Sara Gruen:
Wasser für die Elefanten

Verlag: Rororo
Erscheinungsjahr: 2009
Seiten: 416
Sprache: deutsch
ISBN: 349924845X
Preis: 9,95 €

Jetzt kaufen

Jacob Jankowski hat sich einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht, sein Tierarzt-Studium abzubrechen. 1931 hat die Wirtschaftskrise Amerika fest im Griff. Dementsprechend findet der mittellose Student nur Arbeit in dem drittklassigen - immerhin per Eisenbahn reisenden - Wanderzirkus "Benzinis spektakulärste Show der Welt". Zunächst verdingt er sich als Zeltarbeiter, dann als Tierarzt der Menagerie. Schließlich kommt es, wie es kommen muss: Jacob verliebt sich in die Kunstreiterin Marlena. Doch die ist verheiratet mit Jacobs Boss, dem unberechenbaren Dompteur August Rosenbluth. Doch es ist nicht nur Marlena, die Jacob ans Herz wächst. Da ist auch noch Rosie, eine offenbar wenig gelehrige Elefantendame, die erst aufblüht als Jacob ihr Geheimnis enthüllt. Gerade als sich alles zum Guten zu wenden scheint, nimmt dann allerdings eine Tragödie, die als eine der größten Zirkuskatastrophen in die Geschichte eingehen wird, ihren Lauf.

Die Geschichte von "Wasser für die Elefanten" ist schnell erzählt und dennoch entwickelt das Buch einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Ich selbst habe es an zwei Abenden durchgelesen. Es ist, wie WDR-Moderatorin Christine Westermann urteilte: "Eine großartige Geschichte - spannend, unterhaltend, bewegend, komisch, traurig, wie eine richtig gute Vorstellung in einem Weltklassezirkus." Dabei ist das Buch nicht bloß eine Liebesgeschichte. Vielmehr vermag es der Roman, den Leser in eine vergangene Zeit hineinzuziehen und sie vor seinem geistigen Auge wiederauferstehen zu lassen. Hinzu kommt, dass das Buch ungemein realistisch ist. Autorin Sara Gruen benutzt sogar typische Circus-Slangwörter wie "Raglo" oder "Gadjo". Auch macht "Wasser für die Elefanten" nicht den Fehler vieler anderer Zirkusromane, die Zirkuswelt zu romantisieren. Im Gegenteil: Hier gibt es den prügelnden Circusdirektor, den jähzornigen Dompteur und einen tiefen Graben zwischen Artisten und Arbeitern. Auch, der - sagen wir mal - nicht immer ehrliche Umgang mit dem Publikum wird thematisiert. Man merkt, dass die Autorin vor dem Schreiben des Buches gründlich, unter anderem im Ringling Circus Museum in Sarasota, recherchiert hat.

Gerade weil Sara Gruens Schilderung des Zirkuslebens anno 1931 so authentisch wirkt, ist es etwas schade, dass das Buch nicht ausschließlich in der Vergangenheit spielt. Rund ein Fünftel des Buches verfolgt man den inzwischen 93-jährigen Jacob Jankowski, wie er sich im Altersheim aus Vorfreude auf einen anstehenden Zirkusbesuch an seine Lebensgeschichte erinnert. Die ausführlichen Schilderungen des Altersheim-Alltags bremsen die Geschichte leider bisweilen etwas aus. Da sie letztlich aber zu einem schlüssigen "Happy end" führen, sei dem ansonsten wunderbaren Buch dieser Schlenker verziehen.

Im übrigen wird "Wasser für die Elefanten" derzeit verfilmt. Gelingt es Regisseur Francis Lawrence ("I am legend") Sara Gruens Geschichte adäquat auf die Leinwand zu bringen, wird der Kinobesuch ein Pflichttermin für jeden Zirkusfreund. Ich jedenfalls kann es kaum erwarten!

________________________________________________
Text: Sven Rindfleisch