder eine Zahl bewusst gewählt worden war. Errät die Begriffe
zu bestimmten Kategorien, die drei Zuschauerinnen sich im Stillen
überlegen sollten. „Unser Körper verrät in minimalen Bewegungen, was der
Kopf denkt“, beschreibt Becker im Zeitungsinterview seine Kunst.

Jan Becker: Den
Herzstillstand erfühlen
Einer Zuschauerin
verleiht er das Gefühl, Wärme oder wahlweise Kälte in ihrer Hand zu
spüren – und lässt sie fühlen, wie er für Momente sein Herz „stillstehen
lässt“. Durch sechs Frauen, die sich mit ihm zu einem Kreis aufstellen,
lässt er „Energie schießen“ – so deutlich, dass die Damen just im
gleichen Moment erschrocken zusammenfahren. „Ja, ja, es war wirklich
so“, sagt eine Frau flüsternd zu ihren Begleitern, als sie zu ihrem
Platz zurückgeht. Doch es geht Becker nicht ums Erschrecken, sondern
vielmehr ums Aufbauen seiner Gäste. Einer Frau verleiht er solche
Kräfte, dass sie, nur auf einem Bein stehend, nicht mehr umzuwerfen ist
und ihre auf den Kopf gelegte Hand nicht mehr gelöst werden kann. Becker
hält das Publikum fest in seiner Hand. Er stößt nicht auf Gegenwehr,
sondern löst eher einen Run auf die Bühne auf, als Freiwillige für eine
Blitz-Hypnose gesucht werden. Binnen kürzester Zeit liegen drei
Zuschauer tief schlafend auf der Bühne und erhalten eine Art heilsamer
Stärkung. Dabei behauptet Becker gar nicht, Reales zu kreieren –
vielmehr spricht er davon, wie die Menschen die Wirklichkeit durch ihre
Fantasie gestalten könnten, anstatt ihr ausgeliefert zu sein. Auch vor
Experimenten mit dem gesamten Publikum, in denen jeder Gast die Kraft
der eigenen Fantasie erspüren kann, schreckt Becker nicht zurück. Für
ein Liebespaar, das auf die Bühne gerufen wird, wird das geglückte und
beglückende Experiment einer „Gedankenübertragung“ unvergesslich
bleiben.
  
Roxanne
Roxanne, im wahren
Leben Ehefrau des renommierten Illusionisten Topas, ist die elegante
Gastgeberin im magischen Salon. Mit einer kleinen Pistole „schießt“ sie
sich einen Ring an den Finger und lässt auf andere erstaunliche Weise
kostbaren Schmuck erscheinen und wieder verschwinden, später bringt sie
mit dem Ensemble ein Tischchen zum Schweben, ergründet mit dem Publikum
das Geheimnisvolle in einem alten Foto und führt mit weiteren
Illusionen, zum Teil aber auch singend, durch den Abend.
  
Rafael,
Sebastian Nicolas, Alberto Giorgi
Außergewöhnliche
Großillusionen steuern Alberto Giorgi und Laura zu „Fantastique“ bei –
außergewöhnlich vor allem auch durch die erstklassig-detailreich
gestalteten Requisiten im historischen Stil, auf die natürlich auch
Kostüme und Gesamtauftritt abgestimmt sind. Da verschwindet der Körper
der Assistentin, wo der Kopf noch zu sehen ist; da trennt der Magier
scheinbar den eigenen Rumpf von den Beinen; da wird die Frau von
herabstürzenden Speeren „durchbohrt“. Das Genre Manipulation wurde mit
Sebastian Nicolas exquisit besetzt – elegant, geheimnisvoll und durchweg
nach Belieben lässt der 25-Jährige Kugeln, Spielkarten und Uhren
erscheinen oder verschwinden. Kleine Wunder, die nur durch Geschick und
Fingerfertigkeit entstehen. Der Belgier Rafael bringt eine humorvolle
Note ins Programm, ob er nun scheinbar seine Zunge durchbohrt oder sich
durch die Verwandlung eines einzigen Huts in verschiedene Rollen von der
Nonne bis zu Napoleon begibt. Von seiner Partnerin Jenny und dem Magier
Adrian Soler wird der Komiker schließlich, in einer Pappkiste stehend,
zum Schweben gebracht. Wenig später ist es wieder Rafael, der zwei Damen
durch eine große Presse auf Papierformat „kurbelt“ und aus den zu
Plakaten gewalzten Assistentinnen selbstredend wieder Frauen aus Fleisch
und Blut macht. |