Metz,
30. Juni 2008: Frederic Edelsteins Vater Gilbert hat 1983 den Circus
Pinder - Jean Richard übernommen und feiert in diesem Jahr folglich das
Silberjubiläum als Circusbesitzer und Direktor. Juniorchef Frederics
große Leidenschaft sind Raubtiere und seit Jahren führt der Circus eine
beachtliche Zahl großer Katzen mit. Täglich steht er mit seinen
Lieblingen in der Manege und präsentiert faszinierende, große
Raubtierdarbietungen. Am Aufbautag in Metz ergab sich zwischen den
beiden Vorstellungen die Gelegenheit zum Gespräch mit Frederic
Edelstein.
Ein besonderer Dank gebührt Gina
Giovannis, die sich uns als Dolmetscherin zur Verfügung gestellt hat und
so dieses interessante Gespräch möglich gemacht hat. |
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Chapiteau.de:
Herr Edelstein, Ihre große
Passion sind Raubkatzen. In welchem Alter waren Sie, als es ‘klick‘
machte?
Frederic Edelstein: Ich
war etwa sechs Jahre, da habe ich Dompteur Wolfgang Holzmair zugesehen
und meine Liebe zu den Raubtieren begann. Mir war klar, dass ich mit
diesen Tieren arbeiten wollte.
Chapiteau.de:
Wer sind oder waren Ihre Vorbilder?
Frederic Edelstein:
Wolfgang Holzmair und Alexandre Bouglione. Vor allem natürlich der
unvergleichliche Günther Gebel Williams, den ich ganz besonders schätze.
Chapiteau.de:
Wie reagierte ihr Vater, ihre Familie, als Sie von Ihren Plänen
erfuhren, in Anbetracht dessen, dass sich der Junior solcher Gefahr
aussetzen will?
Frederic Edelstein:
Nun, es war absolut niemand damit einverstanden. Von niemanden bekam ich
auch nur die geringste Unterstützung. Heimlich habe ich trainiert und
bin mit vierzehn Jahren heimlich mit vier Tieren aufgetreten. Es gab
Auseinandersetzungen und harten Kampf mit meinem Vater, bis ich mich
durchsetzte. Heute ist er unglaublich stolz auf seinen Sohn und hat sich
in Interviews geäußert, dass, wenn er je Artist geworden wäre, er es mir
hätte gleichtun wollen und ich wäre sein großes Vorbild. |
Chapiteau.de:
Könnten Sie sich vorstellen, etwas anderes im Circus zu tun, als die
Arbeit mit Raubtieren?
Frederic Edelstein:
Nein nicht wirklich. Die Arbeit mit Raubtieren ist mein Leben.
Allenfalls Elefanten wären eine Alternative.

Chapiteau.de:
Gibt es Pläne oder Ideen für neue, andere Raubtiergruppen?
Frederic Edelstein:
Zur Zeit arbeiten wir daran, die derzeitige Gruppe von sechzehn auf
zwanzig Tiere zu erweitern, was in Schulvorstellungen auch schon zur
Ausführung kommt, aber für die großen Shows noch perfektioniert werden
muss. In diesem Zusammenhang möchte ich Dickie Chipperfield erwähnen,
ihm verdanke ich mein ganzes Wissen und Können und dafür gebührt ihm
mein Dank. In der Zukunft möchte ich gerne eine Gruppe aus zwölf weißen
Löwen zusammenstellen. |
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Chapiteau.de:
In Ihrer Menagerie reist auch ein schwarzer Panther mit. Würde es Sie
interessieren einmal Leoparden, bzw. Panther in eine Gruppe zu
integrieren, oder möchten Sie evtl. auch einmal mit Bären arbeiten?
Frederic Edelstein:
Nein, das sind absolut keine Optionen für mich. Löwen und Tiger sind die
Tiere denen mein Interesse gilt.
Chapiteau.de:
Auch in Frankreich werden die Tierrechtsaktivisten und die
entsprechenden Organisationen immer aktiver. Wie beurteilen Sie die
Möglichkeit auch künftig Wildtiere in Circussen zu halten und dem
Publikum zu präsentieren?
Frederic Edelstein:
Da habe ich keine Bedenken. Dies wird auch weiterhin möglich sein. Die
ECA ist eine starke Institution, die für die Interessen der Circusse
eintritt. In unserem Circus ist die Tierhaltung in bester Ordnung und
alle Vorgaben und Bestimmungen werden erfüllt. Hin und wieder gibt es
auch einmal eine Tierrechtlerdemo vor dem Circus, auf die wir bisher
immer die passende Gegenaktion starteten. Werden z. B. Flugblätter
verteilt, reagieren wir sofort und die Passanten erhalten entsprechende
Blätter des Circus. |
Chapiteau.de:
Wird Pinder weiterhin auf klassischen Circus setzen, oder wird man sich
mehr den aktuellen Trends zuwenden und vermehrt auf ’moderne
Programmgestaltung’ setzen?
Frederic Edelstein:
Nein, in keiner Weise. Pinder steht absolut für klassischen Circus und
ist damit seit Jahren überaus erfolgreich. Es gibt keinerlei Gründe oder
Absichten vom Konzept des klassischen Circusprogramms abzuweichen.
Chapiteau.de:
Thema Circusfestival Monte Carlo; wäre es für Sie von besonderem
Interesse dort einmal aufzutreten, oder existiert die besondere
Bedeutung dieser Veranstaltung eher nur in der Vorstellung der
Circusbesucher?
Frederic Edelstein:
Nein, an dieser Art Veranstaltung habe ich kein Interesse. Es gab einige
Male Anfrage aus Monte Carlo, wir haben sie alle abgelehnt. Ich arbeite
das ganze Jahr Tag für Tag mit meinen Tieren. Unsere Tournee dauert 350
Tage und die Weihnachtsgalas enden genau, wenn Monte Carlo beginnt.
Diese zwei Wochen Pause sind meine gesamte Freizeit und Urlaub. Das ist
die einzige Phase der Erholung für meine Tiere und mich. Dies ist mir
wichtiger als die Festivalteilnahme.
Chapiteau.de:
Wird es, und wenn ja, wann wird es Pinderland geben?
Frederic Edelstein:
Pinderland wird definitiv eröffnet werden. Bereits ab September wird es
dort Circusvorstellungen geben, aber nicht zeitgleich und überschneidend
mit dem Gastspiel in Paris. Die Eröffnung des kompletten Parks wird es
bald geben.
Chapiteau.de:
Wir bedanken uns recht herzlich bei Ihnen, Herr Edelstein, dass Sie sich
die Zeit genommen haben und dieses ausführlich Gespräch mit uns führten.
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Text und Fotos:
Friedrich Klawiter
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