Und das war
einiges: Hula Hoop, Magie und Clownerie, Jonglagen mit Tüchern,
Bällen, Tellern und Diabolos, Akrobatik am Trapez, Fakirspiele mit
Feuerspucken, Nagelbrett und Glasscherbenlauf sowie Balancen auf der
Slackline, auf Fässern und Gymnastikbällen gehörten zum Programm und
wurden mit moderner Musik peppig dargeboten. Die Stimmung stieg
während der zwei Stunden im voll besetzten Zirkuszelt beständig an,
mit Videokameras und Fotoapparaten hielten stolze Eltern das
Geschehen fest, sie lachten und staunten. Zum Abschluss gab es
donnernden Applaus.
  
Kinder am Trapez und
als Clowns, Direktor Timo Schwarzmeier
Mit „Ballessa“
lebt der 31-jährige Timo Schwarzmeier seinen Traum vom Circus.
Dieser war bei dem Maulbronner entfacht worden, als er als
Vierjähriger mit seiner Oma den Circus Barum in Pforzheim besucht
hatte, „damals noch mit Eisbären und allem drum und dran in der
Großen Gemischten Raubtiernummer“, erinnert er sich. Als Kind und
Jugendlicher half er fortan immer mit, wenn ein Circus nach
Maulbronn kam. 1996, also mit 13 Jahren, gründete er seinen „Circus
Ballessa“ als Freizeitgruppe. Einmal in der Woche trainierten hier
immer fünf bis zehn Kinder und Jugendliche gemeinsam verschiedene
Circus-Disziplinen. Die Gruppe hatte bald Auftritte bei Straßen- und
Vereinsfesten, Weihnachtsfeiern und anderen Gelegenheiten rund um
Maulbronn. Mit wachsendem Erfolg konnte erst ein
Zwölf-Meter-Stoffzelt und später ein Einmaster mit 18 Metern
Durchmesser angeschafft werden. Als die Gründungsmitglieder älter
wurden, begannen sie jüngere Kinder zu trainieren. Lange Zeit war
Timo Schwarzmeiers „Circus Ballessa“ bei der evangelischen Kirche
angesiedelt, doch das Projekt wurde der Kirchengemeinde zu
umfangreich, zum Beispiel wegen der notwendigen Versicherungen. Also
wurde ein eigener Verein gegründet und für diesen sogar ein
Zweimaster mit 20 Metern Durchmesser angeschafft. Timo Schwarzmeier
übernahm den Vereinsvorsitz. Die Kinder und Jugendlichen sollten als
Artisten auftreten, die Eltern das Zelt auf- und abbauen. Auf Dauer
war dieses Pensum jedoch nicht zu leisten, so dass Timo Schwarzmeier
2010 als Vorsitzender zurücktrat und der Verein sich dann schnell
wieder auflöste.

Ballessa-Direktor Timo
Schwarzmeier mit teilnehmenden Kids und seinem Team
Timo
Schwarzmeier musste sich neu orientieren. In der Zwischenzeit hatte
er eine Ausbildung zum Tierpfleger beim Karlsruher Zoo gemacht („Ich
wollte etwas lernen, das man im Circus brauchen kann“), das
Freiwillige Soziale Jahr absolviert und war eine Saison lang beim
Circus Romano in München tätig gewesen, wo er in allen Bereichen gearbeitet hatte, vom Auf- und Abbau über die Tierpflege bis zur
Reklame. In den letzten Jahren arbeitete er hauptberuflich als
Gärtner. 2012 kehrte sein „Circus Ballessa“ wieder auf die
Bildfläche zurück. Seitdem bietet Timo Schwarzmeier Schulprojekte,
Kinderferienprogramme, Tagesworkshops und mehr an. Der größte Erfolg
ist wohl seine „Circusschule“ in Illingen (ebenfalls Enzkreis), die
nun bereits drei Mal während der Pfingstferien stattgefunden hat und
in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll.
  
Fakirshow mit
Feuerspucken, Nagelbrett und Glasscherbenlauf
„Wir machen
schon etwas anderes als die rein pädagogischen Projektcircusse mit
ihren vielen Ge- und Verboten“, sagt Timo Schwarzmeier. Bei „Ballessa“
werde vor allem darauf geachtet, dass die Kinder Spaß haben. „Heute
gehen viele Kinder ja kaum noch raus, hier erleben sie Freude an der
Bewegung“, ist er überzeugt. Das rollende Material, das er über die
Jahre angeschafft hat – Kassenwagen, Imbisswagen, zwei Campings,
zwei Packwagen, Sanitärwagen – soll zur echten Circusatmosphäre
beitragen, die er vermitteln möchte. Selbst bildet er sich immer
wieder bei der AG für Kinder- und Jugendcircusse in
Baden-Württemberg fort.
  
Balancen auf Fässern,
Kugel und Slackline, Trainerteam
Bei der Projektwoche in Mühlacker standen
ihm seine Schwester Carolin Bénard und deren Mann Patrick, der
Münchner Christof Pfundstein als Spezialist fürs Slackline- und
Balancentraining, die Artistin Jacqueline Soulier aus der Kinder-
und Jugendcircusszene sowie Johanna Linn (ehemalige
Ballessa-Teilnehmerin in Illingen) und Anna Grasser zur Seite. In
bewährter Weise konnten die Kinder am Dienstag zunächst an
verschiedenen Stationen alle Disziplinen ausprobieren und sich dann
entscheiden, womit sie sich jeweils bis zur Abschlussgala am Samstag
intensiv befassen wollten.
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