Seit 2010 wird diese Fachtagung jedes Jahr im
November angeboten, und so freute man sich, jetzt schon die siebte
Ausgabe veranstalten zu können. Für das Eröffnungsbild sorgten Anja
Beran und Vera Munderloh (im Damensattel), die zu Klängen von „Wenn
ich tanzen will“ aus dem Musical Elisabeth in entsprechender
Kostümierung wunderschöne Dressurfiguren vorführten. Begleitet
wurden sie durch Live-Gesang von Nicole Ciroth und Oliver Polenz.

Dressurfiguren zu Klängen aus "Elisabeth"
Nach diesem ersten Akt traten die beiden
Gastgeberinnen in die Manegenmitte und begrüßten das zahlreich
erschienene Publikum. Anja Beran gab hier erste Einblicke in
das, was die Zuschauer im weiteren Tagesverlauf erwarten würde und
stellte Fragen, die sie später zu beantworten
versuchte: „Sind unsere Vorbilder wirklich Vorbilder? Und ist das
was sie tun, überhaupt alles richtig?“. Im ersten theoretischen Vortrag des Tages
befasste sich Anja Beran mit der Frage, was klassische Dressur
eigentlich ist. Sie basiere auf einer mindestens achtjährigen,
schonenden Ausbildung des Pferdes und dem Ziel der Gesunderhaltung
des Tieres. Durch aufwendig auf eine Leinwand über dem
Artisteneingang projizierte Trickfilme, die
Unterstützung von Tierärztin Elisabeth Albescu sowie durch viele
Zitate alter Rittmeister wirkte dieser Teil keine Sekunde
langweilig, sondern spannend und äußerst informativ. „Wir alle
wollen als Ziel haben, unser Pferd bis ins hohe Alter gesund zu
halten“, sagte Anja Beran. Das klappe jedoch nur, wenn man von
Anfang an die drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp stetig
fördere. Und nun kamen die Trickfilme zum Einsatz. Anhand von ihnen
und den fachmännischen, aber doch verständlichen Erläuterungen von
Anja Beran konnte das Publikum schnell den Unterschied zwischen
korrekt ausgebildeten Grundgangarten und falschen Bewegungsmustern
erkennen. Des Weiteren befasste sie sich mit der Aus- und
Weiterbildung von jungen Pferden. „Wir sollten dem Pferd die
Kinderstube erlauben“, findet die talentierte Reitlehrerin, die ihre
Pferde erst ab dem dritten Lebensjahr behutsam an den Reiter
gewöhnt.

Behutsame Arbeit mit Junghengst Ballentiness
Diese Arbeit mit jungen Pferden sollte im
nächsten Live-Vortrag deutlich werden. Ballentiness betrat die
Bahn. Anja Beran bat das Publikum, sich so ruhig wie möglich zu
verhalten, damit der großgebaute Junghengst keine Angst bekommt.
Gesagt, getan. Das Publikum war mucksmäuschenstill, doch dem jungen
Fuchs schien die ganze Situation ohnehin nicht zu stören. Gelassen
drehte er seine Runden unter Vera Munderloh und wurde zum Schluss
mit viel Lob von Anja Beran wieder aus der Bahn entlassen. „Mit Seitengängen kann man fast alles lösen“ –
dieser Spruch wurde anhand der nächsten Pferde veranschaulicht. Die
Reiterinnen und ihre eleganten Rösser zeigten das, was Anja Beran
versucht hatte, im Vortrag zu erklären: Man sah ruhige und
ausgelassene Pferde, die bereit waren, mit ihren Reiterinnen zu
arbeiten – und das in allen möglichen Arten von Seitengängen, egal
ob im Schritt, Trab oder Galopp. Ein wunderbarer Anblick fürs
Reiterherz. Rudi, ein quirliger Haflinger, demonstrierte im
Anschluss, dass keineswegs nur Dressurpferde Lektionen wie
Traversalen oder Piaffen ausführen können. Stolz tänzelte er durch
die Manege und ließ sich vom Publikum bewundern.
 
