Der bisherige Parkchef Jochen Fleischmann,
ursprünglich bei Siemens beschäftigt, war nach der Wende der letzte
Direktor des DDR-Staatscircus und gründete später seinen Circus
Charivari, mit dem er beachtliche Erfolge feierte. 2004 wurden seine
Frau Petra und er wieder sesshaft und eröffneten den
Erlebnistierpark Memleben. Ähnlich wie in einem Circus stehen auch
hier der hautnahe Kontakt mit Tieren und verschiedene
Tiervorführungen im Vordergrund. 400 Tiere in 80 verschiedenen
Arten, mehrere Fahrgeschäfte und zwei Selbstbedienungsrestaurants
gehören heute zum Tiererlebnispark.
Seebären-Vorführung:
Verschiedene Shows sorgen für Abwechslung in Memleben
Der Park habe
mit knapp 35.000 Quadratmetern zwar eine relativ begrenzte
Grundfläche, gleiche dies aber durch sein besonderes Konzept wieder
aus, ist der neue Eigentümer Uwe Gehrmann überzeugt: Dank der
verschiedenen Shows im Circuszelt und im Theater, der Tiger-, der
Seebären- und der Papageienschule sowie kommentierter
Tierfütterungen könnten die Besucher gut und gerne einen halben bis
einen ganzen Tag auf dem Areal verbringen. Zwischen den einzelnen
Shows und Vorführen sei immer ein wenig Zeit, um die verschiedenen
Fahrgeschäfte und Spielgeräte zu nutzen oder etwas zu essen und zu
trinken. Noch interessanter werden soll der Park, indem künftig
einzelne Bereiche unter wechselnde Jahresmottos gestellt werden. Im
Jahr 2015 soll sich zum Beispiel in einem Teil des Parks alles um
das Thema „Wildwest“ drehen und werden Gehege und Spielgehege
entsprechend dekoriert. Perspektivisch seien zum Beispiel auch
Themen wie „Auf dem Bauernhof“ und „Die Wikinger“ denkbar. Auf diese
Weise werde der Park jedes Jahr etwas Neues bieten können, obwohl
keine Erweiterungsflächen zur Verfügung stehen.
Die Tiger gehören zu den
Hauptattraktionen in Memleben
Dass Uwe
Gehrmann nach 30-jähriger Erfahrung als Circus-Manager nun einen
Tier- und Freizeitpark leiten wird, war kein spontaner Entschluss.
Vielmehr war er nach eigenen Worten „schon länger am Thema Park
dran“. Beim Vogel- und Tierpark Solingen habe er sich ehrenamtlich
engagiert und so erheblich dazu beigetragen, die Anlage wieder auf
Vordermann zu bringen. „Da fragt man sich natürlich, warum man so
etwas nicht für sich selbst macht“, sagt Uwe Gehrmann. Und so war er
in den letzten Jahren „an verschiedenen Objekten dran gewesen“.
Zuletzt hatte sich die Übernahme des Eifelparks Gondorf in letzter
Minute zerschlagen. Nun habe sich die Möglichkeit ergeben, den
Erlebnistierpark Memleben zu übernehmen. Einen eigenen Reisecircus
habe er dagegen nie in Erwägung gewogen, dieses Geschäft sei heute
wirtschaftlich einfach „sehr, sehr schwer“ geworden. Dafür könne er
beim Betrieb eines Tier- und Freizeitparks jedoch aus seiner
Erfahrung im Circusbereich und im Umgang mit Tieren schöpfen. Jochen
und Petra Fleischmann wollen dem neuen Parkchef auch weiterhin
jederzeit mit ihrer Erfahrung beratend zur Verfügung stehen, auch
wenn sie künftig in ihrer Wahlheimat Spanien leben werden. „Damit
ist insgesamt einfach eine tolle Basis geschaffen“, sagt Uwe
Gehrmann. Auch von seinen Erfahrungen als Veranstalter reisender
Reptilienshows kann Gehrmann in Memleben profitieren. Die Tiere der
Reptilienshows stammten zwar zum Großteil von Kooperationspartnern,
eigene Exemplare hat er weitgehend an andere Halter abgegeben. „Aber
es gibt auch in Memleben ein kleines Tropenhaus und eine Anlage mit
Riesenschildkröten, so dass man das Thema Reptilien hier wieder
erneuern und aufgreifen kann.“ Die Dauer der Parksaison von Ostern
bis Ende Oktober lasse sich wunderbar mit den beiden
Weihnachtscircusproduktionen in Heilbronn und Offenburg vereinbaren.
