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Cirque Alexis Gruss vor antiker Kulisse
Erste "Equestriades" im antiken Theater von Orange ein großer Erfolg
www.equestriades.com

Orange, 30. Mai 2014: Der Circus zurück an seinen Wurzeln – Wie zu Zeiten der Kunstreitergesellschaften drehen Pferde ihre Bahnen im Manegenrund, zeigen tollkühne Reiter ihre Kunststücke unter freiem Himmel. Das war unser erster Eindruck von den in diesem Jahr zum ersten Mal ausgetragenen Equestriades von Orange (Südfrankreich). In diesem Fall gibt es allerdings gleich zwei Manegen, und die Kulisse bildet nicht etwa eine provisorisch gezimmerte Arena, sondern das antike Theater von Orange, das europaweit einzige in seiner Architektur und Funktion vollständig erhaltene Relikt des antiken römischen Theaters.

Gastgeber dieser einzigartigen Veranstaltung war die besonders von ihren alljährlichen Paris-Gastspielen bekannte Familie Alexis Gruss. Wie von Paris gewohnt, zeigte sie sich auch hier den alten Traditionen der Reitkunst verpflichtet, dem „Cirque à l‘ancienne“ („Circus auf die alte Weise“), wie Gruss es auszudrücken pflegt. Ergänzt wird das Gruss-Ensemble durch die Akrobatentruppe Farfadais unter der künstlerischen Leitung von Stéphane Haffner. Beide Ensembles, Reiter und Akrobaten, bilden die circensische Entsprechung des antiken Grundmotivs des Abends, des Mythos von Pegasus und Ikarus.


Charles, Alexandre und Alexis Gruss 

Pegasus, das Fabelwesen halb Mensch halb Pferd, wird dabei durch die Reiterei symbolisiert. Die vornehmlich in der Luft dargebotene Akrobatik steht für den tollkühnen Ikarus, der mit seinen Flügeln der Sonne zu nahe kam. Im Zusammenwirken beider Kunstformen werden mythologisch motivierte Bilder kreiert, die sich dem Betrachter jedoch nicht immer erschließen. Das tut dem Genuss jedoch keinen Abbruch, ist doch die Qualität insbesondere des hoch zu Pferd Dargebotenen auf derart hohem Niveau, dass es das Publikum kaum auf seinen Sitzen hält. Wenn die von Alexis Gruss wie im Temporausch dargebotenen Dacapo-Steiger mit Standing Ovations und Fangesängen honoriert werden, dann ist das ein hochemotionaler Moment, der erkennbar auch den Grand Seigneur des Pferdecircus nicht kalt lässt. Herauszuheben ist weiter eine vierfache Hohe Schule, geritten in zwei Manegen von Alexis und seiner Ehefrau Gipsy Gruss sowie von deren Tochter Maud und Schwiegersohn Tony Florees. In einer perfekt gerittenen Piaffe äußert sich der enorme Pferdesachverstand von Alexis Gruss. Wunderbar anzusehen waren auch die beiden Söhne Alexandre und Charles Gruss mit ihrer Jonglage hoch zu Pferd, die mit in der Arena aufkommenden Windböen kein leichtes Spiel hatten.


Truppe Farfadais - Beeindruckendes Bild der Luftakrobatik

Ein beeindruckendes Bild entstand, als fünf Akrobaten an Strapaten arbeiteten, aufgehängt an einer durch Pferdekraft gedrehten Kuppel und symmetrisch eingerahmt von sechs weiteren Luftakrobaten links und rechts der Manege. Die Elemente Luft und Erde waren damit verbunden. Zu erwähnen bleibt noch das Wasser, das in einer Akrobatik im Wasserbassin, ausgeführt durch zwei Artistenpaare, zur Geltung kam. Musikalisch begleitet wurde das Spektakel durch das grandiose Orchester des Cirque National Alexis Gruss unter der Leitung von Kapellmeister Sylvain Rolland, dessen Wirken mit Hilfe einer sehr guten Tonanlage in der riesigen Arena gekonnt in Szene gesetzt wurde. Auch eine außerordentlich gelungene Lichtgestaltung wertete die ohnehin grandiose Kulisse noch weiter auf. Die akrobatischen Einlagen wurden zudem von einer Sängerin im Stile einer „mystischen Diva“, so die Lokalpresse, technisch hochwertig begleitet. Die teilweise allzu populäre Musikauswahl wirkte der Klasse und dem kulturellen Anspruch des Spektakels jedoch nicht immer angemessen.


Maud Florees - Ungarische Post 

Seinen Abschluss fand der Abend in einer von Maud Florees fulminant gerittenen Ungarischen Post mit 14 Pferden in der Manege. Die letzten Worte des sich anschließenden Finales gehörten Alexis Gruss, der die große Bedeutung des Ereignisses für ihn herausstellte. Das antike Theater übte schon von klein auf eine Faszination auf ihn aus und beeinflusste sein Wirken. So trat er bereits mit 20 Jahren im Circus des Vaters mit einer Reiterei im Stile von Ben Hur auf. Schon als Kind nahm ihn sein Vater mit ins Theater von Orange, und seit dieser Zeit, so wird berichtet, verspürte er den Wunsch, an diesem altehrwürdigen Ort mit seinem Circus zu spielen. Dieser Wunsch sollte nun endlich wahr werden, und den Begeisterungsstürmen des Publikums zufolge wurde es ein großer Erfolg. Folgeveranstaltungen in den kommenden Jahren – jeweils mit dem Cirque National Alexis Gruss – sind bereits fest geplant. So konnten für das nächste Jahr die renommierten Reiter des Cadre Noir des Saumur als Partner gewonnen werden. 2016 wird auf musikalische Unterstützung durch die Garde Républicaine gesetzt. Sonst begleitet diese Formation Staatsempfänge und Nationalfeiertage. Dass demnächst also auch in der Manege der Familie Gruss zu diesen Klängen der Cirque à l’ancienne zelebriert wird, spricht einmal mehr für den hohen kulturellen Stellenwert des Circus in Frankreich, dem der Cirque Alexis Gruss in jedem Jahr aufs Neue mehr als gerecht wird.

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Text
: Daniel Burow, Fotos: K - http:///www.image-k.com