Göttingen, 2. Mai 2008:
Er ist der Sohn von Barums Tourneeleiter, machte eine Lehre zum
Hotelkaufmann, stand dann mit dem Trio Les Saits in der Circusmanege,
machte sich vor kurzem als Profi-Komiker unter dem Pseudonym FiLu
selbstständig und stand nun Chapiteau.de Rede und Antwort. Die Rede ist
natürlich, die meisten Leser werden es längst erraten haben, von David
Paschke.

Chapiteau.de:
David, dein Vater ist
Tourneeleiter des Circus Barum. Hast du deine Kindheit im Circus
verbracht? Wo bist du zur Schule gegangen?
David Paschke:
Ich wurde am
05.04.1980 in Coesfeld/Westfalen während der Reisesaison des Circus
Siemoneit-Barum geboren. Bis zur Einschulung im Jahre 1986 lebte ich im
Circus, um dann im niedersächsischen Einbeck, wo ja auch der Circus
Siemoneit-Barum beheimatet ist, mit Mutter, Schwester und Bruder ein
Leben zu beginnen, das vom ständigen Wechsel zwischen Circus- und
„normaler“ Welt geprägt war. Das heißt, wenn immer es möglich war, zog
es mich zum Circus, zu meinen Freunden, meiner Familie. Bis zum Abitur
blieb ich in der schönen Bier-Stadt Einbeck und träumte von mehr…
Chapiteau.de:
Wann reifte der
Entschluss Komiker werden zu wollen, gab es ein bestimmtes,
einschneidendes Erlebnis?
David Paschke:
Mein gesamtes Leben
wollte ich immer im Mittelpunkt stehen, meine Mitmenschen unterhalten,
ja sie zum lachen zu bringen. Die Geschichte vom Klassen-Clown trifft
voll auf mich zu. Bereits in der Grundschule erarbeitete ich kleine
Comedy-Programme, die ich meinen Mitschülern zum Besten gab. Außerdem
hatte ich schon immer großes Interesse an Clownerie und allem, was
Menschen Freude macht.
Chapiteau.de:
Hast du
Vorbilder, gab es vielleicht im Circus Barum engagierte Clowns/Komiker,
denen du nacheifern wolltest?
David Paschke:
Jerry Lewis, Marx
Brothers, Charlie Chaplin, Laurel and Hardy, Peter Sellers aber auch
Rudi Carell und Heinz Ehrhardt – alles klangvolle Namen, großartige
Künstler, von denen ich vieles geradezu inhaliere und als Inspiration
für mein Schaffen nutze. Bei Barum haben mich vor allem die Collins
Brüder in den Neunzigern begeistert und geprägt. |
Chapiteau.de:
Wann hast du zum
ersten Mal in der Manege bzw. auf einer Bühne gestanden?
David Paschke:
Das erste wirkliche
Bühnenerlebnis hatte ich 2005 mit der Vorgänger-Version, der Rohfassung
der späteren „Les Saits“-Darbietung. Requisiten, Kostüm, vor allem aber
die Idee an sich kam hier bereits zum Tragen. Es war dann später eine
große Freude diese Idee mit meinem Partner Maximilian Siemoneit-Barum
und meiner Partnerin Rosita Boshkova weiter auszuarbeiten und
professionell zu realisieren.
Chapiteau.de:
Trotz deiner Neigung
zum Showgeschäft hast du dann trotzdem zunächst eine Lehre zum
Hotelkaufmann gemacht, warum?
David Paschke:
Es war mir sehr
wichtig mit gewissen Erfahrungen aber auch mit der Sicherheit einer
abgeschlossenen kaufmännischen Berufsausbildung in dieses Geschäft zu
gehen. Und ich merke mehr denn je, dass dies die richtige Entscheidung
war. Gerade jetzt greife ich auf meine Erfahrungen in der Gastronomie
zurück, die ich für meine Programme nutze. Und das kaufmännische Wissen
benötige ich um meine selbstständige Freiberuflichkeit zu meistern. |
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Chapiteau.de:
Wie kam es dann dazu,
dass du 2006 wieder zurück zum Circus Barum gegangen bist? Und wie kam
das Trio Les Saits zustande?
