Nicht
verwunderlich also, dass nach der Vorstellungen immer wieder seine
vermeintlichen Opfer auf ihn zukommen und von der kurzen Zusammenarbeit
schwärmen. Auf
Mitspieler aus dem Publikum zu verzichten, kommt für
Laszlo Szabo nicht in Frage. Mache diese Interaktion doch
gerade den großen Spaß am Clownsein aus.
Ohne die Herausforderung jeden Tag mit einem anderen
Publikum, neuen Mitspielern zu arbeiten, würde Szabo
etwas fehlen. Und so arbeitet er bereits seit 14 Jahren
als interaktiver Clown. Allerdings immer auf
die sanfte Art, wie er betont: Wer nicht mitmachen
will, muss auch nicht. Ein Patentrezept für die
Auswahl der Partner aus dem Publikum gebe es aber leider
nicht. Und die besten Geschichten entstehen sowieso immer
zufällig. So sei zum Beispiel vor kurzem ein
zweieinhalbjähriger Junge seinem Vater in die Manege
gefolgt und habe dort die ganze Menschen aus dem
Publikum musizieren-Nummer an sich gerissen.

Sympathischerweise
gesteht Szabo ein, dass er sich bei Besuchen anderer
Circusunternehmen auch immer davor fürchtet als
Mitspieler ausgewählt zu werden. Trotzdem gefällt Szabo
die Möglichkeit anstelle von Freiwilligen aus dem
Publikum auf einen Stooge, also einen
getürkten Zuschauer, zurückzugreifen
eigentlich gar nicht. Weil immer die Gefahr bestehe, dass
der eingeweihte Partner irgendwann die Nummer dominiere.
Auf Idee der Circusleitung probiert es Pom
Pom aber nun doch einmal mit einem Stooge. Und zwar
mit riesigem Erfolg: Das Entree Spiel mir das Lied
vom Tod ist mittlerweile ein Höhepunkt des
Programms. Nicht zu letzt Dank des unnachahmlichen Spiel
des Partners, der für Unwissende nicht erkennbar den
leicht verunsicherten manegenunerfahrenen Zuschauer gibt.
Szenenapplaus für den Stooge, wenn er sich auf seinen
Platz zurücksetzt, ist keine Seltenheit. Ideen
für seine Nummern, das gibt Szabo offen zu, holt er sich
auch schon mal bei Kollegen seiner Zunft. Daran sei auch
nichts verwerfliches: Schließlich bieten
mittlerweile auch alle Bäcker Mohnkuchen an, obwohl nur
einer diesen erfunden hat. Gar nicht verstehen kann
er aber, dass manche Clowns Ideen eins zu eins
übernehmen. Es sollte doch jeder Clown seinen eigenen
Stil finden. Als Beispiel nennt er seine Version des
Menschen aus dem Publikum musizieren
Entrees, die auf humorvolle Weise das Queen-Video
We want to break free imitiert. Seinen
endgültigen eigenen Stil habe er aber noch nicht
hundertprozentig gefunden. Es sei aber auch noch Zeit,
denn sein Onkel und Vorbild Spider Austin, der in den
30er und 40er Jahren als Starclown mit den größten
Circussen Europas reiste, hat ihm mal gesagt:
deinen Stil solltest du mit 50 Jahren gefunden
haben.
   
Laszlo
Szabo alias Pom Pom ist 40 und seit knapp einem Monat
glücklich mit der russischen Trapezartistin Galina
verheiratet. Die Trauung fand im Rahmen des diesjährigen
Heidelberger Weihnachtscircus statt. Ein Paar sind die
beiden allerdings schon seit drei Jahren. Noch teilen sie
ihren komfortablen Camping nur mit dem weißen
Scott-Terrier Einstein, ein kleiner Pom
Pom, verrät Szabo stolz, ist aber bereits auf dem
Weg. Beim Circus angefangen hat Szabo erst mit 26 Jahren.
Vorher hat er den Rat seines Großvaters befolgt und 10
Jahre in einem 4-Sterne-Hotel gearbeitet. Irgendwann
hatte er davon aber die Schnauze voll und sein von der
Mutter geerbtes Circusblut setzte sich durch. Der große
Vorteil des Circusleben sei einfach die tägliche
Abwechslung. Mit der Stechkarten-Mentalität des
"normalen Berufsleben" konnte er sich nie
anfreunden. Bei
Manege ist Pom Pom seit das junge Unternehmen
vor vier Jahren gestartet ist. Vorher war er viel in
England und Ungarn on tour. In Deutschland ist er unter
anderem mit Universal Renz gereist. Bei
Manege fühlt sich Pom Pom rundum wohl.
Augenzwinkernd gesteht er, er könne sich durchaus
vorstellen dort in Rente zu gehen. Schließlich erkenne
man seine Arbeit an und behandle ihn nicht wie den
Pausenclown der immer dann raus muss, wenn Requisiten
reingetragen werden. Momentan feilt er in seinem Kopf
gerade an einer neuen Nummer mit einem überdimensionalen
Handy. Proben? Gibts nicht! Geübt wird nur vor
Publikum, denn nur unter Wettkampfbedingungen
kann man feststellen, ob die neue Nummer auch beim
Publikum ankommt. Die Idee sollte - zumindest im Kopf
allerdings schon relativ ausgereift sein. |