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Gay Circus Barcelona 2008
www.gaycircus.net ; 65 Showfotos

Barcelona, 25. Juli 2008: Nicht nur der Zirkus Charles Knie, sondern auch der spanische Impresario Genís Matabosh hat das Konzept eines speziellen Circusprogramms für ein überwiegend schwul-lesbisches Publikum entdeckt:  Vom 25. bis 28. Juli 2008 bat er nach Barcelona zu seinem ersten Gay Circus, für den er wie schon bei früheren Gelegenheiten die gepflegten Zeltanlagen der Fima Rossi Deros angemietet hatte. Zwei durchaus attraktive Genres dominierten das Programm, Handstand- und Luftartistik, so dass der kurzfristig hinzu engagierte Anton Monastyrsky mit seinen Hula-Hoops zu einer willkommenen Abwechslung wurde.

Senioren in der Show und gleichzeitig  Schlussnummer vor dem nicht besonders inszenierten Finale waren die Pellegrini mit ihrer seit einem Vierteljahrhundert umjubelten Partner-Equilibristik. Als weitere Handstandkünstler(innen), jeweils par terre und ohne Requisiten,  profilierten sich  Iulia & Natalia aus der Ukraine und ihre männlichen Landsleute, das Duo Iroshnikov: Deren Leistungen sind natürlich toll, doch die beiden jungen Männer fielen einmal mehr unangenehm auf durch ihre muffelige Art beim Kompliment, sogar zum Finale und ganz im Gegensatz zu den anderen Künstlern dieses kurzzeitig zusammengefügten Ensembles, das ansonsten durchaus schwule Lebensfreude ausstrahlte – auch wenn sie privat vielleicht glückliche Heteros sind…


Sorellas, Les Vitaminés, Stéphane und Emiliano

Die Sorellas haben am Trapez bereits jenen Bekanntheitsgrad erreicht, den auch die Farfadais verdienen, Stéphane und Emiliano aus einem eigentlich viel größeren Ensemble: Sie eröffneten den Gay Circus erotisch-leistungsstark an den Strapaten und übertrafen sich in erotischer Ausstrahlung selber bei ihrer Akrobatik im Wasserbecken zur Einleitung des zweiten Teils. Bekannt von Flic Flac ist eine weitere Luftnummer, die Budapesterinnen Bettina Mezo & Edina Tokár als Living Trapeze. Inmitten all dieser attraktiven und sicher auch recht teuren Artisten sorgten die beiden Les Vitaminés aus Kanada für den Humor in sehr origineller Akrobatik mit riesigen Bällen und in einem weiteren Auftritt als Cascadeure.


Bettina Mezo und Edina Tokár, Bruno Sainz und Jorge Mella, Ballett

Speziell für diesen Gay Circus neu inszeniert war eine Luftnummer am rotierenden Kronleuchter (Bruno Sainz & Jorge Mella in bzw. an der „Scenic Lamp“) sowie die Ballettszenen: Vier Damen und vier Herren in Kostümen, die meist genau zu der folgenden Darbietung passten. Hier fiel  auf, dass sie in ihrer Choreografie von Paco Gómez zwar paarweise tanzten, aber nie in gemischtgeschlechtlichen Formationen. Ohnehin wurde jeder Hetero-Aspekt vermieden – einer von vielen Unterschieden zwischen dem spanischen Gay Circus und der hiesigen Gay Circus Night beim Zirkus Charles Knie. Wer sich für weitere Unterschiede interessiert, lese meinen Bericht in der September-Ausgabe der Circus Zeitung bzw. in der nächsten Planet Circus … und wer einmal die Gay Cicus Night live erleben möchte, fahre am 25. Oktober nach Stuttgart! Ob und wann Genís Matabosch sein Experiment wiederholen wird, steht dagegen noch nicht so ganz fest.

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Text: Achim Schlotfeldt; Fotos: François Dehurtevent