David Paschke:
2005 war ich im
Phantasialand als Assistent der Serviceleitung in der Dinnershow „Fantissima“
tätig. Als sich dann die Möglichkeit ergab aktiv vor Publikum
aufzutreten, Menschen zu begeistern, sie zum Lachen zu bringen, packte
ich die Gelegenheit am Schopfe und erarbeitete mit Max und Rosita mit
großer Hilfe von Rosalind und Gerd Siemoneit-Barum die humorvolle
Illusionens-Nummer von „Les Saits“. Die komischen Illusionen von „Les
Saits“ waren ein charmant gemixter Bühnencoktail aus Slapstick, Komik
und Magie, stilvoll serviert mit einem Augenzwinkern, und gleichzeitig
eine Hommage an die glanzvolle Zeit des Charleston, des Varietes und die
Mondäne der 1920er Jahre. Mein großer Traum wurde also Wirklichkeit!
 
Chapiteau.de:
2006 und 2007 feierst
du dann mit den Les Saits Erfolge im Circus Barum, erzähle doch
mal, welchen Part du in dem Trio übernommen hast?
David Paschke:
Wir drei hatten,
jeder für sich, eine authentische Rolle. Das heißt, vieles war überhaupt
nicht gespielt, höchstens verstärkt dargestellt. Rosita war das
wunderhübsche Mädchen, die es zu umgarnen galt. Eigentlich war sie keine
klassische Assistentin, eher der Mittelpunkt unseres Programmes. Max war
der stolze, ehrwürdige Zauberer, der natürlich keine Fehler machte und
schon gar nicht duldete. Er war der seriöse Part, vergleichbar mit dem
Weißclown im klassischen Clownentree. Ich brachte alles durcheinander,
was meine Mitstreiter präsentieren wollten. Auf kindlich naive Weise
vermasselte und verriet ich so manchen Zauber-Trick und kassierte neben
bösen Blicken meiner Zauberkollegen vor allem Lacher beim Publikum. |
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Chapiteau.de:
2008 dann wieder
neuer Lebensabschnitt. Warum bist du nicht mehr mit dem Circus Barum auf
Tour?
David Paschke:
Aus familiären
Gründen bin ich nicht mehr bei Barum. Wir haben in großer Freundschaft
entschieden „Les Saits“ vorerst nicht mehr während der Barum-Saison zu
präsentieren. Ab 2008 gehe ich also meine eigenen individuellen Wege als
freiberuflicher Artist. Gleichzeitig eröffnet sich natürlich die Chance
neue Ideen zu verwirklichen, meiner eigenen Kreativität freien Lauf zu
lassen.
Chapiteau.de:
Welche Art von Komik
machst du jetzt?
David Paschke:
Als FiLu präsentiere
ich Comedy und Illusionen der ganz besonderen Art. Ich schlüpfe in
verschiedene Rollen, um mein Publikum zu begeistern. So habe ich
verschiedene Charaktere und Programme erarbeitet, die zeigen wie
humorvoll Magie sein kann. So bin ich zum Beispiel als "durchgedrehter
Page" oder als "nicht ganz ernstzunehmender Security-Guard" zu erleben. |
Chapiteau.de:
Könntest du dir
vorstellen, irgendwann wieder mit einem Circus auf Tour zu gehen und in
der Manege zu stehen?
David Paschke:
Unbedingt! Schon im
Herbst stehe ich wieder in der Manege. Und es sollte für einen Künstler
meiner Art keine größere Freude und Genugtuung geben, als in einer
Circusmanege zwei mal täglich möglicherweise vor hunderten, ja tausenden
Menschen sein Können zu zeigen und Freude und Glück in die Gesichter
des Publikums zu zaubern.
Chapiteau.de:
Wie siehst du
allgemein die Zukunft des Circus? Hat die Art, wie wir ihn kennen und
lieben mit Tieren, Clowns und Akrobaten Zukunft?
David Paschke:
Der klassische Circus
hat ganz sicher eine Zukunft. Trotzdem ist es wichtig immer „up to date“
zu sein, mit der Zeit zu gehen. Neue aktuelle Programmkonzepte müssen
her. Das „Pferdchen linksrum, Pferdchen rechtsrum“ zieht nicht mehr. Ich
habe erlebt, dass wenn man erstklassigen Circus bietet, authentisch und
ohne Betrügereien, der Besucher in höchstem Maße begeistert ist. Es ist
jedoch schwer, dem Publikum vorher zu vermitteln, dass es sich hier um
ein absolut hochwertiges Produkt handelt. Das heißt, man muss ihn erst
einmal in den Circus hinein bekommen. Das Image des Circus allgemein
sollte verbessert werden, und diese Aufgabe können nur die paar großen,
seriösen Unternehmen übernehmen. Gerd Siemoneit-Barum sagte einmal:
„Circus ist immer mit Arbeit und vor allem mit Kampf verbunden“. Also
auf in den Kampf! |
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Text:
Sven Rindfleisch; Fotos: David Paschke, Sven Rindfleisch, Uwe Wilkens
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