Es ist kein
Zufall, dass der Eigentümer dieses Museums Porsche heißt.
Tatsächlich handelt es sich bei Hans-Peter Porsche, geboren 1940 in
Stuttgart, um einen Enkelsohn von Ferdinand Porsche, dem Gründer des
berühmten Sportwagenbauers. Im Jahr 2015 erfüllte der in Salzburg
lebende Porsche-Enkel
sich den Traum, seine wertvolle Sammlung von historischem
Blechspielzeug öffentlich zu präsentieren. Hierfür wurde das
Traumwerk am Rande der Ortschaft Aufham in der Gemeinde Anger
geschaffen, ein Gebäude mit beeindruckender Architektur: Die
Museumsräume gleichen einer liegenden Acht, so dass die barrierefrei
an- und absteigenden Ebenen an die klassische Form einer Modellbahn
oder einer Autorennstrecke erinnern.
 
Bezüge zu
Circus und Zoo auch in der regulären Sammlung
Wer durch diesen
„Museumsparcours“ bummelt, erlebt zunächst den Kernbestand von
Hans-Peter Porsches Sammlung. Sie umfasst rund 2100 Blechspielzeuge
aus den Jahren 1860 bis 1930. Viele davon sind Raritäten, alle voll
funktionsfähig. Manche davon lassen bereits Bezüge zum Thema Circus
und auch Zoo erkennen. So entdeckten wir einen Wagen des „Circus Oriental“ während des Bahntransports, eine Darstellung von „Hagenbeck’s
Menagerie“ oder einen Zoo mit allerlei exotischen Tieren. Das meiste
in diesem Teil der Ausstellung hat natürlich nichts mit Circus zu
tun, ließ uns aber dennoch das Herz aufgehen – beispielsweise bei
alten Modellbahnanlagen und einem gewaltigen Passagierschiff im
Modellformat.
  
Blechspielzeug, Weißclown-Kostüm, Pellos Kopffüßler
Im letzten Teil
des achtförmigen Rundgangs heißt es dann tatsächlich „Alles Zirkus“.
Auch hier gibt es historisches Blechspielzeug zu sehen – womit
deutlich wird, welchen Stellenwert das Thema in früheren Jahrzehnten
in Kinderzimmern hatte. Gezeigt werden auch Kutschen und Wagen, die
in Flohzirkussen von den Insekten gezogen wurden. Zahlreiche
Exponate hat der Circus Roncalli leihweise zur Verfügung gestellt,
beispielsweise Büsten von Grock, Enrico Rastelli und Charlie Rivel,
Originalkostüme wie den Kopffüßler von Pello aus der Anfangszeit des
Unternehmens oder eine Prunkdecke aus dem Pferde-Umzug zu Beginn des
Jubiläumsprogramms „40 Jahre Roncalli“. Anderes haben das Circus-
und Clownmuseum Wien und der dort als Kurator engagierte
Privatsammler Christoph Enzinger zur Verfügung gestellt. Hierzu
gehören
ein wertvolles Weißclown-Kostüm oder ehemalige Instrumente des Roncalli-Orchesters.
  
Blick in
einen imaginären Wohnwagen, Thema Tiere im Circus, Vorführung des
Making-of-Films
Bewusst ohne
historische Genauigkeit, sondern als stimmungsvolle Fantasie ist der
Blick in den „Wohnwagen“ einer Artistin vergangener Zeit gestaltet.
Ein Making-of-Film zeugt von den umfangreichen Vorbereitungen für
die Sonderschau. Darin wird auch gezeigt, wie die Mitarbeitenden des
Traumwerks ein Modell des Circus Simoneit-Aron anfertigen, das in
der Modellbahnanlage präsentiert wird. An vielen Exponaten
gibt es Texttafeln mit Erläuterungen, zudem können mithilfe von QR-Codes weitere Informationen online abgerufen werden. Damit werden
in Grundzügen die wesentlichen Entwicklungsschritte des Circus
dargestellt, von Astley über die Erfindung des Chapiteaus bis
Ringling und mehr. Eine umfassende Darstellung der amerikanischen
und europäischen Circusgeschichte kann hier natürlich nicht
geleistet werden. Viel wichtiger ist aber, dass sich eine renommierte und gut besuchte
Freizeiteinrichtung wie das Hans-Peter Porsche Traumwerk überhaupt dem
Circus-Thema widmet und eine breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam
macht. Der Namensgeber ist selbst "großer Zirkusfan", erfuhren wir
auf Nachfrage, und freue sich daher sehr über die Sonderausstellung. Ein echtes Bekenntnis zum klassischen (Wild-)Tiercircus wird
man von Porsches Privatmuseum ehrlicherweise trotzdem nicht erwarten dürfen.
Und so stören wohl nur wir uns an dieser Interpretation des Themas
auf einer der Texttafeln: „Die Zirkusse heutzutage verzichten
teilweise gänzlich auf Tiere oder setzen zumindest keine Wildtiere
mehr ein, weil wir alle Sensibilität für Tierwohl und artgerechte
Haltung entwickelt haben.“ Nun denn – aus unserer Sicht kann Circus
ein sehr guter Ort für Tierwohl und artgerechte Haltung auch
„wilder“ Tiere sein.
 
Modellbahnanlage von oben, historischer Spiegeltanzpalast
Wer die „Acht“
durchlaufen hat, ist längst nicht am Ende. Nicht verpassen sollte
man den anschließenden Besuch der Modellbahnanlage mit
detailgetreuen Landschaftsnachbauten, Städten und Sehenswürdigkeiten
aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, 180 Modellzügen, 80.000
Bäumen und 8000 Figuren. Museumsshop, Restaurant und Parkanlage mit
Abenteuerspielplatz und Parkbahn runden das Angebot ab. Im Hof ist
aktuell auch ein historischer Spiegeltanzpalast aus dem Privatbesitz
der Familie Porsche zu bewundern, allerdings nur von außen. Der
fliegende Bau wurde restauriert, soll nun vom TÜV abgenommen werden
und wird Anfang November wieder abgebaut.

Circus Simoneit-Aron auf der Wiese neben dem Traumwerk
Zusätzlich zur
Ausstellung präsentierte das Traumwerk auf der Wiese neben dem
Museumsgelände vom 8. bis 23. Oktober ein Gastspiel des Circus
Simoneit-Aron der Familie Rosalinde Köllner. Die deutsche Familie
reist seit längerem in Österreich. Ihr Unternehmen bietet mit seinem
blau-weißen Zelt mit Leuchtschriften auf dem Dach, den passend dazu
gestalteten Wagen und zwei mit schönen Airbrush-Motiven gestalteten
Aufliegern in der Front einen so einladenden Anblick, dass wir über
die Namensgebung milde hinweglächeln. Sie lehnt sich nicht nur an
einen großen Circusnamen an, sondern auch an den Vornamen des
Juniorchefs Aron Köllner. Leider fanden wir keine Zeit mehr zum
Besuch der Vorstellung, konnten uns aber immerhin am Anblick einer
langen Besucherschlange vor der Kasse kurz vor Showbeginn erfreuen. |