Im Übrigen ist er nicht in die bestehende Firma eingestiegen,
sondern hat ein neues Unternehmen gegründet, die
Tier- und Freizeitpark Memleben GmbH Co. KG. Es soll, wie bisher
unter Jochen Fleischmann, etwa 15 Menschen Arbeit bieten.
"Kuhmelken"
in Memleben: Zu DDR-Zeiten war hier eine große LPG
Memleben ist
ein Ortsteil der Gemeinde Kaiserpfalz im Burgenlandkreis
(Sachsen-Anhalt) und hat etwa 600 Einwohner. Der Erlebnistierpark
befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Landwirtschaftlichen
Produktionsgenossenschaft (LPG) der DDR-Zeit. Auch ein Wohnhaus, das
Uwe Gehrmann künftig nutzen wird, und verschiedene große Hallen
gehören zu dem Gelände. Diese werden als Stallungen, als Betriebshof
und als überdachter Spielbereich für die jüngeren Besucher genutzt.
Die Lage des Erlebnistierparks, jeweils eine Autostunde von Erfurt
und Halle an der Saale entfernt, biete durchaus das Potenzial für
eine positive Weiterentwicklung. „Die Leute sind es hier im
ländlichen Umfeld gewohnt, für Freizeitaktivitäten einige Kilometer
zu fahren. Außerdem gibt es hier kaum andere Angebote im
Freizeitpark-Bereich; das nächste ist der Belantis-Park in Leipzig,
90 Kilometer entfernt. Ansonsten gibt es nur kleinere Tierparks und
Indoor-Spielplätze, aber ein solcher Showpark, diese Kombination aus
Tier- und Freizeitpark, das ist hier einmalig.“
Auch
Naturerlebnis und verschiedene Fahrgeschäfte gehören zum Parkkonzept
Aktuell läuft
der Park wie bisher unter der Leitung von Petra und Jochen
Fleischmann weiter. Uwe Gehrmann ist seit Anfang Juli ebenfalls vor
Ort, um die anstehenden Veränderungen zu planen und zu organisieren
sowie Kontakte mit den Firmen und Behörden vor Ort aufzubauen.
Aktuell wird bereits eine neue Futterküche gebaut. Gleich nach
Saisonschluss am 2. November soll die Umgestaltung des Parks
beginnen. Daher hofft er auf einen milden Winter, so dass alle
Projekte bis zur Parköffnung an Ostern 2015 abgeschlossen werden
können. „Natürlich werden wir nicht gleich alles auf den Kopf
stellen, sondern alles Schritt für Schritt weiterentwickeln“, sagt
Uwe Gehrmann. Zu den ersten Maßnahmen wird die Umgestaltung des
Eingangsbereiches gehören. Auch das Circuszelt soll bald durch ein
neues ersetzt werden; das Wohnwagenhotel in restaurierten
Circuswagen des ehemaligen DDR-Staatscircus soll eventuell noch
ausgebaut werden; der Bereich um das Riesenrad soll sich in einen
nostalgischen Jahrmarkt verwandeln. Deutlich verstärken möchte Uwe
Gehrmann das Marketing und die Werbung in der Region. Besonders hier
könne er seine Erfahrung aus dem Circusbereich einsetzen. „Das ist
ja alles sehr ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass der Park
stationär ist. Da also immer wieder die gleichen Medien angesprochen
werden, muss man sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, so
wie es auch Jochen Fleischmann gemacht hat“. Ein besonderes Plus sei
auch die hervorragende Ausschilderung des Parks in der Umgebung, die
Jochen Fleischmann erreichen konnte. So würden die Besucher bereits
ab den umliegenden Autobahnen zuverlässig zum Park geleitet. Ein
neues Logo für den Park wurde bereits entwickelt (siehe oben); eine
neue Website wird pünktlich an den Start gehen. Somit steht einer
weiter erfolgreichen Zukunft des beliebten Parks wohl nichts mehr im
Wege. |