Den Begriff „Eventmanagement“ vermeidet
Professor Kiel bewusst: „Es geht eben auch um Inhalte, nicht nur das
Ereignis an sich.“
Seit 2004 heuert
er Kiel jedes Jahr einen anderen Künstler aus wechselnden
Bereichen als Referent für die sogenannte Künstlerdozentur des
Studiengangs an. Pur-Sänger Hartmut Engler, Kabarettist Christoph
Sonntag, die Popgruppe Fools Garden und andere haben in den
vergangenen Jahren aus dem Nähkästchen geplaudert, über ihre
künstlerische Arbeit und Management-Fragen gesprochen. Für das
Wintersemester 2010/2011 hat Dirk Denzer, bekannt unter anderem als
Veranstalter des Schweinfurter Varietéfestivals „Magische Momente“,
die Künstlerdozentur übernommen. Fraglos eine Idealbesetzung. Denn
Denzer steht nicht nur selbst unter anderem als Moderator und
Jongleur auf der Bühne, das Kerngeschäft seiner Firma „Dirk Denzer
Performing Arts“ ist vielmehr das Eventmarketing, er schafft für
große Unternehmen Varieté-Galas im großen Stil, oft mit beachtlichem
technischen Aufwand, und wirkt dabei selbst als Regisseur.
  
Bellowski, Dirk Denzer, Roy
Gardner und James
Zu sechs
Vorlesungsterminen war Dirk Denzer nach Künzelsau gekommen. Aber
nicht nur zuhören durften die 22 Studenten, sondern auch selbst
aktiv werden. Die Organisation eines Varietéabends in der Hochschule
für rund 170 Gäste war Thema ihrer Studienarbeit. In Projektgruppen
wurden die verschiedenen Bereiche abgedeckt: die Suche nach
Sponsoren, die Auswahl und Verpflichtung der Künstler, das Catering,
Pressearbeit und Marketing, Bühnentechnik und Showdramaturgie sowie
natürlich Finanzierung und Kalkulation. Seine Studenten sollen
lernen, sagte Professor Kiel, wie sich Kultur und Wirtschaft
zusammenbringen lassen. Ehe sie im Berufsleben stehen und viele von
ihnen als Veranstaltungsplaner immer wieder Künstler engagieren,
sollen sie lernen, diese zu respektieren, zu schätzen und zu wissen,
wie sie ticken. Und dabei dürfe es nicht nur um Gewinnmaximierung
gehen. Die Künstler des Varietéabends zeigten sich äußerst
zufrieden: „Wir erleben hier wirklich eine super-professionelle
Betreuung, besser geht es nicht“, lobte beispielsweise
Diabolo-Artist Alexander Xelo.
  
Alexander
Xelo, Schorsch Bross, Acrobalena
Auf der Bühne
in der Aula der Hochschule standen letztlich vor allem Künstler, mit
denen Denzer regelmäßig zusammenarbeitet. Zu ihnen gehört Alexander
Xelo. Die Höhe des Raumes über der Bühne erlaubte ihm sein rasantes
Spiel mit bis zu vier Diabolos als Schlussnummer. Seine enorme
Bühnenpräsenz fasziniert dabei immer wieder. Am Beginn des Programms
hatte er in seiner geheimnisvollen Zweitnummer mit vier gläsernen
Kugeln jongliert. Bellowski präsentierte im ersten Auftritt komische
Zauberei und eine Säbelbalance, später sein Spiel mit Seifenblasen,
wobei die Vielfalt der Exemplare von en miniature bis riesengroß
reichte. Die Lacher auf seiner Seite hatte Schorsch Bross als Bayer
in der Krachledernen beim Alphornspiel, als dichtender Russe sowie
als Klischee-Schwuler mit Jonglagen auf dem Einrad. Witzig und
unterhaltsam ist auch Illusionist Roy Gardner als blasierter Graf,
dem nichts so recht gelingen will, so dass sein Butler James mit mitleidig-strafendem Blick eine Taube nach der anderen herbeihext.
Die Mongolin Acrobalena zeigte mit bestechender Technik
Handstandequilibristik und Kontorsionistik zu Tango-Musik, bis hin
zum Mundstand. Außerdem hatten die Studenten zwei Teilnehmerinnen
der „Supertalent“-Suche auf RTL verpflichtet, die beiden jungen
Spotakrobatinnen Janina und Sophia aus Stuttgart, und sogar selbst
eine eigene Nummer einstudiert – ein heiteres Ping-Pong-Spiel als
„Schwarzes Theater“ auf der dunklen Bühne. Die Moderation des
Abends, jonglierend, Gitarre spielend und als Italo-Kellner auf
Rollschuhen rasend, übernahm Dirk Denzer selbst. Dass eine
Studienarbeit mit Standing Ovations gefeiert wird, das dürfte
Seltenheitswert haben – bei den „Glanzstücken“, wie das Motto des
Varieté-Abends lautete, ist jedoch genau dieses gelungen. |