Jana Lacey-Krone mit
Araberhengsten
Den letzten Teil
vor der Pause bildete Jana Lacey-Krone mit ihren Araberhengsten. Sie
veranschaulichte, wie wichtig Vertrauen, Lob, Leckerli und natürlich
auch Spaß an der Arbeit mit Freiheitspferden sind. Mit ihren sechs
jüngsten Arabern bot sie dem Publikum ohne Ausbinder ein
breitgefächertes Repertoire. Gezeigt wurden unter anderem
Pirouetten, Volten in Dreier-Gruppen und ein Fächer. Abschließend
veranschaulichte sie, wie das Steigen zu erlernen ist.
In der Pause bestand die Möglichkeit zu einem
kurzen Interview mit Anja Beran und Jana Lacey-Krone.
Chapiteau.de:
Seit wie vielen Jahren arbeiten Sie denn nun schon zusammen?
Anja Beran: Wir sind nun schon seit 27
Jahren befreundet und arbeiten auch schon so lange zusammen. Damals
war ich auch auf Gut Weßling tätig, und zudem bilden wir ja auch die
Schulpferde für Jana Lacey-Krone aus.
Chapiteau.de:
Haben Sie auch aktuell Schulpferde des Circus Krone zur Ausbildung?
Anja Beran: Ja, haben wir.
Chapiteau.de:
Wie kam es denn eigentlich zu der Idee, gemeinsam eine Tagung zu
veranstalten?
Jana Lacey-Krone: Also zum einem durch
die Gründung der Anja-Beran-Stiftung. Wir wurden zum anderen auch
des Öfteren angesprochen, ob es nicht mal möglich wäre, so etwas wie
es mein Mann Martin Lacey jun. bei seinen öffentlichen Proben macht,
mal mit den Pferden anzubieten.
Chapiteau.de:
Was wären denn Ihre Zukunftswünsche für diese Fachtagung?
Jana Lacey-Krone: Wir würden uns
natürlich freuen, wenn noch mehr Leute kommen würden. Wir machen das
ja nicht für uns. Wir machen das alles freiwillig und der gesamte
Erlös geht wirklich komplett an die Stiftung.
Nach der Pause kehrte Jana Lacey-Krone mit
zehn jungen, ungarischen Nonius-Hengsten in die Manege zurück und
präsentierte die aktuelle Freiheit aus dem Tourneeprogramm
Evolution. Die Nummer bestach bereits mit vielseitigen, meist sicher
ausgeführten Tricks. Die Tiere wirkten jedoch in der ungewohnten
Umgebung des Krone-Baus teilweise etwas unsicher. Diese Nervosität
wird sich jedoch sicherlich mit mehr Auftrittserfahrung legen. Im
Herbst konnten während der Pferdeproben im Krone-Zoo schon ein
sicherer Gegenlauf und das Training für einen Gruppensteiger
beobachtet werden. Ein kräftig vorwärtsteigender Cremello schloss
den Freiheitsdressur-Teil ab.
 
Jana Lacey-Krone und Anja Munderloh;
Anja Beran,
Nicole Ciroth und Oliver Polenz
Im zweiten theoretischen Teil ging Anja Beran,
wieder unterstützt durch Trickfilme und Elisabeth Albescu speziell
auf Dressurlektionen wie die Piaffe und Traversale ein. Als nächstes
hieß es für das Publikum wieder still zu sein, denn der sichtlich
nervöse Lippizanerhengst Favory Toscana betrat die Manege. „Dieser
Auftritt hat jetzt keine weitere Bedeutung, der ist nur für ihn, da
er immer sehr leicht Stress hat“, erklärte Beran. Deutlich
routinierter waren da schon die beiden Hengste Maestro und Ofendido,
geritten von Jana Lacey-Krone und Anja Munderloh, an denen wieder
die Theorie des zweiten Vortrags verdeutlicht wurde. Anschließend
hielt die Fachtierärztin für Chiropraktik, Elisabeth Albescu, eine
interessante Präsentation darüber, wie positiv Trensen mit
Gebissstücken wirken
können, und veranschaulichte biomechanische Zusammenhänge. Den
Abschluss bildeten nochmals Anja Beran hoch zu Ross und daneben
Nicole Ciroth, welche die Reiterin am Boden tänzerisch begleitete.
Begleitet wurden sie hierbei vom Song „Maria“ aus der „Westside
Story“. Dieser Auftritt war 2008 im dritten Winterprogramm des
Circus Krone zu erleben. Bei der anschließenden Verabschiedung gab
es tosenden Beifall für das ganze Team. |