Wiesbaden, 18. Juli 2005: Angefangen
hat alles in Recklinghausen vor vierzehn Jahren: Der
Circus Jonny Casselly spielte dort eine Gala-Vorstellung
für die Arbeiterwohlfahrt und das Kulturamt der Stadt.
In der Pause kam Circuschefin Hertha Maria
Casselly die spontane Idee ein paar der anwesenden Kinder
in die Vorstellung einzubauen. Gesagt getan, schon eine
halbe Stunde später präsentierten die Kids eine kurze
Bodenakrobatiknummer. Der Leiter des Recklinghausener
Kulturamts schlug daraufhin vor, die ganze Sache in den
nächsten Sommerferien zu wiederholen, allerdings mit
mehr Vorbereitungszeit für die Kinder. Somit hatte der
Circus Jonny Casselly eine Marktlücke gefunden, die er
noch heute gemeinsam mit zahlreichen Nachahmern
erfolgreich besetzt: den Kindermitmachcircus.
Mittlerweile sogar so erfolgreich, dass sich die
Cassellys gar nicht mehr bewerben müssen, sondern die
Schulen und Kulturämter, die den Circus engagieren
wollen, auf freie Termine hoffen müssen.
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So auch das Wiesbadener
Kulturamt, das den Circus Casselly vom 13. 25.
Juni bereits zum zweiten Mal zu Gast hatte. Insgesamt 480
Kinder im Alter von acht bis dreizehn Jahren, aufgeteilt
in vier Gruppen, reiften in einem einwöchigen Crashkurs
a drei Stunden pro Tag zu Nachwuchsartisten heran. Die
Kinder können dabei am ersten Projekttag selbst wählen,
in welcher Sparte sie sich betätigen wollen. Um das
Training der Kinder kümmert sich die gesamte Familie
Casselly. Mutter Hertha Maria Casselly etwa
übt mit den Trampolinspringern, während ihre Tochter
Karola Casselly den Kindern das Seillaufen beibringt.
Karolas Schwester Stefani bildet Bauchtänzerinnen und
Bodenakrobaten aus. Antonio widmet sich den Clowns und
Alfons studiert gemeinsam mit Jonny jr. und den Kids eine
Kleintiernummer ein. Selbst die jüngsten Cassellys: die
Zwillinge Alexia und Romina sind schon involviert und
zeigen ihren Schützlingen den richtigen Umgang mit
Tauben. |
Nur
Direktor Jonny Casselly hält sich aus dem
Trubel raus und kümmert sich im Hintergrund um die
Infrastruktur des Circus. Nach einer Woche
anstrengendem Training gibt es dann jeweils als
krönenden Abschluss eine Gala-Vorstellung, in der die
Kinder das Erlernte in fantasievollen, vom Circus gestellten, Kostümen ihren Eltern und Freunden
präsentieren. Für die Kinder, so Hertha
Maria Casselly, ist das Circusprojekt eine
einmalige Erfahrung, von der sie noch lange erzählen und
profitieren werden. Erlernten sie im Rahmen eines solchen
Projekts doch auch soziale Kompetenzen wie das gemeinsame
Hinarbeiten auf ein Ziel. Überdies erkennen viele der
Kinder hier zum ersten Mal, welche Talente in ihnen
stecken und wie viel Spaß Bewegung machen kann, erzählt
Stefani Casselly, und fügt lächelnd hinzu: Die
Eltern erkennen ihren Nachwuchs in der Gala oftmals gar
nicht wieder. |

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Auch Frank Zammert vom
Wiesbadener Kulturamt unterstreicht die pädagogische Wirkung des
Projekts. Mit dem Circus Jonny Casselly hat das
Kulturamt Wiesbaden, so scheint es, dafür den idealen
Partner gefunden. So stellt Frank Zammert den Cassellys
ein hervorragendes Zeugnis aus: Das Unternehmen ist
nicht nur äußerst seriös, sondern der Umgang mit
Mensch und Tier ist zudem von Herzlichkeit und
Einfühlungsvermögen geprägt. Für die Cassellys
ist der Kindermitmachcircus mittlerweile zu
einer sicheren Einnahmequelle geworden. Denn nicht nur in
Wiesbaden, sondern auch im gesamten Ruhrgebiet haben sie
sich über die Jahre einen guten Ruf erworben und können
so fast das ganze Jahr durchspielen.
Während andere Circusunternehmen eine Sommerpause
einschieben oder sich Sorgen um den Winter machen,
können wir fast immer arbeiten, freut sich Hertha
Maria Casselly.
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Somit
„können wir vorausschauender planen und Investitionen leichter tätigen“.
Kein Wunder also, dass die Cassellys sich
nun mehr fast ausschließlich dem
Kindermitmachcircus verschrieben haben. Um nicht aus der
Übung zu kommen und, weil wir zu gerne Vorstellungen
geben, wie Hertha Maria Casselly
betont, zeigen die Cassellys aber ab und an doch ihr
reguläres Programm, das weiterhin komplett oder zum Teil
für Galas und andere Events buchbar ist. Ein Glück für
alle Circusfreunde, denn was die insgesamt sieben Kinder
von Hertha Maria und Jonny Casselly,
unterstützt von Jonny juniors Frau Jessica, dann
aufbieten, ist einsame Spitze. Circus mit so viel
Leidenschaft, Herzblut und Können sieht man selten.
Herausragend ist sicher die Duo-Kortorsion der Schwestern
Karola und Steffani, die Clownerie, sowie die
Schlussnummer in der Jonny jr., Alfons und Antonio
Casselly ihr artistisches Talent in einer temporeichen
und mitreißenden gemischten FlicFlac-, Handvoltigen- und
Kaskadeurarbeit beweisen. Entscheidend für den Erfolg
beim Publikum, in Wiesbaden gab es stehende Ovationen,
ist aber sicher die sympathische Ausstrahlung der
Circusfamilie, die jede Nummer im Zusammenspiel mit
Kostümen und Musikauswahl zu etwas besonderem macht.
Mehr zum Programm: hier und auf Cassellys Website. |
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Text
und Fotos:
Sven Rindfleisch
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