Restlos
ausverkauft war die einmalige Sondervorstellung. Wer im Dirndl oder
in der Lederhosen kam, dem spendierte das Friedrichsbau-Varieté ein
Glas Prosecco – und so sah man Trachten überall. Die „Gay-Edition“
der Varieté-Show hatte konzeptionell kaum etwas gemeinsam mit den „Gay
Circus Nights“ im Zirkus Charles Knie, die bereits zwei Mal in
Stuttgart stattfanden, 2008 ebenfalls mit Stargast Wommy Wonder. Bei
Charles Knie wird für die „Gay Circus Nights“ stets das komplette
Programm umgestrickt, werden die einzelnen Circusnummern in
homoerotische Geschichten verpackt, werden Musik, Kostüme und
Choreographie „umgaystaltet“ – man denke nur an die Tüchernummer, in
der sich statt „Tarzan und Jane“ ausnahmsweise „Tarzan und James“
beschnuppern. Im Friedrichsbau hingegen wurde im Prinzip die
reguläre, nur in Nuancen veränderte
„Jodel-Show“ gezeigt, die den
volkstümlichen Irrsinn von Musikantenstadel & Co. liebevoll aufs
Korn nimmt, zum „Gay“-Thema aber keinen Bezug hat. Einzig
Jean-Ferrys Trampolinnummer fiel weg. „Gay“ wurde das Programm nur
durch Gastauftritte der örtlichen Szenestars Frl. Wommy Wonder,
Schwester Bärbel und die vier „Schorle Sisters“.
Craig Reid, Frl. Wommy
Wonder und Schwester Bärbel
Wommy Wonder –
alias Michael Panzer – genießt als Travestiekünstler(in) in
Stuttgart Kultstatus und wurde mit entsprechendem Jubel empfangen.
Im Duett mit Bühnenpartnerin Schwester Bärbel (verkörpert von
Marcelo Pivoto) präsentierte Wommy im ersten Programmteil einen
Auftritt mit volkstümlichen und eigenen humoristischen Liedern und
wirklich pikanten Standup-Gags („Neulich war ich auf einer
griechischen Beschneidungsfeier, anschließend gab es frittierte
Calamariringe“). Nach der Pause rechneten Wommy, natürlich stets mit
gewaltigen Vollplastik-Frisuren ausgestattet, und Schwester Bärbel
singend mit der volkstümlichen Musik ab („Springt diese Musik vom
Gleis, verschwindet selbst das Edelweiß“). Schwester Bärbel war
außerdem in einer pantomimischen Doppelrolle als Mann und Frau
gleichzeitig zu sehen. Die vier „Schorle Sisters“ in ihren feschen
Dirndln rundeten mit einem Playback-Tanz im Disco-Rhythmus („Wir
brauchen Männer, Männer, Männer“) die zusätzlichen Einlagen ab – und
betätigten sich vor der Show in rosa Dirndl-Outfit als
Kartenabreißerinnen. |