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Friedrichsbau Varieté - Bollywood
www.friedrichsbau.de

Stuttgart, 26. Juni 2007: Eine Varietéshow im engeren Sinne ist das Bollywood-Programm im Stuttgarter Friedrichsbau-Varieté nicht, eher Comedy-Theater mit artistischen Einsprengseln – das aber über weite Strecken hinreißend lustig. Während die Eigenproduktionen des Friedrichsbaus über den Sommer pausieren, sorgen vier Gastspiele für sommerlich leichte Unterhaltung: Comedy, Zauberei und Improvisationen mit Topas und Helge Thun hatten den Auftakt gemacht, bis zum 8. Juli verreist das Theater nach „Bollywood“, dann folgen Zauber- und Bauchrednerkunst mit „Junge, Junge und der Römer“ (10. bis 22. Juli) sowie das Soloprogramm „Für Garderobe keine Haftung“ mit Starclown Peter Shub (24. Juli bis 4. August).

 

Zurück aber nach „Bollywood“: Das sechsköpfige Ensemble – drei Comedians, drei Artisten – verwandelt den Friedrichsbau in ein Filmset, um einen der quietschbunten Filme à la Bombays Traumfabrik zu drehen. In Stuttgart wohlbemerkt, finanziert von der schwäbisch-sparsamen Produzentin Gerlinde Hellwein, gespielt von der Erzkomödiantin Franziska Traub. Die fröhlich schwäbelnde Frau ist eine Wucht, hinreißend komisch, und eigentlich noch viel lustiger als Sanjay Shihora, der einzige Inder im Programm, und dessen deutsche Frau Svenja. Der schwäbische Bollywood-Streifen, den das Team auf der Bühne dreht, handelt von einem Inder, der sich von einem Schlepper nach Deutschland einschleusen lässt und dort dann als Rosenverkäufer ausgebeutet wird. Während der Dreharbeiten verlieben sich die deutsche Regisseurin und ihr indischer Hauptdarsteller, doch dieser wird leider Hals über Kopf abgeschoben… also reißt das Filmteam nach Indien, um den Film fertig zu stellen, trifft gaaanz zufällig seinen Hauptdarsteller wieder – und dem Happy End steht nichts mehr im Wege.


Oliver Groszer, Nicole Gerstner, Volker Maria Maier

Die Handlung lässt Platz für manchen artistischen Auftritt: Oliver Groszer, nebenbei auch Akteur in mehreren Rollen mit feinem Spiel, jongliert mit von innen beleuchteten Keulen und Bällen und jonglier-zaubert mit Zigaretten, sogar ein brennendes Streichholz mit dem Mund fangend. Volker Maria Maier alias der Kameramann lässt die Devilsticks wirbeln und steigt in einen überdimensionalen Luftballon, und die Produktionsassistentin Nicole Gerstner entpuppt sich als elegante Kontorsionistin.

Die Berliner Comedy- und Varietétruppe rund um Sanjay Shihora liefert einen weiteren Hinweis darauf, wie wunderbar kreativ und vielseitig die Kleinkunstszene in der Hauptstadt ist. Dank „Friedrichsbau“ profitiert auch Stuttgart immer wieder davon.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber